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Gegen sexuelle Belästigung

Ufschötti-Besucherinnen erhalten «Begleitservice»

Ab Sommer wird von der Ufschötti aus eine Begleitung zum Bahnhof angeboten. (Bild: Archiv)

Sexuelle Belästigung kommt auch im Jahr 2023 immer wieder vor, schreibt Juso-Präsident Valentin Humbel im Polit-Blog. Anhand der Beispiele Ufschötti und Fasnacht zeigt er auf, wie man mit Anlaufstellen und Awareness-Teams in Luzern dagegen ankämpfen könnte. So wird ab Sommer ein «Begleitservice» an den Bahnhof bestehen.

Insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene erleben die Problematik von sexueller Belästigung hautnah. 90 Prozent der Betroffenen von sexueller Belästigung sind gemäss Bericht des Bundesrates von 2022 weiblich, bis zu 60 Prozent aller Frauen in der Schweiz haben schon einmal sexuelle Belästigung erlebt. Zu oft wird das Problem nicht bei den verantwortlichen Tätern, sondern bei den Betroffenen gesucht. Das ist inakzeptabel, sollte doch der Ausgang ein sicheres und tolles Erlebnis für alle sein. 

Eine Möglichkeit, vor Ort aktiv zu werden, sind Anlaufstellen, die für Betroffene durch geschulte Teams eine erste Ansprechperson darstellen. Deshalb hat die Juso im Februar 2023 mit einem offenen Brief an den Stadtrat gefordert, Fasnachtsbesucherinnen mit mehr Präventionsarbeit besser zu schützen. Denn im Rahmen der Fasnacht werden Belästigungen häufiger normalisiert und toleriert. Als Möglichkeiten wurden Social-Media-Kampagnen vor und während der Fasnacht, aber auch Awareness-Teams beispielsweise unter der Egg genannt. 

Anlaufstelle in der Ufschötti

Im Rahmen der Arbeitsgruppe Ufschötti haben Jungparteien und das Jugendparlament Stadt Luzern zusammen mit der Stadt mehrere Massnahmen ausgearbeitet, um die diversen Probleme in der Ufschötti anzugehen. Neben Lärmbelästigungen, Littering, Suchtmitteln und körperlicher Gewalt wurde auch sexualisierte Gewalt diskutiert und angegangen. Nun wird mit dem «Safe Place» ab Anfang Sommerferien eine betreute Anlaufstelle unter Leitung der SIP (Sicherheit, Intervention, Prävention) geschaffen. Ein Awareness-Team also, das direkt vor Ort präsent ist.

Im Konzept soll es neue, saubere Toiletten an einem gut beleuchteten und sicheren Ort geben. Dazu soll mit dem «Begleitservice» von der Ufschötti an den Bahnhof der Nachhauseweg sicherer gemacht werden. Denn insbesondere «Finta»-Personen («Frauen, Inter Menschen, Non-binäre, Transgender und Agender») müssen teilweise heute noch unter Angst vor Belästigung nach Hause laufen.

SIP statt Polizei

Ich bin froh, nimmt der Stadtrat hier die Bedürfnisse der Jungparteien, also der Nutzerinnen des Freiraumes Ufschötti, am Abend ernst. Denn ja, natürlich ist der Lärm in der Nacht für Anwohner störend und natürlich darf Littering nicht toleriert werden.

Für die Arbeitsgruppe ist klar: Um ein besseres Miteinander zu Mitmenschen und zur Umwelt erreichen zu können, braucht es nicht mehr Polizeipräsenz und Repression, wie der Stadtrat ursprünglich mit der Schnapsidee «Pop-Up Polizeiposten» auf der Ufschötti wollte. Auch für Betroffene von sexualisierter Gewalt ist die Polizei oft nicht die gewünschte erste Ansprechstelle. Vielmehr braucht es präventive Massnahmen, Aufklärungsarbeit und die SIP vor Ort.

Fasnacht: mangelnder Wille der Stadt

Während für das tolle Engagement der SIP in den Sommerferien an jedem Freitag- und Samstagabend offensichtlich Kapazität vorhanden ist, ist die ausweichende Antwort des Stadtrates bezüglich der Fasnacht umso verwunderlicher: Er bekräftigt zwar in seiner Antwort auf den offenen Brief der Juso die Wichtigkeit von Awareness-Teams, für die wenigen Fasnachtstage sei aber keine Kapazität da. Falsch! Würde sich der Stadtrat ernsthaft für ein grösseres Wohlbefinden und die Sicherheit aller an der Fasnacht einsetzen, muss er die geplanten Massnahmen ausweiten. 

Ich freue über die erreichten Massnahmen und kommenden Projekte, insbesondere auf der Ufschötti. Dennoch braucht es mehr progressive Kräfte und Ideen in der Stadt Luzern. Es benötigt mehr Prävention und Anlaufstellen vor Ort, insbesondere während Grossanlässen und an stark frequentierten Orten.

Verwendete Quellen
  • Bericht des Bundesrates zur sexuellen Belästigung in der Schweiz
  • Antwort des Stadtrats auf den offenen Brief
  • Medienmitteilungen Juso & Arbeitsgruppe Ufschötti
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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Mario
    Mario, 04.05.2023, 11:16 Uhr

    Frauen müssen auch heute noch Angst haben alleine nachhause zu laufen….

    Liebe Juso…. Frauen müssen erst seit Kurzem Angst haben alleine nachhause laufen zu müssen. Dank eurer Politik…. unsittliches Verhalten gab es sicherlich schon immer, jedoch besteht in diversen Kulturkreisen, welche die Juso Bahnhofklatschend begrüsst in Belästigung gegenüber Frauen kein Problem. Diese Suppe in aktuellem Ausmass haben wir euch zu verdanken.

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    • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
      Kasimir Pfyffer, 04.05.2023, 14:00 Uhr

      Hätte Mario schon mal mit einer Frau gesprochen, wüsste er: Leider Gottes gab es noch nie eine Zeit, in der eine Frau nachts unbesorgt nach Hause gehen konnte. Weder 1950 noch 1960 noch 1970 noch 1980, auch nicht 1990, 2000 oder 2010. Es gibt einfach zu viele Arschlöcher auf dieser Welt.

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      • Profilfoto von Hans Muster
        Hans Muster, 04.05.2023, 18:57 Uhr

        Frage an Zentralplus: Entspricht dieser Beitrag der Netiquette?

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        • Profilfoto von Thomas Aeberhard
          Thomas Aeberhard, 04.05.2023, 21:03 Uhr

          Frage an Sie: Steht dieser Name auf Ihrem Taufschein? Warum schreiben Sie anonym?

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