SCK-Präsident hat kein Interesse an Investoren

Darum wird es in Kriens keinen SC Alpstaeg geben

Werner Baumgartner, Präsident des SC Kriens, im Stadion Kleinfeld. (Bild: zvg)

Der SC Kriens stellt einen neuen Geschäftsleiter mit engen Verbindungen zu Bernhard Alpstaeg und der Spielerberaterbranche vor. Darum hat zentralplus mit SCK-Präsident Werner Baumgartner über Interessenkonflikte, Investoren und den Aktionärsstreit im FCL gesprochen.

Daniel Schrecker: Für die Fan-Bewegung «Zäme meh als 52 Prozänt» ist sein Name Programm. Im Herbst 2022 geriet er ins Visier der Alpstaeg-kritischen FCL-Fans. Ihm widmeten sie gleich zwei Ausgaben ihres «Adventsblogs». Der damals noch mit Bernhard Alpstaegs Tochter Giulia Alpstaeg liierte 31-Jährige hielt sich zwar stets im Hintergrund – doch die Recherchen der Fans förderten nebst Vermutungen und unbestätigten Gerüchten auch einige handfeste Tatsachen zutage.

Zu den unbestätigten Gerüchten gehört das Narrativ, dass Daniel Schrecker dereinst zusammen mit Giulia Alpstaeg den FCL hätte übernehmen und führen wollen. Seine Stelle beim FCL, die er kurz nach dem Eskalieren des Aktionärsstreits vor einem Jahr wieder verlor (zentralplus berichtete), soll Bernhard Alpstaeg ihm, dem ehemaligen FCL-U21-Spieler, persönlich verschafft haben.

Nun übernimmt Daniel Schrecker beim SC Kriens, quasi dem kleinen Bruder des FCL, die Geschäftsleitung.

Beziehungen zu dubiosem Spielerberater

Doch nicht nur mit dem FCL-Patron soll Schrecker Geschäftsbeziehungen unterhalten haben, sondern auch mit dessen Freund, dem Spielerberater Giacomo Petralito (zentralplus berichtete) – der sich gemäss «LZ» vor vier Jahren im Auftrag Alpstaegs um ein FCL-Engagement des Superstars Franck Ribéry bemüht haben soll (zentralplus berichtete).

«Er passt in unser Anforderungsprofil»: SCK-Präsident Werner Baumgartner über Daniel Schrecker (im Bild).

Petralito geniesst in der Branche einen zweifelhaften Ruf. Die «Luzerner Zeitung» sieht in ihm die Ursache des Aktionärsstreits. Und Ardon Jashari bezeichnete den 73-Jährigen im Juli als «Einflüsterer» Alpstaegs, der seinen Freund schlecht beraten habe (zentralplus berichtete). Die «NZZ» vermutet in der Person Daniel Schreckers den zweiten von Jashari genannten Einflüsterer.

An Spielerberatungsagentur Alpstaegs beteiligt?

Ob Daniel Schrecker auch bei Bernhard Alpstaegs Beratungsagentur BA Sport AG involviert war, ist unklar (zentralplus berichtete). Doch das nötige Rüstzeug, um in der Spielerberaterbranche zu reüssieren, dürfte Schrecker haben. Zumindest deutet sein im Juli 2022 beendetes Verwaltungsratsmandat bei der ESG Eleven Sports Group AG – einer weiteren Beratungsagentur – darauf hin.

«Bei uns werden deutlich kleinere Brötchen gebacken. Das Ganze ist ein Non-Issue.»

SCK-Präsident Werner Baumgartner

Inwiefern Daniel Schrecker noch immer mit dem Vater seiner Ex-Freundin Giulia Alpstaeg, mit dessen Freund Petralito und mit der ESG Eleven Sports Group AG verbandelt ist, bleibt unklar.

SCK-Präsident: «Kein Interessenkonflikt»

SCK-Präsident Werner Baumgartner ist sich der Beziehungen Schreckers zur Familie Alpstaeg sehr wohl bewusst, dürfte auch von seinen Kontakten in die Spielerberaterbranche Kenntnis haben. Doch von einem Interessenkonflikt möchte der 61-jährige Jurist und Finanzfachmann nichts wissen. «Bei uns werden deutlich kleinere Brötchen gebacken. Das Ganze ist ein Non-Issue», versichert Baumgartner.

Lange konnte sich der SC Kriens in der Challenge League halten. Inzwischen spielt er – wie hier gegen den FC Breitenrain – in der dritthöchsten Schweizer Spielklasse, der Promotion League. (Bild: Daniel Gehrig)

In der Promotion League verdiene man als Spielerberater kein Geld. Und auch in der Challenge League seien die Beträge rund um SCK-Transfers immer sehr klein gewesen. Ein möglicher Grund dafür, dass Baumgartner Giacomo Petralito nur aus der Zeitung kennt, wie er sagt, und nicht mal wisse, wie der Spielerberater aussieht.

