Nach sehr trockenem Sommer

Was der Dauerregen dem Zuger Trinkwasser bringt

Trotz heftiger Niederschläge dürfte es noch lange dauern, bis sich die Grundwasserpegel wieder normalisiert haben. (Bild: Andreas Busslinger)

Der Sommer des Jahres 2022 war sehr trocken. Nun hat es in den letzten Tagen ordentlich geregnet. Aber reicht dieser Niederschlag, um in Zug die Trinkwasserreserven wieder zu normalisieren? Nachfragen bei zwei Zuger Wasserversorgern zeigen, dass die Situation auch innerhalb von Zug unterschiedlich ist.

Es regnet und regnet und regnet in den letzten Tagen. Betroffen war davon die ganze Alpennordseite. Auch wenn sich einige für die anstehenden Herbstferien sonnigeres Wetter wünschen: Die Natur freut sich sehr über den Niederschlag.

Aber reicht der Dauerregen der vergangenen Tage, um eine Trinkwasserknappheit zu verhindern? Wir haben mit zwei Zuger Wasserversorgern gesprochen. Es zeigt sich: Die Situation ist innerhalb von Zug unterschiedlich.

Situation in Menzingen hat sich verbessert

Aufgrund des fehlenden Regens rief der Kanton Zug im August die Bevölkerung auf, Wasser zu sparen (zentralplus berichtete). Letzte Woche haben sich dann die Wasserwerke Zug (WWZ) aufgrund der Trockenheit entschieden, die öffentlichen Brunnen im Luzerner Seetal abzuschalten (zentralplus berichtete).

Nun gibt Othmar Trinkler, der Präsident der Dorfgenossenschaft Menzingen, zumindest für seine Gemeinde Entwarnung. Der intensive Dauerregen hat dazu geführt, dass sich die Quellwasserbestände am erholen sind, sagt Trinkler gegenüber zentralplus. «Durch die Niederschläge haben wir wieder etwa einen Puffer von einem Monat, falls es jetzt wieder trocken werden würde.» Wie konnte dies so schnell gehen?

Ursächlich für die schnelle Erholung der Trinkwassersituation in Menzingen ist, dass in der Gemeinde rund 90 Prozent des Trinkwassers aus Quellen stammt. Die restlichen rund 10 Prozent stammen aus dem Grundwasser.

«Die Quellwasserbestände erholen sich zuerst, da sie in der Regel näher an der Oberfläche sind. Sie reagieren grundsätzlich schneller auf Niederschläge als Grundwasserpegel», erklärt Trinkler. Quellen reagieren also sehr schnell auf Veränderungen in Niederschlagsmengen. Wenn es einmal viel regnet, dann steigen die Quellwasserbestände zwar schnell, wenn es aber wie im Sommer einmal länger trocken ist, hat man schnell ein Problem.

Die Niederschläge wirken auf die Grundwasserbestände hingegen zeitverzögert. Weil Grundwasser tief im Boden ist, geht es lange, bis sich Niederschläge auf diese Pegel auswirken. Der Vorteil ist, dass längere trockene Phasen einfacher zu überbrücken sind. Wenn es aber während einer wirklich trockenen Phase zu regnen beginnt, landet dieser Regen meist in der Vegetation – und führt nicht zu einer Verbesserung der Grundwasserstände.

Grundwasserstand dürfte noch weiter sinken

Genau mit diesem Problem haben nun die WWZ zu kämpfen. Denn im Gegensatz zur Gemeinde Menzingen beliefern die WWZ ihre Gebiete nur zur Hälfte mit Quellwasser. «Die Pflanzen benötigen das Wasser, wodurch der Regen nicht bis ins Grundwasser kommt», schreibt die Medienstelle. Die WWZ rechnen damit, dass sich die Grundwasserpegel im Herbst noch weiter absenken. Im ebenfalls sehr trockenen Jahr 2018 habe man den niedrigsten Grundwasserstand gar erst im Dezember erreicht.

«Die Grundwasserstände sind aktuell auf einem historischen Tiefstand.»

Iris Isenschmid, Unternehmenskommunikation Wasserwerke Zug

Wie schnell sich die Situation verbessert, hängt massgeblich von der Niederschlagsmenge in den kommenden Wochen ab. «Die Grundwasserpegel sind auf einem historischen Tiefstand», so die WWZ. Grund dafür ist neben dem bekanntlich trockenen Sommer auch der vergangene milde Winter, der dazu führte, dass man schon mit wenig Grundwasser ins Jahr gestartet ist. «Es braucht mehrere Wochen Dauerregen, bis sich die Grundwassersituation wirklich erholt», schreibt Iris Isenschmid von der Medienstelle weiter.

Dennoch rechnen die WWZ nicht damit, dass in der Region noch weitere Aufrufe zum Wassersparen notwendig sind. «Jedoch lohnt es sich immer, sorgsam mit der lebenswichtigen Ressource Wasser umzugehen», so Isenschmid. Auch in Menzingen rechnet man dieses Jahr sicher nicht mehr mit Einschränkungen für Verbraucherinnen.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Othmar Trinkler, Präsident der Dorfgenossenschaft Menzingen
  • Mailverkehr mit der WWZ

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