Trotz Corona-Einsatz kein Pflegebonus

Zuger Regierung sagt Danke – honorieren sollen aber andere

Die Zuger ALG forderte, dass Berufstätige im Gesundheitswesen einen einmaligen Bonus erhalten sollen. Die Zuger Regierung ist dagegen. (Symbolbild: Emanuel Ammon/AURA)

Die Alternative – die Grünen fordert einen Pflege-Bonus für das Gesundheitspersonal aufgrund der hohen Arbeitsbelastung zu Corona-Zeiten. Die Regierung ist dagegen. Von «prekären Arbeitsbedingungen» sei kaum die Rede.

Das Coronavirus führte uns allen vor Augen, wie wichtig und systemrelevant bestimmte Berufe sind. Etwa die Arbeit des Personals im Gesundheitswesen. Auch hierzulande ernteten sie dafür Applaus von den Balkonen.

Doch klatschen alleine genügt nicht. Deswegen forderte die Alternative – die Grünen, dass der Regierungsrat einen Bonus-Pflegefonds einrichtet. Alle Personen, die im Kanton Zug im Gesundheitsbereich tätig sind, würden daraus einen einmaligen Bonus von 2'300 Franken erhalten. Der Fonds soll zur Hälfte vom Kanton und zur Hälfte von allen Gemeinden gespiesen werden. Das forderten die ALG-Kantonsrätin Rita Hofer und die beiden ALG-Kantonsräte Andreas Lustenberger und Luzian Franzini mittels Postulat.

Nun liegt die Antwort der Zuger Regierung vor. In dieser spricht die Regierung zwar mehrmals ihren Dank gegenüber dem Gesundheitspersonal aus. Doch ein Pflegebonus soll nicht bezahlt werden.

Arbeitsbelastung war gerade auf der Intensivstation «sehr hoch»

Die Regierung begründet, dass die Zahl der Covid-19-Erkrankten im Kanton Zug vergleichsweise tief gehalten werden konnten. In den Spitälern sei es zu keinen Kapazitätsengpässen gekommen. Folglich sei auch das Zuger Gesundheitssystem nicht überlastet worden.

Im Zuger Kantonsspital wurden bis Mitte Mai 38 Covid-Erkrankte stationär behandelt, wovon zehn Personen zeitweise Intensivpflege benötigten. Unterstützung erhielten sie von externem Intensivpflegepersonal aus der Andreasklinik und dem Luzerner Kantonsspital.

Dennoch war die Arbeitsbelastung gerade auf der Intensivstation sehr hoch, wie der Chef des Zuger Kantonsspitals, Matthias Winistörfer, in einem früheren Bericht sagte (zentralplus berichtete).

Teile des Spital-Personals in Kurzarbeit

Auch die Regierung schreibt, dass die physische und emotionale Belastung der Fachpersonen «zweifellos hoch» gewesen sei. Nicht zuletzt, weil sie auch zeitweise längere Schichten leisten mussten.

Doch die Regierung führt auch aus, dass aufgrund des Verbots von Wahleingriffen die Pflegeabteilungen der beiden Zuger Akutspitäler und der Klinik Adelheid «sehr schwach» belegt gewesen sei. Teile des Personals wurden über Kurzarbeit entschädigt. «Die Ausrichtung eines Pflege-Bonus an diese Gruppe von Pflegenden lässt sich kaum begründen», heisst es in der Antwort.

Die Regierung spricht ihren Dank aus …

Der Regierungsrat findet, dass man die ausserordentliche Belastung des Zuger Pflegepersonals zu Corona-Zeiten «differenziert» betrachten müsse. Zwar seien einige Fachpersonen besonders grossen Belastungen und Verantwortung ausgesetzt gewesen, andere hingegen seien sogar unterbeschäftigt gewesen.

Mehrmals dankt die Regierung in ihrer Antwort zwar allen Mitarbeitenden im Gesundheitswesen für ihren Einsatz und ihren Beitrag für ein gut funktionierende Gesundheitsversorgung. «Dieser Dank gilt generell und nicht nur bei der Bewältigung der Corona-Pandemie.»

… doch honorieren soll der Arbeitgeber

Doch die Regierung fühlt sich nicht in der Pflicht, das Pflegepersonal für den ausserordentlichen Einsatz zu belohnen. «Der Regierungsrat ist der Meinung, dass es die Aufgabe der Leistungserbringer als Arbeitgeber ist, die Arbeit des Personals im Gesundheitswesen angemessen zu honorieren.» Dazu gehörten auch besondere Beiträge als Belohnung für ausserordentliche Leistungen.

Die Zuger Regierung beantragt dem Kantonsrat, das Postulat von Lustenberger, Franzini und Hofer als nicht erheblich zu erklären. Voraussichtlich wird der Zuger Kantonsrat über das Geschäft an der Sitzung vom 25. Juni befinden.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 18.06.2020, 07:41 Uhr

    Die Regierungsräte betonen immer, wie unglaublich schwer und verantwortungsvoll ihre Aufgabe ist. Können wir ihren Lohn auf 60’000 pro Jahr kürzen und dafür am Freitagabend auf den Balkon und zwei Minuten für sie klatschen?
    Bei den anderen systemrelevanten Berufen hat das doch auch geklappt.

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    • Profilfoto von Michiel
      Michiel, 18.06.2020, 15:32 Uhr

      Bin für höchstens 50’000.- pro Jahr, klatsche gerne ein, zwei Minuten länger… Ohne das Gesundheitspersonal, die Leute im Verkauf, in der Betreuung und in der Logistik wäre in der Coronavirus-Krise nichts mehr gelaufen, sagte die 59-jährige SP-Bundesrätin Sommaruga. Die Bundespräsidentin sah die Arbeitgeber in der Pflicht. Vom Applaus etwa für das Gesundheitspersonal könnten die Betroffenen nicht leben, erklärte sie. «Ich gehe schon davon aus, dass sich die Arbeitgeber bei den Lohnverhandlungen daran erinnern, was diese Leute jetzt geleistet haben und weiter leisten.»
      Nun ja, Regierungsräte haben oft ein ‹eigenes Erinnerungsvermögen›.., hoffe die Wähler auch.

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