Lange wollte Luzern Superblocks wie in Barcelona einführen. Nun haben sich die Pläne geändert. Es gibt laut der Stadt bessere Strategien für Luzern.
Nicht oft werden Barcelona und Luzern in einem Atemzug genannt. Diesen Mai schon. Die Stadt Luzern kündigte an, sich etwas von der spanischen Grossstadt abschauen zu wollen: die sogenannten «Superblocks». Sie bezeichnen verkehrsberuhigte Stadtviertel, deren Häuser zu einem Wohnquartier verbunden werden (zentralplus berichtete).
Nachdem die SP im Jahr 2021 per Postulat gefordert hatte, das Modell auch für Luzern zu untersuchen, gab es von Seiten der Stadt Zustimmung. Sie versprach, einen ersten «Superblock» beim Kulturzentrum Neubad zu prüfen. Doch wie sich jetzt zeigt, ist die Idee verglüht.
Die «Superblocks» taugen nicht für Luzern
Schon im Mai verantwortlich war Milena Scherer, Co-Leiterin Mobilität beim Tiefbauamt der Stadt Luzern. Jetzt sagt sie auf Anfrage von zentralplus, die Stadt sei vom «Superblock» nicht mehr überzeugt. «Insbesondere, weil wir in Luzern andere Dimensionen haben als in Barcelona: beispielsweise kleinere und schmalere Strassenzüge und nur wenige Blockstrukturen.»
Das spanische Modell sei daher für die Stadt nicht sinnvoll, sagt Scherer. Doch die Stadt hat sich bereits etwas Neues ausgedacht, um Klimaschutz und Mobilitätsentwicklung voranzutreiben.
Neu plant die Stadt Klimaquartiere
Die Rede ist von sogenannten Klimaquartieren. Sie seien «auf die Dimensionen von Luzern» angepasste «Superblocks», erklärt Milena Scherer. Die Quartiere will die Stadt energieeffizient und umweltfreundlich entwickeln, sodass die Lebensqualität für die Anwohner steigt. Vorzeigebeispiele gebe es bereits in Deutschland.
Noch ist die Idee der Klimaquartiere recht neu. Studien, konkrete Planungen oder Beschlüsse der Stadt gibt es nicht. Nur so viel ist klar: Für die Planung eines solchen Quartiers rechnet die Stadt je nach Grösse mit Kosten von 50'000 Franken, die teils mit Krediten finanziert werden. Bei der Planung will die Stadt zudem die Bevölkerung eng miteinbeziehen.
Im Kleinmatt-Quartier soll das erste Klimaquartier entstehen
Auch wo dereinst Klimaquartiere entstehen, ist nicht abschliessend klar. Zurzeit sammle die Stadt erste Erfahrungen im Kleinmatt-Quartier, sei aber zeitlich im Verzug, schreibt Milena Scherer. Im nächsten Jahr sollen die ersten Arbeiten zwischen Moosmattstrasse und Neubad starten.
Die Wahl fiel auf das Kleinmatt-Quartier, in Folge zweier Masterarbeiten von ETH-Studentinnen. Die Stadt Luzern hatte sie beauftragt, das Potenzial verschiedener Quartiere für die «Superblocks» zu prüfen. Dass aus den «Superblocks» jetzt Klimaquartiere geworden sind, soll dem Standort keinen Abbruch tun.
Nächste Schritte im Hirschmattquartier?
Und wo soll das nächste Klimaquartier entstehen? Gemäss Tiefbauamt ständen die Standorte noch nicht fest. Einiges spricht aber dafür, dass sich die Stadt das Hirschmattquartier näher anschaut. Erstens schnitt es in der Analyse der ETH-Studentinnen ebenfalls gut ab.
Ausserdem hat die Stadtregierung in einer aktuellen Antwort auf ein Postulat mit dem Gedanken gespielt. Zwei SP-Grossstadträte hatten in dem Vorstoss gefordert, die Murbacherstrasse im Hirschmattquartier grüner und velofreundlicher zu gestalten (zentralplus berichtete). Der Stadtrat schreibt nun, das ganze Quartier stehe zur Diskussion, ein Klimaquartier zu werden.
- Schriftlicher Austausch mit Milena Scherer, Co-Leiterin Mobilität beim Tiefbauamt der Stadt Luzern
- Stellungnahme zum Postulat 264: Murbacherstrasse im Sinne der Klimastrategie
- zentralplus Medienarchiv
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Werthmueller, 23.11.2023, 15:49 Uhr Pure Verschleuderung von Steuergeld!
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👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterMarie-Françoise Arouet, 22.11.2023, 17:56 Uhr „Klimaquartier“: einmal mehr ein lächerlicher Unsinn aus der städtischen Bürokratie. Irgendwie muss ja Betriebsamkeit gezeigt und das Geld verbrannt werden. Es riecht nach verbalem Populismus und nach Bundesordnern.
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