Technische Panne rückt Lichtkunst in den Fokus

Warum Stadt Zug für längst vergangenes Festival warb

Video-Installation von Jonathan Shohet Gluzberg am letztjährigen Lichtkunstfestival Illuminate in Zug. (Bild: zvg)

Manche Sachen sind so toll, dass man sich eine Wiederholung wünscht. Wie etwa bei der Zuger Kunstaktion «Illuminate». Die ist tatsächlich wiederauferstanden, allerdings nur virtuell. Auf ihrer Homepage wird nun Werbung für ein chinesisches Minenunternehmen gemacht.

Veranstaltungen anzupreisen, die längt vergangen ist, macht keinen Sinn. Die Stadt Zug hat’s trotzdem tagelang getan: Und zwar fürs Lichtkunstfestival «Illuminate», welches in den beiden vergangenen Jahren die dunklen Strassen Zugs mit Kunst erleuchtete.

Laut Homepage der Stadt sollte man bis 15. November Licht- und Multimedia-Installationen im Innenstadtbereich bewundern können – doch leider schreibt man nicht mehr 2018.

Umschaltproblem

Seit kurzem ist klar, welchen Grund diese seltsame Aktion hatte: Die Stadt Zug hat für ihren Webauftritt die Software ausgetauscht (zentralplus berichtete). Kurz vor dem Umschalten wurden vom Anzeigeservice Guidle veraltete Links für Veranstaltungen aufgespielt. Die Fehlfunktion ist mittlerweile behoben.

Aktuelle Ausstellung? So sah die Homepage der Stadt Zug vor wenigen Tagen aus. (Bild: screenshot)

Bleibt die Frage, was aus dem Lichtkunstfestival geworden ist. Nach der Erstauflage 2017, als 15 Lichtkunstwerke zum Thema «Digital ID» gezeigt wurden, legten die Organisatoren im vergangenen Herbst nochmals zum Thema Digitalisierung nach: Nun waren 23 Künstler am Start, 16 Positionen und 3 Performances hatten sich angesagt. Als Begleitprogramm gab’s eine Kurzfilmnacht im Kino Seehof und tägliche Führungen.

Grosse Kiste

«Illuminate» stand für leuchtenden Beton, interaktive Videos und abgedrehte Ideen. Und für einen Mix aus lokalen und auswärtigen Künstlern, Newcomern und alten Hasen, Arrivierten und Trouvaillen.

Immer für einen Scherz gut: Der Baarer Künstler Quido Sen arbeitete mit Videos, die Taucher beim Reinigen von Roman Signers Skulptur «Seesicht» in Zug zeigen. (Bild: zvg)

Für das Festival konnte der organisierende Verein Lichtkunst Zug eine respektable Zahl an Gönnern und Sponsoren begeistern: Die Stadt Zug bewilligte per Rundmail 20’000 Franken, der Kanton 14’000, Baar eine ungenannte, aber wohl ähnliche Summe.

Spurlos verschwunden

Die grossen Zuger Stiftungen Ernst Göhner und Landis & Gyr spendeten ebenso wie grosse Unternehmen – WWZ, Zuger KB und Glencore. Als Kooperationspartner zeichneten etwa die Reformierte Kirche, der Bahnhof SBB und zahlreiche lokale Betriebe.

Xinhai treibt in China Bergbau – Homepage des Zuger Lichtkunstfestivals «Illuminate». (Bild: screenshot)

Seltsamerweise gibt es heute keine Hinweise mehr auf dieses tolle Ereignis. Die Homepage des Zuger Lichtkunstfestivals zeigt seit März keine kulturellen Inhalte mehr an. Vielmehr wird darauf nun Werbung für ein chinesisches Bergbauunternehmen verbreitet.

Ausweichen auf den «Heimatabend»

Gern hätte man erfahren, welche Bewandtnis es damit hat – und ob es eine Neuauflage des Festivals gibt. Doch die Verantwortlichen sind allesamt nicht zu erreichen: weder die Mediensprecherin Laura Hürlimann, die auslandsabwesend ist, noch die Vereinspräsidentin Sam Heller, eine hoffungsvolle junge Kuratorin aus Baar. Und auch nicht Carole Kambli, welche das Festival zusammengestellt hatte und letzten Herbst noch für die Stadt Zug tätig war.

Daten-Plastik von Sandro Steudler am letztjährigen Lichtkunstfestival «Illuminate» in Zug. (Bild: zvg)

So müssen sich die Zuger Freunde von Lichtkunst nun eben nach Unterägeri begeben, wo Remo Hegglin in einer Kunstaktion die Fassade des Schulhauses Acher bespielt. Dort laufen bis 24. November abends viertelstündliche Video-Loops über die Fassade, welche der Filmer und Künstler zum Thema Heimat aus eigenen Aufnahmen und aus Material der Unterägerer Schulen zusammengestellt hat. Jeden Tag sind andere Sequenzen zu sehen.

Am Schulhaus Acher Süd in Unterägeri sind Videosequenzen und animierte Fotografien von Remo Hegglin zu sehen. (Bild: Joëlle Guldin)
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