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Was die Luzerner Politik tun kann

Luzerner Gastro-Branche steckt im Dilemma

In Luzern gibt es bereits Crash-Kurse, für Menschen, die in die Gastro-Branche einsteigen wollen. (Bild: cbu)

Die Wiederbelebung des Tourismus in Luzern macht ein Dilemma sichtbar: die Suche nach Personal in der Hotel- und Gastro-Branche. Es wird höchste Zeit, dass sich die Politik auch um die Gastro-Branche kümmert.

Die sommerlichen Temperaturen lassen uns die Zeit draussen geniessen. Zahlreiche Gastronomiebetriebe in der Stadt und auf dem Land laden zum Genuss. Der Tourismus ist ebenfalls zurück in Luzern und damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unseren Kanton und die Stadt. Mit der Wiederbelebung des Tourismus kommt aber ein erneutes Dilemma auf: Wer kümmert sich um all die Gäste mit verschiedenen kulturellen Ansprüchen in den Hotels, Restaurants und in den Geschäften?

An zahlreichen Schaufenstern von Gastronomie-Betrieben und Läden kleben Zettel mit der Aufschrift: «dringend Mitarbeiter oder Mitarbeiterin gesucht». Dass wir in der Gastronomie einen Fachkräfte-Mangel haben, erstaunt nicht. Viele sind zudem – auch, aber nicht nur infolge Corona – aus der Branche ausgestiegen. Die Situation ist prekär und jetzt steht der Sommer vor der Türe.  

Positive Facetten der Berufe in Hotellerie und Gastronomie

Folgende Gründe werden für den Fachkräftemangel in der Gastronomie angeführt: schlechte Arbeitsbedingungen beziehungsweise unregelmässige Arbeitszeiten, wenig Aufstiegsmöglichkeiten, teils schlechte Bezahlung, geringe Wertschätzung und verschiedentlich ein schlechtes Arbeitsklima, verbunden mit viel Stress. Es erstaunt nicht, dass es die gleichen Gründe sind, wie die Pflegebranche anführt. Da wurde national und kantonal nun reagiert.

Aber haben Sie sich schon mal überlegt, welche positiven Facetten die Berufe in der Hotellerie und Gastronomie haben? Ich habe es gemacht – auch weil ich längere Zeit im Service gearbeitet habe – und dabei ist folgende Aufzählung entstanden:

  • In dieser Branche kann man lokal, aber auch international tätig sein
  • Sprachen lernen, sei es in anderen Regionen der Schweiz oder auf anderen Kontinenten
  • Auf Basis einer Arbeitsgenehmigung andere Kulturen und Regionen kennenlernen, sich so aus- und weiterbilden
  • Wissen zu Ernährung aufbauen, der Umgang mit Menschen und Kulturen erlernen, die Freude am Verwöhnen lernen und ausleben und kreativ sein können
  • Erinnerungen massgebend prägen, damit Festivitäten unvergesslich werden
  • Vom Tellerwaschen und der Küchenhilfe bis zur Geschäftsleitung gibt es Aufstiegsmöglichkeiten

Niederschwellige Einstiegsmöglichkeiten und Integration

Das berufliche Entwicklungspotenzial ist für jüngere und erfahrene Mitarbeitende vorhanden. Ein Faktor, der ebenfalls sichtbar kommuniziert gehört, ist die Bemühung vonseiten der Branche, niederschwellige Einstiegsmöglichkeiten zu schaffen. Es gibt bereits kantonale Angebote, welche eine Umschulung oder einen Einstieg in die Gastronomie auch nicht ausgebildeten Personen ermöglichen (zentralplus berichtete). Und genau hier erkennt man bereits das Brückenbauen vonseiten der Branche.

Infolge der aktuellen Kriegssituation in der Ukraine sind viele Flüchtende bei uns mit dem Schutzstatus S, die arbeiten wollen. Integration über Arbeit ist gut, aber es braucht auch sozialen Anschluss. Die Gastronomie-Branche leistet hier einen wichtigen Beitrag, nicht umsonst hört man in Fachkreisen: Die Gastronomie und Hotellerie gehören zu einer der bedeutendsten Sprachschulen und Integrationsorganisationen der Schweiz.  

Politische Brücken für die Gastro-Branche

Die Aufzählung zeigt, die Hotellerie und Gastronomie ist engagiert und vielfältig. Es gibt Ideen und Lösungen, um den Fachkräftemangel in der Gastronomie zu begegnen und damit auch dem Dilemma, das uns in der Stadt und auf dem Land aktuell droht. All die positiven Facetten gehören aber sichtbarer kommuniziert, beworben und wo nötig auch verstärkter politisch unterstützt!

Es wird höchste Zeit, dass sich die Politik auch um die Gastro-Branche kümmert, damit die sich um all unsere Gäste in Luzern kümmern kann! Dazu braucht es unbedingt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen staatlicher Unterstützung und branchenspezifischer Entwicklung.

Zudem: Reden wir endlich über die positiven Seiten der Berufe in der Gastro-Branche. So gewinnen wir junge Menschen für den Job und motivieren erfahrene Mitarbeitende, in der Branche zu bleiben. Ich werde das tun und mich, gemeinsam mit weiteren Ratskolleginnen, dafür einsetzen, dass weitere politische Brücken für die Branche gebaut werden.  

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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5 Kommentare
  • Profilfoto von Marc
    Marc, 19.05.2022, 19:05 Uhr

    Fertig mit den Massnahmen schrien sie andauernd. Jetzt wo fertig ist, werden aber sofort neue gefordert. Eine Bereinigung dieser Branche ist überfällig und wird die verbleibenden Betriebe stärken.

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  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 19.05.2022, 17:48 Uhr

    Jetzt soll sich die Politik auch noch um die Gastrobranche kümmern? Die Dekadenz ist wirklich schon sehr weit fortgeschritten.

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  • Profilfoto von Hans P. Wanner
    Hans P. Wanner, 19.05.2022, 16:34 Uhr

    Es wird höchste Zeit, dass sich die Politik auch um die Gastro-Branche kümmert.

    Helfen könnte die Politik indem sie endlich die administrative Last wieder zurückfahren würde.
    In den letzten 40 Jahren hörten wir nur «Mehr Freiheit, weniger Staat». Das Gegenteil wurde mit bis zum geht nicht mehr von der Politik umgesetzt.

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  • Profilfoto von Alain
    Alain, 19.05.2022, 15:07 Uhr

    Genug ist genug. Ich möchte auch, dass die Politik sich um mich kümmert.

    Wer schlecht wirtschaftet ist halt selber schuld.

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    Remo, 19.05.2022, 13:18 Uhr

    Wen wunderts? Die Gastrobranche ist selber schuld und das muss man auch nicht schönreden. Wer will schon miese Arbeitszeiten, viel Arbeit zu einem lausigen Salär? Niemand.

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