Vorbild Meggen und Baar

Das hält Zuger Stadtrat von mehr Unterricht im Wald

Baar soll Zug als Vorbild dienen: Aus dem Munitionslager im «Höllwald» entsteht die Baarer Waldschule. (Bild: zvg)

Die Stadt Zug soll die «naturbezogene Pädagogik» ausbauen – das fordert die ALG. Laut dem Stadtrat gibt es aber mehrere Gründe dagegen.

Raus in die Natur und dabei gleich noch den knappen Schulraum entlasten: Das will die Fraktion der Stadtzuger Alternative – die Grünen und CSP. Mittels Postulat forderte sie den Stadtrat vor einem Jahr dazu auf, den Unterricht an den Stadtschulen Zug zu intensivieren sowie einen Naturkindergarten oder eine Naturschule für die Primarstufe aufzubauen (zentralplus berichtete). Als Beispiel nannte die ALG die Gemeinden Meggen und Baar, wo es ähnliche Bestrebungen gibt (zentralplus berichtete).

«Durch geeignete Lernzugänge in und mit der Natur, insbesondere auch im Wald, können Schülerinnen und Schüler sich als Teil der Natur verstehen und erleben sowie das Verständnis für einen konstruktiven Umgang mit den Herausforderungen von Nachhaltigkeit bilden», argumentierte die ALG-CSP-Fraktion damals. Damit werde der besonders unter Kindern und Jugendlichen wachsenden Naturentfremdung entgegengewirkt. Zudem könne man so die Wahrnehmungs- und die Konzentrationsfähigkeit der Kinder fördern.

Kinder sind gemäss Stadtrat schon heute oft im Wald

Nun liegt die Antwort des Zuger Stadtrats vor. Dieser erklärt, die Stadtschulen hätten sich in den vergangenen Jahren stark in der naturbezogenen Pädagogik engagiert. Die Stadtregierung nennt mehr als ein Dutzend Beispiele: So nutze der Kindergarten wöchentlich das Guggiwäldli als Naturschulzimmer. Die Primarklassen würden einen Teil des Unterrichts jeweils donnerstags in den Wald verlegen. Und die Oberstufenschüler würden Orte mit Bezug zu den Unterrichtsinhalten besuchen, beispielsweise Gewässer und Quartiere.

«Das zeigt, wie wichtig es den Verantwortlichen ist, das Lernen über die Klassenzimmergrenzen hinaus zu erweitern und den Schülerinnen und Schülern die Werkzeuge an die Hand zu geben, um die natürliche Welt zu verstehen und zu schätzen.» Die regelmässige Durchführung solcher Aktivitäten sei wesentlich für die Förderung des Naturverständnisses und des Umweltbewusstseins für die Schüler, schreibt der Stadtrat.

Stadt sieht Chancengleichheit in Gefahr

Der Stadtrat prüfte verschiedene Varianten, die er aber allesamt ablehnt. Die erste Option war die Eröffnung eines Naturkindergartens. Das wäre gemäss dem Stadtrat ein lokal eingegrenzter Ansatz, der jedoch lediglich eine kleine Gruppe von Schülern betreffen würde und entsprechend nicht zielführend wäre. «Ein solches Vorgehen würde dem Grundgedanken der Chancengleichheit und dem universellen Zugang zu Bildungsangeboten entgegenstehen.» Der Stadtrat findet, ein solches Angebot sollte sich nicht auf einen einzelnen Schulstandort beschränken.

Die zweite Variante sähe vor, einen Standort für den Unterricht dauerhaft zu nutzen. Beispielsweise in Form eines flexibel nutzbaren Naturschulzimmers. Das wäre gemäss dem Stadtrat jedoch inhaltlich einschränkend, zudem würde diese Option zusätzliche Pensen bedingen und sie würde «nicht der Flexibilität und Vielfalt entsprechen, die wir im Rahmen naturbezogener Bildungsangebote anstreben». Ein allfälliger Ausbau der Naturpädagogik solle nicht an einen spezifischen Ort gebunden sein.

Die Exekutive prüfte auch eine neue Fachstelle Naturpädagogik. Hier zeigt sie sich offener. Eine solche Stelle würde Lehrer unterstützen, beraten und dabei helfen, Waldtage und naturbezogene Lerneinheiten zu realisieren. Sie könnte das «bereits heute breite Angebot weiter optimieren», schreibt der Stadtrat. Doch: Die Schaffung neuer Stellen in anderen Bildungsbereichen habe Priorität, deshalb sehe er von einer solchen Stelle ab.

Naturbezogene Bildung soll allen Schülern zugutekommen

Der Stadtrat will den Unterricht im Wald also nicht verändern. Er ist der Meinung, naturbezogene Pädagogik sei so zu gestalten, dass sie allen Schülern zugute komme und nicht nur eine ausgewählte Gruppe davon profitiere. Die heutige Praxis ermögliche es, naturbezogenen Unterricht flexibel und umfassend in das bestehende Bildungsangebot zu integrieren. Er beantragt dem Grossen Gemeinderat deshalb, das Postulat als erledigt abzuschreiben.

Verwendete Quellen
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