Unterführung am See wird velo- und rollstuhlfreundlich

Mit dem Velo ins Zuger Brüggli, ohne abzusteigen

Wer heute mit Velo oder zu Fuss vom Brüggli bis an den Lorzenweg will, muss zwei Unterführungen nehmen. Gerade mit Kinderwagen ist dies mühsam. (Bild: wia)

Die Unterführung beim Zuger Brüggli wird erneuert. Endlich, finden Velofreunde. Und nicht nur die. Auch Rollstuhlfahrerinnen und Eltern mit Kinderwagen dürfen sich freuen. Während der einjährigen Bauzeit wird es für den Langsamverkehr jedoch mühsam.

Ein lauer Tag, der See ladet zum Baden. Scharenweise pilgern Zugerinnen ans kühle Nass. Besonders beliebt, sowohl bei Städtern als auch Auswärtigen: das Brüggli. Beliebt bei Grossfamilien, Brätelfreunden und eher unkomplizierten Zeitgenossen, die von einer Badi keine riesige Infrastruktur erwarten.

Kein Wunder sind die Parkplätze vor Ort an schönen Sommertagen meist besetzt. Also rauf aufs Velo. Die Unterquerung der Chamerstrasse geht in einem Schwung, dann jedoch, ein Steinwurf vom Brüggli entfernt, gilt es, einen jähen Stopp zu reissen. Wer vor der Bahnunterführung nicht abbremst, den erwartet eine Holpertour die Treppen hinunter. Das Velo muss hier die rund 30 Zentimeter breite Schieberampe hinunter geleitet werden, um es am Ende der Unterführung wieder hochzuschieben.

An einem schönen Tag nutzen hunderte Radfahrer diesen Weg, der nicht zuletzt Teil der kantonalen Radstrecke Zug Brüggli-Schmittli ist und eine Anbindung an die nationale Radwanderroute Nr. 9 darstellt.

Für Rollstuhlfahrer unüberwindbar

Mit dem Velo ist die Unterführung lästig. Viel mühsamer ist sie für Menschen, die einen Kinderwagen vor sich hinschieben. Diese müssen zünftig aufpassen, dass sie die beiden schmalen Rampen mit den Rädern erwischen. Schlicht unmöglich zu bewältigen ist das Hindernis mit seinen 23 Stufen für Rollstuhlfahrerinnen. Sie müssen 300 Meter der Chamerstrasse entlang fahren, um via Fussgängerstreifen zur autobefahrenen Unterführung via Brüggli zu gelangen.

So kommt die Unterführung heute daher. (Bild: wia)

Damit soll bald Schluss sein. Die Unterführung, die aus dem Jahr 1973 stammt, soll erneuert werden. Ein Blick auf die Pläne des kantonalen Tiefbauamts verrät: Das wird ein zünftiges Unterfangen. Denn beim Bau gibt es einige Herausforderungen einzuberechnen.

Der Zuger Baudirektor Florian Weber sagt dazu: «Das Projekt befindet sich in unmittelbarer Nähe zum See und zur Lorze.» Auf der östlichen Seite sei die Unterführung nur durch eine Ufermauer von der Lorze getrennt. «Die Baugrund- und Wasserverhältnisse erfordern, dass unterhalb des Wasserspiegels ein wasserdichter Baugrubenabschluss erstellt werden muss.» Herausfordernd seien ausserdem die engen Platzverhältnisse und der setzungsempfindliche Untergrund.

Vom Projekt betroffen sind mitunter private Grundeigentümer. «Mit den betroffenen Eigentümerschaften konnten einvernehmliche Lösungen erzielt werden», sagt Weber.

Das «Achtung Treppe»-Schild ist aufgrund der Hecke nicht besonders gut sichtbar. (Bild: wia)

Velos fahren in einer Schlaufe runter zur Unterführung

Was ändert sich konkret? Die nördliche Rampe am Brüggliweg soll flacher und breiter werden. Das Gefälle, das heute 8 Prozent beträgt, soll auf 6,3 Prozent reduziert werden. Die 6 Prozent, welche das behindertegerechte Bauen eigentlich verlangt, sei aufgrund der Begebenheiten im betroffenen Gelände nicht umsetzbar.

