So hat die Tangente Zug–Baar den Stadtzuger Verkehr verändert

Die Tangente Zug–Baar sollte auch in der Stadt Zug die Verkehrsbelastung senken. Nun schreibt der Stadtrat, die Wirkung im Zentrum sei zu gering. Er sieht nur eine Lösung.

Redaktion

Konstantin Kreibich

Im April 2023 wollte die Alternative – Die Grünen Zug (ALG) vom Stadtrat wissen: Was hat die vor rund zwei Jahren eröffnete Tangente zwischen Zug und Baar (TZB) mit dem Verkehr in der Stadt Zug gemacht? Hat die neue Strasse tatsächlich zu weniger Verkehr im Stadtzentrum geführt? (zentralplus berichtete).

Wie effizient ist die Tangente wirklich?

Die Frage nach der Effizienz der Tangente ist nicht neu. Auch die SP-Fraktion des Kantonsrats hatte den Regierungsrat Ende 2021 mit ähnlichen Fragen konfrontiert. Dieser spricht bis heute von einer «Erfolgsgeschichte» der Tangente. Die neue Strasse «wirke und entlaste stark». Doch wie zentralplus herausfand, ist die Sache komplizierter. Denn die Bilanz der Tangente ist auch so gut, weil der Kanton im Jahr 2009, als er die Reduktionsziele festlegte, das zukünftige Verkehrsaufkommen stark überschätzte (zentralplus berichtete).

Nachdem der Regierungsrat geantwortet hat, darf sich nun der Stadtrat erklären. Er hat der ALG am 31. Oktober auf ihre Fragen geantwortet und sich dabei in Teilen an die Antworten der Kantonsregierung gehalten.

Reduktion des Verkehrs im Norden der Stadt

Bereits zu Anfang stellt der Stadtrat klar: «Die Stadt Zug nimmt keine eigenen Messungen des Verkehrs vor.» Diese Aufgabe läge beim Kanton, der vor und nach der Eröffnung der Tangente ein Verkehrsmonitoring durchgeführt habe. Die Messungen erfolgten im Juni 2016, im September 2021 und im März 2022. «Die auf Stadtzuger Boden erfolgten Messungen fanden im nördlichen Teil statt», schreibt der Stadtrat.  

Dort zeige sich, dass seither auf den Zufahrtsachsen Baarerstrasse und Industriestrasse deutlich weniger Autos fahren. «Ein Vergleich des durchschnittlichen Tagesverkehrs vor und nach der Eröffnung der Tangente zeigt auf der Baarerstrasse einen Rückgang des Verkehrs von 1500 Fahrzeugen täglich und auf der Industriestrasse von 3000 Fahrzeugen täglich.»

Doch der Kanton hatte Grösseres erwartet. Im Jahr 2009 warb er mit einer Verkehrsreduktion von knapp 50 Prozent auf der Baarerstrasse. Nach den neusten Messungen sind es nur 13 Prozent weniger Verkehr auf der wohl bekanntesten Strasse der Stadt (zentralplus berichtete). Dass im Stadtzuger Zentrum immer noch viel Verkehr herrscht, bestätigt auch der Stadtrat.

Keine Messungen im Zentrum

Das Nadelöhr Neugasse-Bahnhofstrasse sei mit täglich 20’000 Fahrzeugen immer noch massiv vom Verkehr belastet, schreibt der Stadtrat. Verkehrsmessungen seien im Stadtzentrum von Zug aber nicht durchgeführt worden. «Insofern können keine Aussagen zu einer allfälligen Wirkung der TZB auf das Stadtzentrum gemacht werden.»

Mehr sagen kann die Stadtregierung zu den flankierenden Massnahmen, die der Kanton gemeinsam mit der Tangente eingeführt hat. Die Verkehrsumleitungen und Tempo-30-Zonen würden vor allem den Norden der Stadt entlasten, schreibt der Stadtrat. Sein Resümee: «Durch die Tangente wird das Stadtzuger Zentrum nur bedingt entlastet und die Stadt Zug kämpft weiterhin mit einem erheblichen Verkehrsaufkommen.»

Der Stadtrat will einen Umfahrungstunnel

Der Stadtrat sieht nur eine Möglichkeit aus der Misere: der geplante Umfahrungstunnel, dem der Kantonsrat im August grünes Licht gegeben hat. «Weitere Verkehrsverlagerungen aus dem Zentrum sind ohne die geplante Umfahrung nicht zu erreichen.»

Doch das Projekt ist umstritten: Die Zuger Linke sagt, Verkehr durch Strassenbau zu bekämpfen, könne nur nach hinten losgehen. Ob das Millionen-Projekt mehrheitsfähig ist, entscheidet sich im März 2024. Dann werden die Zugerinnen über den Umfahrungstunnel abstimmen (zentralplus berichtete).

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