Zuger Brüggli: Fast vier Millionen für einen neuen Veloweg
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Sie ist steiler als die steilste Strasse der Welt: Jetzt soll die Unterführung beim Zuger Brüggli endlich velofreundlich und barrierefrei werden. Dafür muss der Kanton aber tief in die Tasche greifen.
Es ist wohl eine der nervigsten Stellen im Zuger Velonetz: Die Unterführung beim Brüggli. Das beliebte Naherholungsgebiet ist für Velofahrer eigentlich gut erschlossen, über den Chamer Fussweg gelangt man sowohl aus Richtung Zug als auch aus Cham gemütlich am See entlang ins Brüggli. Doch wer von der Hauptstrasse mit dem Velo ins Brüggli will, steht bei der Unterführung vor einem nur schwer überwindbaren Hindernis.
Beidseitig führt eine Treppe zur Unterführung hinunter. Seitlich gibt es zwar eine Rampe, auf der ein Velo, Kinderwagen oder Rollstuhl gestossen werden könnte. Doch ist das Gefälle dieser Rampe so steil, dass bei diesem Versuch selbst sportliche Menschen stark ins Schnaufen geraten werden.
Jetzt kommt eine Rampe statt eine Treppe
Die Unterführung ist mittlerweile 50-jährig und ein Paradebeispiel für die damalige Verkehrsplanung, welche das Wort «barrierefrei» gar nicht erst kannte. Bereits vor knapp 20 Jahren führte der Kanton Zug eine Machbarkeitsstudie durch, wie die Unterführung barrierefrei gebaut werden könnte. Doch aus Spargründen wurden die damaligen Pläne wieder verworfen.
Unterdessen ist dieser Abschnitt aber sogar Teil des kantonalen Velowegnetzes. Und darum plant der Kanton jetzt eine aufwändige Neugestaltung der Unterführung, damit diese ihrem Namen als Veloweg auch tatsächlich gerecht wird (zentralplus berichtete).
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Auf beiden Seiten der Unterführung werden die heutigen Treppen durch lange Rampen ersetzt. In Richtung Chamerstrasse baut der Kanton eine 40 Meter lange Rampe hin zur Hauptstrasse. Die Rampe ist mit 6,3 Prozent Gefälle zwar immer noch etwas zu steil, um den Normen für barrierefreies Bauen zu entsprechen. Doch für eine längere Rampe fehlt schlicht der Platz.
Doch trotz dieses Schönheitsfehlers ist es für Velos eine wesentliche Verbesserung. Denn die bisherigen Schieberampen am Rand der Treppe sind mit einem Gefälle von 36 Prozent wesentlich steiler – ein Prozent steiler nämlich als die steilste Strasse der Welt, die Baldwin Street in Dunedin in Neuseeland.
Zwei neue Wege in Richtung See
Die Unterführung bleibt gleich breit. Eine Verbreiterung würde wegen der bestehenden SBB-Gleise kompliziert und teurer werden. So hat der Kanton eine Verbreiterung dieses Abschnitts auf 4,5 Meter geprüft. Das würde die Projektkosten aber beinahe verdoppeln.
Die Wände der neuen Unterführung werden weiss gestrichen und die Beleuchtung ersetzt, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Sollten die SBB dereinst ein drittes Gleis zwischen Zug und Cham bauen wollen, ist das mit der jetzigen Sanierung der Unterführung kompatibel.
Auf der Seeseite der Unterführung baut der Kanton eine Rampe mit einer grossen Rechtskurve. Die Rampe wird so länger als auf der anderen Seite und darum weniger steil. Hier entspricht das Gefälle den Normen für barrierefreies Bauen.
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Für Fussgängerinnen plant der Kanton zudem eine Abkürzung in Form einer neuen Treppe, die nach der Unterführung rechts hoch in Richtung Chamer Fussweg führt.
Die Grünflächen innerhalb dieser neuen Weg-Schlaufe werden mit Wildsträuchern und einer grossen Eiche bepflanzt. Die 14 Autoparkplätze am Ende der Rampe werden im Rahmen dieses Projekts aufgehoben. Allerdings relativiert der Kanton, dass diese im Zuge der Neugestaltung des Brügglis sowieso aufgehoben worden wären.
Kostenpunkt: 3,8 Millionen Franken
Dem Kanton Zug stehen mit dem Projekt aufwändige Bauarbeiten bevor. Denn aufgrund der Nähe zum Wasser setzt sich der Baugrund ständig. Darum werden rund 30 Meter lange Pfähle in den Boden gerammt, um die neuen Rampen zu stabilisieren. Die aufwändigen Bauarbeiten gehen ins Geld. Das Projekt kostet den Kanton 3,8 Millionen Franken.
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Sieben Prozent davon entfallen auf den Kostenpunkt «Unvorhergesehenes». Aus dem Bericht und Antrag des Regierungsrats geht hervor, dass dieser gerne noch mehr Reserve-Gelder bereitgestellt hätte. Doch die Kommission für Tiefbau und Gewässer war demnach anderer Ansicht – «trotz der erheblichen Baugrundrisiken», wie die Regierung schreibt.
Die Bauarbeiten sollen in rund einem Jahr beginnen. Sie dauern wohl 18 Monate lang. Während der gesamten Bauzeit werden die Velofahrerinnen und Fussgänger über die Chamerstrasse in östliche oder westliche Richtung auf den Chamer Fussweg umgeleitet.
- Bericht und Antrag der Regierung
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