Lage hat sich entspannt – viele Betten leer

Chef Zuger Kantonsspital: «Den Höhepunkt hatten wir vor zehn Tagen»

Zum Höhepunkt wurden im Zuger Kantonsspital zehn Covid-19-Patienten behandelt, davon mussten neun künstlich beatmet werden. (Bild: zvg)

Die Welle der Corona-Erkrankungen flacht langsam ab. Im Kanton Luzern stehen viele Betten leer, im Kanton Zug belegen Covid-19-Patienten aktuell noch vier von zehn Intensivplätzen. Obwohl die Kapazitäten deutlich geringer sind als in Luzern, sollten die Betten auch in Zug reichen, ist der Direktor des Zuger Kantonsspitals überzeugt.

Im Zuger Kantonsspital stehen zurzeit zehn Intensivbetten zur Verfügung. Davon sind acht Plätze mit einem Beatmungsgerät ausgestattet. Derzeit belegen vier Covid-19-Patienten ein Intensivbett, drei davon werden künstlich beatmet. Vier weitere Covid-19-Patienten und drei noch nicht bestätigte Verdachtsfälle sind derzeit auf der normalen Bettenstation hospitalisiert.

Das sind weniger als in der Vergangenheit. «Den Höhepunkt hatten wir vor zehn Tagen», sagt der Direktor des Zuger Kantonsspitals, Matthias Winistörfer. Gerade auf der Intensivstation sei die Arbeitsbelastung mit neun künstlich beatmeten Covid-19-Patienten sehr hoch gewesen. «Viel mehr als sonst», wie er anfügt. Normalerweise habe man nie mehr als drei Patienten, die auf der Intensivstation künstlich beatmet werden.

Bei Bedarf gibt es zwei Intensivbetten mehr

Doch hat Zug mit zehn Intensivbetten überhaupt genügend Platz? Zum Vergleich: Im gut dreimal grösseren Kanton Luzern stehen 77 Intensivplätze zur Verfügung (siehe Box). «Aktuell reichen zehn Intensivbetten aus», ist Winistörfer überzeugt. Man habe nie mehr als total 14 Erkrankte und Verdachtsfälle auf der normalen Bettenstation betreut. Noch bis vor wenigen Tagen standen zudem noch zwölf Intensivbetten zur Verfügung. Bei Bedarf könnte man die Anzahl wieder auf diese Zahl erhöhen.

Die Lage im Zuger Kantonsspital hat sich kürzlich – wie insgesamt in der Schweiz – etwas entspannt. Das, weil im Kanton Zug die Anzahl der neu nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen sehr tief ist und die Anzahl erkrankter Personen zurückgeht, so Winistörfer.

In Luzern sind 37 von 77 Intensivplätzen belegt

Anders sehen die Zahlen in Luzern aus. In den vier Akutspitälern gibt es momentan 1'575 Spitalbetten. 748 Betten davon sind belegt. Von den 77 Intensivplätzen sind 37 belegt, davon sind jedoch nur sechs Corona-Patienten, wie die Staatskanzlei Luzern am Dienstag mitteilte.

Für Corona-Patienten stehen im Kanton Luzern zurzeit 507 Betten zur Verfügung. 35 sind – Stand Dienstag – belegt.

Fallzahlen nur langsam gestiegen

In der letzten Woche sind nur sieben neue Fälle bestätigt worden, wie die Zuger Gesundheitsdirektion in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt.

Gleichzeitig zeigen die Zahlen, dass der Kanton in den letzten Tagen vermehrt Corona-Tote beklagen musste. Nachdem am 27. März eine Person am Virus verstorben ist, stieg die Anzahl in den letzten Tagen auf acht Tote an. Winistörfer überrascht das nicht. «Zum Teil wurden Schwersterkrankte über mehrere Wochen auf unserer Intensivstation behandelt.»

Es sei nicht ungewöhnlich, dass die Anzahl der Todesfälle mehrere Wochen nach einem starken Anstieg der Fälle zunehme. Nicht selten seien es zwei oder mehr Organsysteme, die bei Schwersterkrankten ausfallen würden, beispielsweise neben der Lunge auch der Kreislauf und die Nieren.

Bisher habe es keine Kapazitätsengpässe gegeben, was die Zahl der Corona-Patienten betrifft, die im Zuger Kantonsspital behandelt werden mussten. Auch war es nicht nötig, geplante Eingriffe vom Zuger Kantonsspital an die Hirslanden Andreasklinik zu verschieben.

Künstlich Beatmete müssen in die Reha

Um sich gegen die Corona-Pandemie zu wappnen, haben die beiden Zuger Akutspitäler – das Zuger Kantonsspital und die Hirslanden Andreasklinik –  zusammengespannt.

Spezialistinnen und Spezialisten der Hirslanden Andreasklinik in Cham greifen vorübergehend dem Kantonsspital unter die Arme. Es sind Experten im Bereich der Intensivpflege und Anästhesistinnen.

Winistörfer erklärt, dass insbesondere Schwersterkrankte, die lange künstlich beatmet werden mussten, nach der Behandlung im Akutspital mehrere Wochen Rehabilitation brauchen. Insbesondere, was die Funktion der Lungen anbelangt. Deswegen können neu Covid-19-Patienten, die intensivmedizinisch behandelt wurden und auf dem Weg der Genesung sind, für die postakute Rehabilitation in die Klinik Adelheid verlegt werden. Zugleich können damit akutsomatische Spitäler entlastet werden.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von alice .Schärer-Gurini
    alice .Schärer-Gurini, 22.04.2020, 10:18 Uhr

    Ich war vor 5 Wochen im Kantonsspital Zug nicht wegen Corona. Aber ich hatte keine Minute Angst, angesteckt zu werden Ich 80 j. wurde liebenswert betreut und konnte nach 5 Tagen wieder nach Hause! Danke an alle Pfleger und Pflegerinnen.

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  • Profilfoto von Paul Bründler
    Paul Bründler, 22.04.2020, 09:46 Uhr

    Eigentlich gab es in der Zentralschweiz nie einen bedenklichen «Höhepunkt».
    Wir sind weitgehend verschont geblieben von dem Virus, werden aber schwer und lange unter den Vorsichtsmassnahmen zu leiden haben.

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