Kurzarbeit bei der Luzerner Zeitung – dennoch winkt eine Sonderdividende für die NZZ

Die «Luzerner Zeitung» wird dünner. Wegen der Corona-Krise finden keine Sport- und Kulturveranstaltungen mehr statt, über die man berichten könnte. Sorgen bereiten dem Unternehmen zudem einbrechende Werbeeinnahmen. Die Aktionäre sollen darunter aber nicht leiden. Im Gegenteil.

Redaktion

Lena Berger

CH Media, eines der grössten Medienunternehmen des Landes, hat diese Woche angekündigt, die Mitarbeitenden auf Kurzarbeit zu setzen (zentralplus berichtete). Grund sind die einbrechenden Werbeeinnahmen. Allein im April rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzrückgang von über 50 Prozent im Werbemarkt. Es drohen Umsatzverluste im mittleren zweistelligen Millionenbereich.  

Obwohl das Informationsbedürfnis der Leserinnen und Leser so hoch ist wie nie, wird bei der Luzerner Zeitung deshalb ausgedünnt. «CH Media reduziert die Umfänge aller Tageszeitungen. Damit tragen wir dem Umstand Rechnung, dass das öffentliche Leben stark reduziert oder in gewissen Bereichen (Sport, veranstaltete Kultur) ganz zum Erliegen gekommen ist», sagt Stefan Heini, Leiter der Unternehmenskommunikation. Eine Reduktion des Abonnementpreises ist aber nicht vorgesehen. Heisst: Die Leserinnen und Leser zahlen gleich viel, bekommen aber weniger.

Sportredaktoren auf Kurzarbeit gesetzt

Das ist das Eine. zentralplus geht da bislang einen anderen Weg (zentralplus berichtete). Aber was bedeutet der Entscheid von CH Media für die Mitarbeitenden bei der Luzerner und der Zuger Zeitung?

«Auf den Redaktionen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter je Ressort unterschiedlich stark von Kurzarbeit betroffen», sagt Heini dazu. Es gebe hier keine generelle Regelung. «Es wurden aber generell jene Pensen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stärker gekürzt, die in Ressorts mit stark reduzierter Auslastung arbeiten, also zum Beispiel im Sport.»

Ebenfalls von der Kurzarbeit betroffen sind gemäss Heini die Mitarbeitenden von Pilatus Today, dem neuen Onlineportal von Radio Pilatus, das erst kürzlich live ging. Der Start war explizit wegen der Corona-Krise und dem damit verbundenen Informationsbedürfnis vorgezogen worden – nun arbeiten Einzelne des Teams gleich in Kurzarbeit.*

Wie CH Media selber schreibt, ist die Situation paradox. Auf die hohe Nachfrage von Lesern und Zuschauern wird wegen der massiven Rückgänge bei der Werbung mit einer Angebotsminderung reagiert. Doch das ist nicht die einzige Widersprüchlichkeit.

Trotz Corona-Krise wird eine Sonderdividende bezahlt

Eine Überraschung erwartet die auf Kurzarbeit gesetzten Mitarbeitenden an der Generalversammlung der RMH Regionalmedien AG, vormals LZ Medien Holding AG. Sie findet am 14. Mai 2020 statt.

Dann beantragt der Verwaltungsrat den Aktionären neben der ordentlichen Dividende – allen Corona-Widrigkeiten zum Trotz – wieder zusätzlich eine Sonderdividende auszuschütten. Anders gesagt: Den Aktionären wird freiwillig mehr ausbezahlt als eigentlich vorgesehen.

Letztes Jahr betrug die ordentliche Dividende rund sechs Millionen Franken, die Sonderdividende 5,2 Millionen Franken. Geflossen ist der Löwenanteil des Geldes an die NZZ-Mediengruppe, da die RMH zu 97 Prozent in deren Besitz ist.

* Ursprünglich teilte die Unternehmenskommunikation von CH Media schriftlich mit, Pilatus Today sei nicht von der Kurzarbeit betroffen. Nach der Veröffentlichung des Artikels hat sie zentralplus gebeten, dies zu korrigieren.