Zu teuer, zu kalt, zu abgelegen: Die Gründe für das YoBar-Aus
Die Yobar macht den Laden dicht. Damit endet ein Experiment des Luzerner Milchverarbeiters Emmi nach einem Jahr bereits wieder. Was sind die Gründe für den Flop des Joghurt-Take-Aways an der Löwenstrasse?
Die Emmi-YoBar in Luzern macht dicht. Parallel dazu schliesst auch die Filiale in Zürich. Dies verkündete der Konzern am Montagmorgen (zentralplus berichtete). Doch das Ende des Joghurt-Take-Aways wirft einige Fragen auf. Ein Konzern, der ein neues Geschäftsmodell ausprobiert, zieht nach einem Jahr die Reissleine. Was genau ging da schief?
Keine Erfahrung mit Take-Away
Emmi-Mediensprecherin Sibylle Umiker sagt: «Wir haben bereits im Winter gewisse Veränderungen vorgenommen. Das Sortiment wurde verändert, wir haben beispielsweise mehr warme Speisen angeboten.» Auch habe man versucht, die Öffnungszeiten anzupassen. Mehr Kunden kamen aber dennoch nicht.
Das ganze war ein Experiment, die Emmi hatte vor der YoBar-Eröffnung noch keine Erfahrungen im Take-Away-Geschäft gemacht. Der erhoffte Erfolg blieb aus, analysiert habe man das Scheitern aber noch nicht im Detail. Fakt ist: Der Laden hatte zu wenig Kundschaft und keinerlei Aussicht darauf, dass sich an dem Zustand etwas ändern würde. Umiker bestätigt: «Mittelfristig war weder in der Filiale Luzern noch in der Filiale Zürich absehbar, dass sich die Kundenfrequenz in dem Masse erhöhen würde, dass sich der Standort wirtschaftlich lohnen würde.»
Bagels waren zu teuer
Ist denn der Standort in der Löwenstrasse das Problem? Umiker sagt: «In Luzern befanden wir uns sicher an einem B-Standort.» Man musste die Yobar schon bewusst suchen – die Laufkundschaft blieb grösstenteils aus. Zudem ist die Altstadt zu weit weg, um von ihrem Kundenstrom zu profitieren, gleichzeitig ist das Löwen-Center sehr nahe, was grosse Konkurrenz bedeutet.
Ein weiterer Punkt sind die Produkte: Die Emmi-Bar konnte die Kunden nicht vom gesamten Angebot überzeugen. Zwar seien die Joghurts (vor allem «frozen Yogurt» im Sommer) gut angekommen – schlechter liefen dagegen beispielsweise die Bagels und Wraps.
«Wir hatten keine Kochmöglichkeiten und die Bewilligungen waren auf Take-Away beschränkt.»
Sibylle Umiker, Mediensprecherin Emmi
Auch hierfür hat Umiker eine Erklärung: Man habe hochwertige Produkte verwendet. «Das hat seinen Preis – entsprechend waren die Kosten für einen Bagel vielleicht zu hoch für unsere oft jungen Kunden.» Es ist aber auch möglich, dass man dem Convenience-Unternehmen Emmi einfach die Frische-Nummer nicht ganz abnahm. Immerhin verkaufen Betriebe wie «Dean and David», das Tibits oder Starbucks ähnliche Bagels und Sandwiches ebenfalls zu hohen Preisen – dort werden sie aber gekauft.
Umiker glaubt aber nicht, dass das Problem am Convenience-Image von Emmi liegt: «Wir haben viele positive Rückmeldungen zur Qualität der Produkte erhalten.»
Reaktionen auf Facebook sind harsch
Doch nicht alle Reaktionen sind so positiv. Die Reaktionen in der Facebookgruppe «Du besch vo Lozärn, wenn …» zum Thema waren alles andere als positiv. Ein User schreibt «Kein Verlust, weder fürs Quartier noch für die Stadt», ein anderer schreibt: «War irrwitzig teuer.» In den Kommentarspalten wird auch der Standort kritisiert.
Warme Produkte fehlten
Zahlen lässt sich die Emmi keine entlocken. Nur so viel: 75 Prozent des Jahresumsatzes wurde im Sommer erwirtschaftet. Im Winter fehlten die warmen Speisen und die Möglichkeit, vor Ort an der Wärme zu essen. Dass dies gewünscht ist, sei auch aus Kunden-Feedbacks hervorgegangen.
Mediensprecherin Umiker sagt: «Wir hatten keine Kochmöglichkeiten und die Bewilligungen waren auf Take-Away beschränkt. Diese Probleme konnten an diesem Standort nicht gelöst werden.»
Emmi kann Angestellte nicht behalten
Umiker betont, dass die Bars noch bis September geöffnet seien. So lange haben auch die Angestellten Zeit, sich etwas Neues zu suchen. «Falls aber jemand schon vorher etwas Neues gefunden hat, so stehen wir nicht im Weg», so die Mediensprecherin.
Behalten konnte man die Leute nicht, so Umiker: «Wir beschäftigen bei Emmi kaum Verkaufspersonal und können die YoBar-Mitarbeitenden leider nicht einfach an andere Standorte verschieben.» Deshalb musste den zwei Vollzeit- und fünf Teilzeitmitarbeitenden in Luzern gekündet werden, so die Emmi-Sprecherin.