Dieses Hightech aus der Römerzeit gibt es im Kanton Zug
Die römische Zivilisation ist bekannt für ihre fortschrittlichen Bauten wie Aquädukte, Amphitheater und Triumphbögen. Doch nur wenige wissen, dass in römischer Zeit auch in anderen Bereichen Hightech-Bauwerke entwickelt wurden. Einige davon finden sich auch im Kanton Zug.
Ein bemerkenswertes Beispiel römischer Hightech im Kanton Zug ist die Mühle von Cham-Hagendorn. Sie war im 3. Jahrhundert nach Christus in Betrieb und zeigt römische Ingenieurskunst auf eindrückliche Weise.
Über einen abgehobenen Holzkanal wurde Wasser auf ein Wasserrad geleitet. Das rotierende Wasserrad setzte den Mahlstein der Mühle in Bewegung, um so Getreide zu mahlen.
Die Drehbewegung konnte auch für den Antrieb anderer Maschinen genutzt werden. Etwa für Sägeblätter, die mit Wasserrädern angetrieben wurden. Die Verwendung von Wasserkraft in Sägemühlen war ein wichtiger technologischer Fortschritt, der die Holzverarbeitung effizienter machte.
Wasserräder waren in der römischen Welt weit verbreitet und spielten eine entscheidende Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit unterschiedlichen Gütern. Die Mühle von Cham-Hagendorn ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Römerinnen und Römer Wasserkraft nutzten, um mühsame Arbeiten zu erleichtern und die Wirtschaft zu fördern.
Warme Füsse dank Bodenheizung
Ein weiteres Zeugnis römischer Hightech in der Zentralschweiz ist der Gutshof von Cham-Heiligkreuz. Dabei handelt es sich um ein landwirtschaftliches Anwesen mit einem Herrenhaus, der Villa. Das Fundmaterial aus der Villa datiert ins 1. – 3. Jahrhundert nach Christus. Es wurden dort Überreste einer sogenannten Hypokaustheizung ausgegraben.
Darunter versteht man ein für die damalige Zeit neuartiges Heizsystem: Durch ein komplexes Netzwerk von Hohlraumkanälen unter dem Fussboden und in den Wänden wurde heisse Luft oder Dampf geleitet. Diese Art von Heizsystem war ein wichtiger Bestandteil des römischen Lebensstils und trug dazu bei, dass die Menschen auch in den kalten Wintermonaten komfortabel leben konnten. Hypokaustheizungen wurden in Privatgebäuden, Bädern und anderen öffentlichen Gebäuden eingesetzt.
Neben der Heizung verfügte der Gutshof Cham-Heiligkreuz auch über ein Abwassersystem, wie die Ausgrabung zeigte. Frisch- und Abwassersysteme sind nicht nur typisch für römische Gutshöfe, sondern auch für grössere Siedlungen. So belegen archäologische Untersuchungen, dass in Sursee (LU) in römischer Zeit ein künstlicher Kanal angelegt wurde, der – von der Sure gespeist – die dortige römische Siedlung mit Frischwasser versorgte. Im Römerlager Vindonissa, im heutigen Windisch (AG), finden sich bei Ausgrabungen immer wieder römische Leitungen (Bild .4)
Das bekannteste römische Abwassersystem ist die Cloaca Maxima in Rom. Die Abwasserleitung wurde errichtet, um den Sumpf zwischen den Hügeln Palatin und Kapitol trockenzulegen und das Abwasser der öffentlichen Bäder und Privathaushalte aus der Stadt zu leiten. Ein funktionierendes Kanalisationssystem verhindert zudem die Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen.
Hoch entwickelte Technologie
In einer Zeit ohne moderne Maschinen und Strom gelang es römischen Bauhandwerkern und Ingenieuren durch ihr technisches Geschick und ihre kreativen Lösungen, erstaunliche Bauwerke zu schaffen. Die Mühle von Cham-Hagendorn und der Gutshof Cham-Heiligkreuz sind historische Stätten nicht nur von lokaler Bedeutung, sondern auch wichtige Zeugnisse für das technologische Erbe der römischen Zivilisation.
Sie erinnern daran, dass die Römer nicht nur für ihre militärischen Eroberungen bekannt waren, sondern auch für ihre Leistungen und Innovationen auf dem Gebiet der Technik. Ihre Fähigkeit, komplexe Bauwerke zu errichten und fortschrittliche Technologien zu nutzen, zeigt, wie hoch entwickelt die römische Zivilisation war.