Aufwändiger wird die Sache auf der Südseite der Geleise. Beim Unterführungsaufgang, der heute nur via Treppe überwindbar ist, soll künftig eine gewundene Rampe für den Mischverkehr ausgelegt werden. Wer dereinst mit dem Velo vom Chamer Fussweg zu fahren kommt, macht also beinah eine 180-Grad-Wende, bevor er in den Tunnel fährt. Die Rampe wird rund 55 Meter lang sein und mit 6 Prozent Neigung behindertengerecht werden.

Fussgängerinnen können den Weg von Westen hinunter zum Tunnel ausserdem mit einer gebogenen Treppe überwinden. Zudem ist eine Treppe im Süden der Velorampe in Richtung See geplant. Das Gelände im Rampeninnern kann gemäss Kanton bepflanzt werden. Diese Lösung bedingt allerdings eine geschlossene, unterirdische Betonkonstruktion im Sinne einer unsichtbaren Wanne, welche mittels überdeckten Mauern den Grundwassereintritt verhindert.

Die Baustellenzufahrt südlich der SBB-Linie wird via Zeltplatz erschlossen. Diejenige zur nördlichen Baustelle passiert über die Chamerstrasse 87. Gemäss Baudirektion ist geplant, dass die Arbeiten im August oder September 2024 beginnen. Insgesamt soll die Bauzeit zirka anderthalb Jahre dauern.

Pro Velo Zug freut sich

Dass das neue Unterführungsprojekt nun zum fliegen kommt, freut die Mitglieder von Pro Velo Zug. «Endlich! Endlich! Dieses Projekt war längst fällig. Pro Velo Zug ist schon seit mehr als 20 Jahre an diesem Thema dran», erklärt Co-Präsident Victor Zoller auf Anfrage. «Wir wurden jedoch jeweils vertröstet, da das Unterfangen als schwierig taxiert wurde. Einerseits aufgrund des möglichen dritten Bahngleises, das in die Pläne mit einberechnet werden muss, anderseits, weil das betreffende Gelände mehreren Grundeigentümern gehört.»

«Die Bauarbeiten dauern mit rund eineinhalb Jahren ziemlich lange. Die geplanten Velo-Umleitungen werden unangenehm.»

Victor Zoller, Co-Präsident Pro Velo Zug

Nun jedoch sei man glücklich ob der «Luxuslösung», welche der Kanton erarbeitet hat. «Für Velofahrer wird die neue Rampe sehr gut», ist Zoller überzeugt. Er erklärt: «Seit kurzem müssen uns die Behörden in die Velonetzplanung miteinbeziehen. Mit dem Kanton läuft diese Zusammenarbeit bereits sehr gut», sagt Zoller. «Bei gewissen Gemeinden harzt es hingegen noch.»

Einziger Wermutstropfen, den Zoller betreffend des Baus der neuen Velounterführung sieht: «Die Bauarbeiten dauern mit rund eineinhalb Jahren ziemlich lange. Die geplanten Velo-Umleitungen werden unangenehm.» Diese führen im Westen nämlich über die Chamerstrasse. «Es handelt sich dabei um eine vielbefahrene Strasse ohne Velostreifen», sagt Zoller. «Darauf werden wir unser Augenmerk sicher genauer legen.»

Verwendete Quellen
  • Augenschein vor Ort
  • Einsicht in die Bauauflage
  • Schriftlicher Kontakt mit Florian Weber
  • Telefongespräch mit Victor Zoller
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Carmen Birchler-Burkhard
    Carmen Birchler-Burkhard, 24.03.2023, 18:25 Uhr

    Bitte Velos mit Kinderanhängern und Dreiräder in die Planung einbeziehen.
    Ich bin glücklich, dass das Projekt verwirklicht wird. Danke.

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  • Profilfoto von André Guntern
    André Guntern, 24.03.2023, 14:09 Uhr

    Bitte an ZentralPlus: Können Sie die Projektpläne als Bild hochladen, damit man das beschriebene Bauvorhaben nachvollziehen kann?

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    • Profilfoto von Redaktion zentralplus
      Redaktion zentralplus, 24.03.2023, 14:49 Uhr

      Danke für den Input. Möglichmacherinnen von zentralplus können gerne konkrete Vorschläge machen, welche Themen wir umsetzen sollen. Nutzt dazu einfach das Formular am Ende der Artikel. Noch kein Möglichmacher? Mehr dazu gibt es hier und auch, warum es diese Unterstützung braucht.

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