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Verkehrskonzept in die richtigen Bahnen lenken

Zuger Tunnelträume könnten Wirklichkeit werden

Auf der Ostseite soll Unterägeri ab der Seepromenade durch einen Tunnel durchfahren werden. (Bild: zvg)

Der Kantonsrat Zug genehmigte Ende August den Kredit von knapp über einer Milliarde Franken für den Bau der beiden Tunnelprojekte Zug und Unterägeri (zentralplus berichtete). Doch braucht der Kanton Zug zwei weitere Umfahrungen? Die Antwort lautet: Ja!

Die beiden Umfahrungen in Zug und Unterägeri wurden vom Kantonsrat in zwei separate Kredite getrennt und werden mittels Behördenreferendum anfangs 2024 zur Volksabstimmung gebracht.

Die Umfahrung Unterägeri war aber bereits im Zusammenhang mit der Aufhebung der Strassenbahn ins Ägerital in den 1950er-Jahren ein grosses Thema. Erste Tunnelkonzepte entstanden bereits 1966. Der Kantonsrat nahm die Umfahrung Unterägeri erstmals im Jahr 2004 in den kantonalen Richtplan auf.

Auch die Idee einer Umfahrung Zug hat eine lange Geschichte. Seit den 1960er-Jahren ist ein Tunnel Teil eines künftigen kantonalen Strassennetzes. Der Kantonsrat bestätigte den Stadttunnel ebenfalls erstmals im Jahr 2004 im kantonalen Richtplan als Zwischenergebnis. Im Jahr 2009 wurde das Projekt Stadttunnel Zug geboren. Am 14. Juni 2015 lehnte der Zuger souverän den Objektkredit für die Planung und den Bau dieses Stadttunnels ab.

Tunnel seit 1960 ein Thema

Der damalige Zuger Stadttunnel war ein Mammutprojekt für 900 Millionen Franken mit einer Vorlaufzeit von mehreren Jahrzehnten. Die neue Variante des Umfahrungstunnels Zug kostet 750 Millionen Franken und der Tunnel in Unterägeri 310 Millionen Franken. Auch was das Konfliktpotenzial betrifft, war die damalige Vorlage ungewöhnlich. In allen politischen Lagern fanden sich Befürworter wie auch Gegner des Vorhabens. Eine Nachbefragung zeigte, dass die damals schlechte finanzielle Lage des Kantons der Hauptgrund für die Ablehnung war.

Neben den Finanzen gab es vor allem aus dem linken Lager Stimmen, die den generellen Sinn eines solchen Projekts hinterfragten. Im bürgerlichen Lager sorgte insbesondere die Erhöhung der Motorfahrzeugsteuer zur Finanzierung für Kopfschütteln. Weiter argumentierten die Gegner teils auch mit künftigen Technologien, wie beispielsweise selbstfahrende Fahrzeuge oder ein intelligentes Verkehrsmanagement, welche die städtischen Verkehrsprobleme lösen würden.

Digitalisierung löst keine Verkehrsprobleme

Die Entwicklung der Digitalisierung zeigt, dass gewisse Verkehrsvorgänge optimiert werden können. Eine Entlastung ist jedoch nicht nachweisbar oder wurde durch den Mehrverkehr infolge des Bevölkerungswachstums kompensiert. Tatsache ist, dass die Digitalisierung niemals die angestrebte Verkehrsreduktion erreichen kann. Auch wenn alle Fahrzeuge elektrifiziert sind oder mit alternativen Antrieben klimaneutral fahren, werden diese nicht von heute auf morgen verschwinden. Im Gegenteil, die Mobilität wird in Zukunft eher zunehmen.

Die allgemeine Tunnelgegnerschaft

Die einzige Konstante zur damaligen Abstimmung bleibt die allgemeine Tunnelgegnerschaft. Diese wehren sich gegen alle Strasseninfrastrukturprojekte im Kanton Zug. Ich verstehe diese ablehnende Haltung nicht. Einerseits profitiert der motorisierte Individualverkehr, der schneller von A nach B kommt. Andererseits kommen verkehrsarme Zentren allen Fussgängern, Velofahrern und Nutzern des öffentlichen Verkehrs zugute, die sich dort besser entfalten können. Ein weiterer positiver Nebeneffekt wäre die Begrünung dieser neuen Fussgängerzonen, was heute aufgrund des starken Verkehrsaufkommens nicht möglich ist.

Finanzen im Kanton Zug vorhanden

Die damalige schlechte finanzielle Lage des Kantons Zug ist Geschichte. Heute können wir beide Tunnelprojekte aus dem ordentlichen Eigenkapital, ohne Erhöhung irgendwelcher Gebühren oder Steuern, finanzieren. Es bleiben weiterhin genügend finanzielle Mittel, um andere wichtige Reformen wie flächendeckende Kinderbetreuung, bedarfsgerechte Tagesschulen, Investitionen in bezahlbaren Wohnraum oder die Unterstützung diverser Forschungsprojekte voranzutreiben.

Der Kanton Zug ist und bleibt ein Wachstumskanton. Damit wir diese Standortattraktivität beibehalten, muss auch die Infrastruktur mithalten. Mittlerweile entlastet die Tangente das Dorfzentrum von Baar, und die Arbeiten an der Umfahrung Cham-Hünenberg haben begonnen. Anfangs 2024 ist es an der Zeit, sich unter den Zuger Gemeinden solidarisch zu zeigen und auch die Entlastung der Stadt Zug und des Ägeritals in die richtigen Bahnen zu lenken.

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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