Nach Einstellung der Linie 5: «So geht attraktiver ÖV sicher nicht»
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Dass die Buslinie 5 der VBL vorübergehend eingestellt wird, stösst auf Kritik. Die Verkehrsbetriebe «bedauern die aktuelle Situation».
Der Fachkräftemangel trifft die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) mit voller Wucht. Und was sie trifft, trifft auch die Passagiere. Am kommenden Donnerstag wird die Buslinie 5, die zwischen Emmenbrücke und Kriens fährt, bis voraussichtlich 10. Dezember eingestellt (zentralplus berichtete). Grund dafür ist laut den VBL ein Personalengpass, der sich in den vergangenen Tagen derart zugespitzt hat, dass diverse Kurse kurzfristig ausgefallen sind.
Auch die Linie 1 ist betroffen, die VBL stellen die beiden zusätzlichen Busse als Verstärkung zu den Hauptverkehrszeiten zwischen Luzern Bahnhof und dem Maihof ein. Ziel ist gemäss den Verkehrsbetrieben, den regulären Fahrplan ab April 2024 wieder aufnehmen zu können.
Nun kommt Kritik auf, beispielsweise von Kriens. Der Grüne-Nationalrat Michael Töngi, der in Kriens zu Hause ist, schreibt auf X/Twitter: «So geht attraktiver ÖV sicher nicht.»
Der Krienser Bauvorsteher Maurus Frey (ebenfalls Grüne) findet, die Ausfälle sollten über das ganze VBL-Netz kompensiert werden.
Auch der Emmer Gemeinderat übt Kritik. «Für Pendlerinnen und Pendler von und nach Emmen ist dieser kurzfristige Entschluss unglücklich. Der Gemeinderat Emmen anerkennt zwar den Handlungsdruck aufseiten der VBL, fordert die Verkehrsbetriebe Luzern aber nachdrücklich dazu auf, eine schnelle Lösung für das Problem zu finden», heisst es in einer Mitteilung. Die Übergangslösung gelte es, so rasch wie möglich wieder in den Normalbetrieb zu überführen.
«Wir mussten die Reissleine ziehen»
VBL-Sprecher Sämi Deubelbeiss sagt auf Anfrage, die Kunden hätten die Möglichkeit, ihr Ziel mit den Linien 1 und 2 mit einem Umstieg zu erreichen. So könnten die VBL sicherstellen, dass «kein Quartier oder Stadtteil vom öffentlichen Verkehr abgeschnitten wird. Die Verkehrsbetriebe bedauern die aktuelle Situation und die entsprechenden Auswirkungen für die Fahrgäste». Man habe in den vergangenen Monaten alles daran gesetzt, Kursausfälle zu verhindern. «Seit einigen Tagen gelang uns dies nicht mehr, daher mussten wir nun die Reissleine ziehen.»
Derweil lässt sich das Problem auch mit den steigenden ÖV-Preisen verknüpfen. Der Tarifverbund Passepartout, dem der Verkehrsverbund Luzern (VVL) angeschlossen ist und der die Preise auch für die VBL-Linien diktiert, sieht auf den Fahrplanwechsel im Dezember Preiserhöhungen vor (zentralplus berichtete). Schon zuvor war angekündigt worden, dass auf diversen Linien der VBL weniger Busse verkehren werden.
Ziel: Regulärer Betrieb ab April 2024
Die Passagiere müssen also ab dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember tiefer in die Tasche greifen, obwohl das Angebot mit dem Ausfall der Linie 5 nochmals schlechter wird. Denn dass die Linie 5 bis zum Fahrplanwechsel wieder normal betrieben wird, ist zumindest fraglich. Die VBL schreiben, sie hätten eine interne Taskforce gegründet, die alles daran setzen werde, dass der reguläre Fahrplan ab April 2024 wieder aufgenommen werden könne.
Die VBL sehen aber keinen Zusammenhang zwischen Preiserhöhung und der temporären Angebotsreduzierung. «Die Kommunikation der Preiserhöhung des Tarifverbundes Passepartout erfolgte bereits vor Monaten», schreibt Sprecher Sämi Deubelbeiss. «Auch wenn diese ausserordentliche Angebotsreduktion vor einem Jahr ohne Preisaufschlag erfolgt wäre, hätten wir diese sehr bedauert.»
Laut VVL «nur ein kleiner Teil» betroffen
Der Verkehrsverbund Luzern teilt auf Anfrage mit, die ÖV-Branche habe derzeit verschiedene Herausforderungen, welche die Fahrgäste in der Summe «leider als unglücklich wahrnehmen. Das bedauern wir sehr». Jedoch seien die Preiserhöhungen und der Ausfall der Linie 5 «differenziert zu betrachten». «Der Fachkräftemangel ist überall spürbar.» Die Lage habe sich weiter zugespitzt. Die Preise im ÖV hingegen würden zum ersten Mal seit sieben Jahren etwas ansteigen.
Sprecherin Luzia Frei schreibt, der VVL könne nachvollziehen, «dass die Massnahmen für die betroffenen Quartiere und Stadtteile unverständlich sind. Insgesamt ist von den Auswirkungen des Personalmangels jedoch nur ein kleiner Teil der Fahrgäste betroffen». Es handle sich um notwendige Massnahmen, die in Anbetracht der aktuell fordernden Situation am wenigsten Auswirkungen auf das Angebot und die Fahrgäste hätten.
- Medienmitteilung der Verkehrsbetriebe Luzern
- Schriftlicher Austausch mit VBL-Sprecher Sämi Deubelbeiss
- Schriftlicher Austausch mit VVL-Sprecherin Luzia Frei
- Medienmitteilung der Gemeinde Emmen
- Beiträge auf X/Twitter von Nationalrat Michael Töngi und dem Krienser Stadtrat Maurus Frey
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