Weshalb es das Codewort dennoch braucht

Sexuelle Belästigung: In den Luzerner Clubs fragte bisher nur eine Frau nach Luisa

Feiern, tanzen, flirten – doch was, wenn jemand ein «Nein» nicht akzeptiert? (Bild: Adobe Stock) (Bild: Adobe Stock)

Seit drei Monaten können Feierende in Luzerner Clubs und Bars nach Luisa fragen. Doch eine Anfrage an diverse Clubbetreiber zeigt: Das Codewort gegen sexuelle Belästigung kam bisher nur einmal zum Einsatz. Weshalb man dennoch daran festhält.

Eine penetrante Person, die auch nach dem fünften Augenrollen ein «Nein» nicht akzeptiert. Ein Grapscher am Po. Ein Drängen in eine Ecke. Viele haben «es» schon erlebt.

Sexuelle Belästigung macht vor dem Nachtleben keinen Halt. Luzerner Clubbetreiber sehen sich in der Pflicht. Um Feiernden zu helfen, wurde die Codefrage «Isch d'Luisa da?» eingeführt. Wenden sich Gäste mit dieser Frage ans Barpersonal, weiss dieses, dass sich das Gegenüber unwohl fühlt und Hilfe braucht (siehe Box). Seit Ende April ist Luisa auch in Luzern angekommen.

Ein Problem in Luzern?

Rolf Tschuppert ist Barinhaber seiner Bar «Tschuppi's Wonderbar». Und er ist Vize-Präsident von Safer Clubbing Sektion Luzern, welche die Codefrage ins Leben rief.

«Durch die Debatte rund um #MeToo ist die Diskussion auch in Luzern angelangt», sagt Tschuppert. «Da Luisa bereits im Zürcher und Winterthurer Nachtleben eingeführt wurde, wollten auch wir in Luzern ein Zeichen setzen: Sexuelle Belästigung wird in keinem Fall geduldet.»

1-mal nach Luisa gefragt

Doch fruchtet Luisa auch? Im «Schwarzen Schaf» und «Weissen Schaf» und in der Max-Bar wurde noch nie nach Luisa gefragt, wie eine Anfrage von zentralplus zeigt. Und Tschuppert weiss: Auch in der «Bar58», im «Roadhouse», im «Bourbaki», in seiner eigenen Bar sowie selbst im grossen «Casineum» kam das Konzept noch nie zum Einsatz. Lediglich auf Anfrage beim Princesse-Club heisst es, dass eine Frau einmal nach Luisa fragte.

Geschäftsführer vom «Weissen Schaf» und «Schwarzen Schaf» ist Sam Alge. Er kann sich an keinen Vorfall sexueller Belästigung in den letzten zwei, drei Jahren erinnern. Gleich sieht es bei Jose Lemos aus, stellvertretender Geschäftsführer des «Max». Doch er sagt: «Wenn wir das Gefühl haben, dass sich eine Frau oder ein Mann bei einem Date unwohl fühlt, behalten wir die Sache im Auge. Wir fragen auch mal nach, ob alles gut ist.»

Bedrängt? Dann frag nach Luisa!

So funktioniert Luisa: Wenn du dich bedrängt, nicht sicher oder sexuell belästigt fühlst, kannst du dich mit der Frage «Isch d'Luisa da?» ans Barpersonal wenden. Diese wissen dann, dass du Hilfe braucht. Sie nehmen dich zur Seite, rufen dir ein Taxi oder rufen deine Freundinnen an.

In diesen Clubs kannst Du nach Luisa fragen:

  • Bar 58
  • Bourbaki
  • Bruch Brothers
  • Casineum
  • El Cartel
  • Filou & Bengel
  • Franky
  • Madeleine
  • Max-Bar
  • Princesse Club
  • Roadhouse
  • Rok Klub
  • Schwarzes und weisses Schaf
  • Tschuppi's Wonderbar

Bedrängt und betatscht

Zwei Luzernerinnen, die regelmässig ins Luzerner Nachtleben abtauchen, berichteten von ihren Erlebnissen (zentralplus berichtete). So sagt auch Tschuppert: «Nur, weil bis anhin noch niemand nach Luisa fragte, heisst es nicht, dass es in den letzten drei Monaten in Luzern nie zu einem Fall sexueller Belästigung kam.» Die Leute wüssten sich – auch dank #MeToo einfach besser zu helfen. Sie wehren sich, ergreifen die Flucht oder ein Freund greift ein.

Vermutlich sei sexuelle Belästigung in jedem Club ein Problem, sagte auch Milos Grüter, Clubbetreiber vom «Uferlos» in einem früheren Bericht zu zentralplus (zentralplus berichtete). Manchmal dauere es länger, bis dies an die Clubbetreiber durchsickere. Mit Luisa ist es Gästen möglich, diskret Hilfe zu holen – ohne dass das Gegenüber das bemerkt.

Präventiv, wenn nicht effektiv

Doch was nützt Luisa nun, wenn sie nur so wenig zum Einsatz kommt? Tschuppert bringt's auf den Punkt: «Luisa wirkt als Soforthilfe, wenn etwas passiert. Und Luisa wirkt als Kampagne, um den Leuten zu zeigen, dass sie in den Luzerner Clubs und Bars sicher sind. Gleichzeitig werden dadurch potentielle Täter abgeschreckt.»

Das sagt auch Sam Alge vom «Schwarzen Schaf». «Täter, die ein Nein nicht akzeptierten, sind durch ‹Luisa› mehr abgeschreckt und gehemmt als zuvor.» Ergo sollten sie nun auch gar nicht mehr in Versuchung kommen, jemand anderen zu bedrängen.

Zustimmung erhält Alge von Jose Lemos von der Max-Bar. Dieser betont, dass man Projekte und Hilfestellungen wie Luisa bieten muss, bevor etwas zu einem ernsthaften Problem werde. «Im Nachhinein zu bereuen, dass man zu wenig getan hat, wollen wir nicht.»

Rettungsschirm und Message zugleich

Tschuppert vergleicht «Luisa» mit einem Rettungsfallschirm. Es ist eine Möglichkeit, die man sich zu Hilfe nehmen kann, wenn man sich nicht mehr alleine wehren kann oder sich nicht getraut.

Die Barkeeper seien geschult. Und sie wüssten, was zu tun sei, wenn sich jemand an die Bar wende. Die Bars und Clubs haben eine Liste, auf welcher die weiteren Schritte aufgeführt seien. «Wenn ein Gast nach Luisa fragt, werden vorerst keine weiteren Fragen gestellt. Die Person wird sofort an einen sicheren Ort gebracht», so Tschuppert.

Und beim Princesse-Club – in dem Luisa zum Einsatz kam – heisst es, dass die Person, die jemand anderen belästigt hat, ohne Wenn und Aber von den Türstehern vor die Tür gestellt wird.

Mit diesen Plakaten macht die Max-Bar auf «Luisa» aufmerksam. (Bild: ida)
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Lolo
    Lolo, 30.07.2019, 23:38 Uhr

    Ich finde es schrecklich, dass der Inhaber des schwarzen Schafes sagt es sei nie eine Belästigung vorgekommen. Ich wurde dort auf das Gröbste belästigt und danach wurde Ich von der Security rausgeschmissen, statt der Täter:-/.

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  • Profilfoto von Hugo
    Hugo, 30.07.2019, 13:07 Uhr

    Wahrscheinlich hat diese Frau tatsächlich Luisa gesucht

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