Streit um altes Gewerbegebäude

So erweitert die CSS ihren Hauptsitz in der Stadt Luzern

So soll es in drei Jahren an der Tribschenstrasse 51 aussehen. (Bild: Visualisierung zvg)

Jetzt ist klar, wie die CSS das Gewerbebäude an der Tribschenstrasse in ihren Neubau integrieren wird. Der Entwurf ist die Folge eines jahrelangen Streits mit dem Heimatschutz.

Das historische Gewerbegebäude an der Tribschenstrasse hat eine Zukunft. Jahrelang kämpften der Innerschweizer Heimatschutz (IHS) und der Schweizer Heimatschutz (SHS) für seinen Erhalt. Denn die Versicherung CSS hatte das Gebäude 2015 gekauft, um ihren Hauptsitz in der Stadt Luzern zu erweitern. Dieser liegt nebenan.

Für den Neubau sollte der graue Block weichen. Doch die Heimatschützer brachten den Fall vor Bundesgericht. Die Frage: Darf der historische Bau des Luzerner Architekten Carl Mossdorf abgerissen werden? Die Bundesrichter liessen die Frage im Jahr 2021 unbeantwortet. Stattdessen setzten sich Heimatschutz und CSS an einen Tisch und fanden einen Kompromiss (zentralplus berichtete).

Das umstrittene Gewerbegebäude auf dem Grundstück der CSS in Luzern. (Bild: jal)

Das Ergebnis: Das Gewerbegebäude an der Tribschenstrasse bleibt erhalten und wird in einen Neubau integriert. Diese Woche hat die Versicherung präsentiert, wie dieser Kompromiss aussehen soll. Der Entwurf «Lambris» stammt vom Architekturbüro Diener und Diener Architekten. Die Basler konnten sich gegen neun andere Schweizer Büros in einem Architekturwettbewerb durchsetzen.

In drei Jahren will die CSS den Neubau beziehen

Ihr Entwurf weise ein klares städtebauliches Konzept auf, erklärt die CSS den einstimmigen Entscheid der Jury. «Der Neubau mit eigenständigem architektonischen Auftritt ergänzt den bestehenden Hauptsitz optimal.» Mit den geplanten Fotovoltaik-Elementen auf Dach und Brüstungen sowie den Holzelementen sei die Umsetzung ausserdem nachhaltig.

Der Entwurf des Büros Diener und Diener Architekten hat die Jury überzeugt. (Bild: Visualisierung zvg)

Das historische Gewerbegebäude glänzt als «Solitär» und wird vom Neubau umschlossen. Auch das gefiel der Jury. In seinem Erdgeschoss soll ein öffentlich zugängliches Bistro entstehen, davor ist ein kleiner Hofbereich geplant. Ebenfalls sieht das Siegerprojekt vor, das Gewerbegebäude «in den möglichst originalen Zustand» zurückzubauen.

«‹Lambris› verkörpert urbane Eleganz und erfüllt die Anforderungen an die architektonischen, denkmalpflegerischen und funktionalen Anforderungen am besten», meint CSS-CEO Philomena Colatrella. Seit zehn Jahren will die Versicherung ihren Hauptsitz erweitern – nun soll es schnell gehen. Ende dieses Jahr plant die CSS die Baueingabe, ohne Einsprachen ist der Neubau Anfang 2027 bezugsbereit.

Gewerbegebäude wurde über die Zeit verfremdet

Das gerettete Gewerbegebäude an der Tribschenstrasse stammt aus der Epoche des «Neuen Bauens». Mit dem Rückbau plant die Versicherung, den Ursprungszustand des «Pionierwerks» weitgehend wiederherzustellen. Denn im Laufe der Zeit wurde das Gebäude stetig verändert.

So hat man zum Beispiel die damals typischen Metallfenster durch Holzfenster ersetzt. Teile der Sichtbetonfassaden wurden verputzt und der Laubengang mittels einer Industrieverglasung geschlossen. In einer Mitteilung aus dem Jahr 2022 schrieb die Versicherung, diese zeitgenössischen Elemente seien über die Zeit «verfremdet» oder ganz entfernt worden (zentralplus berichtete).

CSS ist optimistisch, dass der Entwurf die Verbände überzeugt

Mit dem jetzigen Entwurf erhält das Gebäude des Luzerner Architekten Carl Mossdorf also eine neue Zukunft. Im Gewand von früher und umhüllt von einem modernen Versicherungsgebäude.

Am Mittwoch präsentiert die CSS den Anwohnern und Verbänden bei einer Veranstaltung die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs, erklärt die Versicherung auf Nachfrage. Die Verbände hätten aber schon bei der Ausschreibung mitwirken können. Dementsprechend optimistisch ist die CSS, dass der Basler Entwurf auch den Heimatschutz überzeugt.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung der CSS
  • Website der CSS
  • Telefonat mit Kommunikationsabteilung der CSS
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8 Kommentare
  • Profilfoto von Peter Gmuer
    Peter Gmuer, 14.03.2024, 15:42 Uhr

    Das freut mich sehr, dass es da endlich vorwärts geht. Dieses Projekt ist mehr als nur gelungen. Das wird eine tolle Überbauung.

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 13.03.2024, 17:12 Uhr

    Die Selbstbedienung der Krankenkassen in unserem neoliberalen Gesundheitswesen ist undurchsichtig, fernab von normalen Massstäben und nicht eben schön anzusehen. Insofern haben die Architekten die Sache sehr gut getroffen, Kompliment!

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  • Profilfoto von Altstadtkind
    Altstadtkind, 13.03.2024, 12:49 Uhr

    Dass der Mossdorf-Bau schützenswert ist, sieht man umso besser, wenn dieser Fassadengraus ihn umgibt. Die CSS hat viel Geld, aber beim Stil mangelt's arg. Das hat ja auch schon das Gezeter bis vor Bundesgericht gezeigt. Grösse geht anders. Dank an den Heimatschutz!

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  • Profilfoto von Rentner Baldi
    Rentner Baldi, 13.03.2024, 11:27 Uhr

    Wäre ein Neubau in Emmen nicht einfacher ,und darf man ein historisches unter Denkmalschutz stehendes Haus so umbauen,.

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    • Profilfoto von martin.vonrotz
      martin.vonrotz, 14.03.2024, 10:52 Uhr

      Das alte hässliche Haus wird so weit wie möglich in den "Urzustand" zurückversetzt weil so wie es jetzt aussieht hat es am Anfang nicht ausgesehen. Da wurde über die Jahre dauernd daran "gebastelt". Und nebenbei steht das Gebäude nicht unter Schutz. Es gibt halt so ein paar Ewiggestrige die solche Ungetüme als schön empfinden und erhalten wollen. Jetzt ist halt die CSS die Klügere und hat nachgegeben, gut so!

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  • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
    Hanspeter Flueckiger, 13.03.2024, 10:32 Uhr

    Der Entwurf stammt wohl eher aus der Feder von Bieder und Bünzli. Auch hier: Weder gewagt, noch schönes und nachhaltiges Design.

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    • Profilfoto von martin.vonrotz
      martin.vonrotz, 13.03.2024, 11:05 Uhr

      Es ist eine Versicherung und keine Wohnliegenschaft. Für solche gelten doch wohl andere Kriterien als "schön" in Ihren Augen?

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 13.03.2024, 10:21 Uhr

    gute Lösung,Guter Geschmack! Ich denke der Stadtrat sollte den Architekt wechseln!Hier wird mit scharm gebaut und nicht mit dem Vorschlaghammer( grässlich)

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