Einflussnahme durch Alpstaeg ausgeschlossen

Auch eine indirekte Einflussnahme durch Bernhard Alpstaeg schliesst Baumgartner aus: «Die Geschäftsleitung kann ihre Entscheidungen völlig unabhängig treffen.» So habe diese sich denn auch über die Beziehungen Schreckers ausgetauscht und sei einstimmig zum Schluss gekommen, dass eine Anstellung bedenkenlos ist.

Der SCK-Präsident führt aus: «Dani Schrecker passt in unser Anforderungsprofil. Wir hatten gute Gespräche mit ihm und haben ihn aufgrund seines Wissens, seiner Ausbildung und seiner Persönlichkeit gerne bei uns im Kleinfeld.» Ab 2024 wird Daniel Schrecker sich in Kriens um die betriebswirtschaftlichen Aufgaben kümmern, während die sportliche Führung in den Händen von Sportchef und Ex-Kriens-Spieler Marco Wiget und dem technischen Leiter Orlando Keller bleibe. Ein weiterer Grund, wieso Baumgartner einen Interessenkonflikt Schreckers ausschliesst.

Job statt Investitionen

Schreckers «Transfer» zum SC Kriens sorgt dennoch für Erstaunen – nämlich in der Nordschweiz. Denn nach seinem Engagement im FCL arbeitete Schrecker beim FC Schaffhausen. So zeigt sich die Presse in Schaffhausen einigermassen erstaunt ob des Abgangs Schreckers. Letzten Winter noch, so die «Schaffhauser Nachrichten», sei er als möglicher FCS-Investor gehandelt worden – «doch Schrecker brachte kein Geld.»

Vom Super- zum Challenge- zum Promotion-Ligisten: Daniel Schrecker übernimmt beim SC Kriens ab 2024 die Geschäftsleitung.

Anders als in Schaffhausen scheint in Kriens ohnehin niemand auf einen Investor zu warten. «Es gibt immer wieder Leute, die einsteigen wollen», sagt Werner Baumgartner. «Wir sagen aber jeweils höflich: ‹Dankeschön, wir haben kein Interesse.›» Das werde so bleiben – um auch künftig unabhängig Entscheidungen treffen zu können.

Unabhängigkeit statt Investoren

Das Ausschlagen derartiger Angebote hat Konsequenzen. «Wir hätten tun können, was Stade Lausanne-Ouchy, Yverdon und viele andere getan haben: Jemanden reinholen, der Geld hat.» Der Verzicht hat seinen Preis: Niemand finanziere mehr als ein gutes Prozent des SCK-Gesamtbudgets. «Und am Ende der Saison können wir ein allfälliges Defizit nicht von Investoren ausgleichen lassen. Wir müssen schauen, dass die Rechnung aufgeht.»

«Selbstverständlich würde ich es dem Club gönnen, würden die Streitparteien eine einvernehmliche Lösung finden.»

SCK-Präsident Werner Baumgartner

Klingt selbstverständlich, entspricht aber im Schweizer Spitzenfussball bei weitem nicht der Norm. Auch der FCL fährt jährlich ein strukturell bedingtes Defizit in Millionenhöhe ein (zentralplus berichtete). Baumgartner fragt denn auch rhetorisch: «Kennen Sie einen Fussballclub, der kein Geld braucht? Im Spitzenfussball führen Sie einen ständigen Existenzkampf.»

Gutes Verhältnis zu Alpstaeg

Doch im FCL wüten in erster Linie juristische Kämpfe. Bernhard Alpstaeg und der FCL-Verwaltungsrat rund um Präsident Stefan Wolf und Vizepräsident Josef Bieri haben sich gegenseitig mit zivil- und strafrechtlichen Klagen eingedeckt. Vermittlungsversuche des Stadtpräsidenten Beat Züsli scheiterten (zentralplus berichtete). Wäre Werner Baumgartner ein geeigneter Vermittler?

Er winkt ab. Zwar habe er ein gutes Einvernehmen mit beiden Parteien, könne mit allen gut und offen reden. «Doch das kann nicht meine Aufgabe sein. Ich muss mich schliesslich um den SC Kriens kümmern», meint Baumgartner lachend.

«Selbstverständlich würde ich es dem Club gönnen, würden die Streitparteien eine einvernehmliche Lösung finden.» Das wäre im Interesse des FCL, des Innerschweizer Fussballs und schliesslich auch im Interesse des SCK. Glücklicherweise habe die Zusammenarbeit des SC Kriens mit dem FC Luzern bisher aber nicht unter dem «Gezänk» gelitten.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Werner Baumgartner, SCK-Präsident
  • Medienmitteilung des SC Kriens
  • Artikel vom 22. Oktober 2022 in der «Luzerner Zeitung»
  • Artikel vom 19. Juli 2023 in der «Luzerner Zeitung»
  • Handelsregistereintrag der ESG Eleven Sports Group AG
  • Adventsblog Ausgabe 8 und 9
  • Artikel vom 14. September 2023 in den «Schaffhauser Nachrichten»
  • Artikel vom 8. August 2023 in der «NZZ»
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