Weniger Wohnungen

«SBB agieren mutlos»: SP kritisiert neue Kirschloh-Pläne

Laut SP-Fraktionschef Ivano De Gobbi wären beim Kirschloh-Areal mehr Wohnungen möglich gewesen. (Bild: ewi/zvg)

Beim alten Güterbahnhof Zug auf dem Kirschloh-Areal planen die SBB eine Überbauung. Im Gegensatz zum ursprünglichen Plan bauen sie aber weniger Wohnungen. Die SP ist enttäuscht.

Die SBB haben die überarbeiteten Pläne fürs Kirschloh-Areal aufgelegt. Statt zehn wird die Häuserreihe der Überbauung nur neun Gebäude haben. Der bebaubare Bereich im Süden sei kleiner als ursprünglich angenommen, wie im Gesuch steht. Das bedeutet aber auch, dass die SBB abspecken mussten. Statt 140 bauen die SBB beim ehemaligen Ökihof 119 Wohnungen (zentralplus berichtete).

Diese Änderung nimmt die Stadtzuger SP enttäuscht zur Kenntnis, wie sie in einer Stellungnahme schreibt. Auf Anfrage führt SP-Fraktionschef Ivano De Gobbi aus: «Es ist sehr schade, dass an einem solch zentralen Ort das rare Gut Bauland verschwendet wird.» Hier wären mehr Wohnungen «klar wünschenswert». Auch wenn diese zum Teil mittel- bis hochpreisig wären – es brauche mehr Wohnraum in Zug. «Die SBB mit dem Bund als Eigentümer nimmt hier aus meiner Sicht ihre gesellschaftliche Verantwortung nicht wahr.»

SBB nutzen Möglichkeiten nicht aus

Auch stört sich die SP an den 140 Parkplätzen, da das Areal direkt neben dem Bahnhof mit gutem ÖV-Anschluss ausgestattet sei. Gegenüber zentralplus hielt SBB-Mediensprecher Olivier Dischoe jedoch fest, dass die Anzahl bei der geplanten Fläche dem Bedarf entspreche. Für den SP-Fraktionschef ist das nicht überzeugend: «Die SBB agieren mutlos und nehmen vermutlich einfach den Weg des geringsten Widerstands.»

Bereits im Vorfeld kritisierte De Gobbi das Projekt. Gemäss Zonenplan befände sich das Gelände an den Gleisen in einem Verdichtungsgebiet, Bauten von bis zu 60 Metern Höhe wären möglich. Dass die SBB hier ihre Möglichkeiten nicht ausschöpfe, sei eine verpasste Chance zur Verdichtung (zentralplus berichtete). Diese Überlegungen wiederholt er auch im überarbeiteten Projekt: «Wenn nun hier nicht verdichtet wird, wo soll denn dann verdichtet werden?», fragt er rhetorisch.

Dass die SBB nicht genug verdichte, liess SBB-Sprecher Dischoe nicht einfach so stehen: «Die SBB tragen zur nachhaltigen Verdichtung gegen innen bei, indem sie bisher unternutzte Grundstücke an zentralster Lage entwickeln und somit neuen Wohn- und Arbeitsraum schaffen, wo bisher keiner war.» Zudem haben die Bahnen die «verträgliche Dichte» bereits ausgelotet.

Rundherum werden Hochhäuser gebaut

De Gobbi verweist jedoch auf die westliche Gleisseite: Dort werde gezeigt, dass mehr Verdichtung möglich wäre. Auf dem Landys&Gyr-Areal planen verschiedene Bauherren einen neuen Stadtteil (zentralplus berichtete). Und die geplanten Gebäude darin sind deutlich höher als die fünf- bis sechsgeschossigen Häuser, welche die SBB bauen wollen.

Auch auf der anderen Seite des Areals werden künftig geplante Gebäude die Kirschloh-Bauten deutlich überragen: An der Baarerstrasse soll beispielsweise mit dem «Projekt Pi» ein 80-Meter-Turm entstehen (zentralplus berichtete). «Statt überall hier und dort etwas zu machen, könnte ein Gesamtkonzept bessere Lösungen bringen», findet De Gobbi. Sonst werde eine qualitativ gute Verdichtung nicht gelingen. Für ihn hätte sich für solch eine Betrachtung das Areal zwischen den Gleisen bis zur Baarerstrasse angeboten, wie er auch in seinem Vorstoss schrieb.

SP wartet vorerst ab

Obwohl die SP von den neuesten Änderungen am Kirschloh-Areal enttäuscht ist, plant die Partei derzeit keinen neuen Vorstoss. De Gobbi verweist hierbei auf die derzeit hängige Interpellation. Er hält aber fest: «Es ist für uns klar, dass solche zentralen Grundstücke nicht verschwendet werden dürfen.» Deshalb müssten Überlegungen zur Verdichtung zwingend Teil der anstehenden Ortsplanungsrevision sein. Diese wird für die Stadt Zug 2025 fällig.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Erich Staub
    Erich Staub, 12.08.2023, 17:06 Uhr

    Endlich wieder ein architektonisches Projekt, das die gewachsenen Strukturen verträglich weiterentwickelt. Gratuliere. Die Wohnungsgrössen sollten jedoch in der Fläche mindestens un 20% verkleinert werden, dadurch könnte die Wohnungszahl und vorallem die Wohnungsbelegung erhöht werden. Nur dies ist echte Verdichtung.
    Die Parkplatzzahl kann locker auf 50% reduziert werden, dadurch würde der Wasserhaushalt im Boden massiv weniger stark tangiert.
    Zum Hochhausbau in der Region Zug. Die Zuger Topografie verträgt die realisierten und geplanten Höhen leider nicht. Ein Betrachten z.B. vom Moosrank oder vom Zugerseeschiff ist hilfreich. Eine verträgliche Integration ist dabei leider nicht zu erkennen.

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  • Profilfoto von Dolfino
    Dolfino, 12.08.2023, 12:13 Uhr

    Dieselbe SP die nach mehr Wohnraum schreit und an der SBB rumkritisiert hat es ja in zürich geschafft ein großes Wohnraum Projekt der SBB zu torpedieren so dass die SBB das ganze Projekt gestrichen hat. Was will die SP eigentlich Wohnraum aber nur nach ihrem Geschmack. Wäre eigentlich besser die Partei würde sich mal mehr engagieren gegen die ungebremste Zuwanderung. Das wollen sie auch nicht denn die Sozialindustrie ergibt sehr gut bezahlte Jobs . So wie die SP politisiert ist die ich mehr wählbar.

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