Historisches Museum Luzern wird zum Geisterhaus

Von Werwölfen, Drachen und Tsunamis: Gruselgeschichten im Museum

Gruslig: Unter anderem findet man im Dachstock eine echte, in Alkohol eingelegte Kobra. (Bild: bic)

Im Estrich des historischen Museums Luzern spukt es derzeit gewaltig. Eine neue Gruselausstellung soll Familien einen Einblick in die Luzerner Volkskultur vermitteln. Dabei tauchen die Besucher in einer Art Geisterbahn in vier alte Gruselgeschichten aus der Region ein.

Wie bringt man Kinder und junge Familien in Zeiten der Digitalisierung und des Internets in ein Museum, das heute bei manch einer jungen Person als alt und verstaubt erscheinen mag? «Mit Gruselgeschichten und gespenstischen Mythen und Sagen», lautet die Antwort von Walti Mathis, Leiter Vermittlung beim Historischen Museum. Er hat mit seinem Team im Dachgeschoss des ehemaligen Zeughauses ein Geisterhaus eingerichtet, das am Mittwoch, pünktlich zu Halloween, seine Tore öffnete.

Das Angebot richtet sich an Kinder ab 7 Jahren, die bekannte Sagen und Mythen aus dem Kanton Luzern auf gruselige Art erfahren möchten. So tauchen die jungen Besucherinnen ein ins Entlebuch vor 400 Jahren, wo ein junger Mann als Werwolf verurteilt und hingerichtet wurde (zentralplus berichtete). Unter Folter hatte er gestanden, sich in einer Vollmondnacht verwandelt, Schafe gerissen und Menschen angefallen zu haben.  

Drachen, Tsunamis und Verschwörer sorgen für Gruselmomente

Erzählt werden in der gut 20-minütigen Show vier Geschichten aus der Region Luzern. «Die Besucher bekommen Einblick in eine Region, die in der frühen Neuzeit von teils tiefem Aberglauben geprägt war», erzählt Mathis. Weil man es damals nicht besser wusste, habe man Menschen für Katastrophen verantwortlich gemacht.

Ähnlich verhielt es sich mit Unwettern. Man glaubte, dass diese von Drachen verursacht wurden, die am Pilatus hausten. Erzählt wird auch die Legende der sogenannten «Luzerner Mordnacht». Laut der Erzählung wollten im Jahre 1334 Anhänger der Habsburger diejenigen Luzerner töten, die sich der Eidgenossenschaft anschliessen wollten. Doch diese wurden von einem Knaben gewarnt und überlebten somit das Attentat.  

Muriel Müller und Walti Mathis vom Historischen Museum. (Bild: bic)

Eine echte Naturkatastrophe

Entsprechend aufwendig und detailliert wurden die Fabelwesen und Schauplätze gestaltet. Ihre Wirkung verfehlten sie bei der Schulklasse, die das Geisterhaus als erste besuchte, folglich nicht. «Es war spannend, aber nicht wirklich gruselig», gaben sich die Schülerinnen und Schüler cool.

Die Anspannung, die während der Show herrschte, als plötzlich der Werwolf zwischen den Bäumen auftauchte und ein riesiger Tsunami die Stadt Luzern überflutete, war bei den Kindern aber dennoch spürbar. Die Naturkatastrophe hat sich im Jahr 1601 tatsächlich ereignet.

Ein Werwolf und ein Tsunami sind Teil der gruseligen Show. (Bild: bic)

Eine Art Mehrwegausstellung

Das Gruselkabinett ist bis Ende November jeweils am Mittwoch-, Samstag- und Sonntagnachmittag geöffnet. «Ende Monat werden wir die Ausstellung wieder zurückbauen und das Material bis zum nächsten Halloween verstauen», schildert Muriel Müller, Assistentin von Walti Mathis das Konzept des Geisterhauses. Müller ist für die Planung und die Umsetzung der Show verantwortlich. Rund 20'000 Franken wurden investiert. Nach dem Geisterhaus sollen unter dem Jahr andere Familienevents in den Räumlichkeiten des Dachgeschosses stattfinden.

«Für die Ausstellung konnten wir einerseits auf historische Gegenstände aus dem Museum zurückgreifen und andererseits haben wir auch gruselige Gegenstände eingebaut, die wir im Internet bestellt haben», sagt sie lachend. Das Museum wagt also den Spagat zwischen alt und modern. Entsprechend gut kam dies bei der ersten Schulklasse an. Eine krabbelnde Gummihand aus Plastik sorgte ebenso für Unterhaltung wie eine echte, in Alkohol eingelegte Kobra.

Lauter gruselige Gegenstände tummeln sich im Geisterhaus. (Bild: bic)

Nur die gruseligsten Geschichten ausgewählt

 «Wir hätten noch einige Geschichten mehr erzählen können, haben uns dann aber relativ schnell für die vier mystischsten und gruseligsten Storys entschieden», so Mathis. Denn die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass die Kinder sich insbesondere von solchen Inhalten begeistern lassen. So sei die vergangene Ausstellung «Die Nacht der Werwölfe» ein grosser Erfolg gewesen.

Diese wurde auf Wunsch von vielen Kindern und auf Anregung des Luzerner Mythenforschers Kurt Lussi initiiert. Das Geisterhaus ist also der Nachfolger dieses Projekts. «Die Kinder sollen so auf unterhaltsame Weise die Luzerner Volkskultur erleben», sagt Mathis. «Der Werwolf ist zwar nicht echt, aber es macht Spass, sich ein bisschen vor der Sagengestalt zu gruseln», sagt eine tiefe, gespenstische Stimme aus dem Off.

Den ersten grossen Stresstest erwartet das neue Geisterhaus am Mittwochabend, wenn eine grosse Halloween-Grusel-Party in den Räumlichkeiten des Museums steigt. Diese ist seit Tagen ausverkauft. Rund 70 Kinder werden die Gänge des alten Hauses in Beschlag nehmen. Es dürfte an der Pfistergasse also kräftig spuken. Die Erwachsenen müssen aber leider draussen bleiben.

Geisterhaus im Historischen Museum: Offen jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag im November, 14–16 Uhr

Im Dachstock des Historischen Museums spielt sich Geheimnisvolles ab … (Bild: zvg/Priska Ketterer)
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