Lange gewünscht, kaum genutzt

Mobility stampft One-Way-Angebot ein und erhöht Preise

Trotz steigender Kundenzahl fühlt sich das Unternehmen zu Tarifanpassungen gezwungen. (Bild: Mobility Genossenschaft)

Trotz positiver Jahreszahlen stehen beim Zuger Carsharing-Angebot Mobility Änderungen an. Bei mehreren Fahrzeugkategorien hebt sie die Tarife an. Und stellt ein lange gefordertes Angebot wieder ein.

Gut 261'000 Personen kurven inzwischen mit den knallroten Leihautos von Mobility herum – gemäss dem Unternehmen sind das rund acht Prozent mehr als noch im Vorjahr. Doch wie das Unternehmen in einem Newsletter mitteilt, kommen auf diese einige Änderungen zu.

So korrigiert das in Rotkreuz domizilierte Unternehmen seine Preise nach oben. In vier Kategorien bezahlen Kundinnen künftig 50 Rappen pro Stunde und 10 Rappen pro Kilometer mehr. So in den eher auf Fahrspass ausgelegten Kategorien Cabrio und Emotion, wobei Kunden in letzterer beispielsweise einen Tesla fahren können. Und in den Kategorien Minivan und Transport, die – wie der Name vermuten lässt – eher auf Transport ausgelegt sind.

Höhere Energiepreise und teurere Reparaturen

Der Schritt überrascht, denn in der kürzlich veröffentlichten Medienmitteilung zum Jahresbericht sprach das Unternehmen noch von einem «höheren Gewinn als erwartet». Trotz Energiekrise und steigenden Materialkosten konnte Mobility den Umsatz leicht steigern und fuhr einen Gewinn von 1,4 Millionen Franken ein. Dies auch, nachdem Mobility Anfang 2022 die Tarife wegen der höheren Benzinpreise bereits erhöht hat (zentralplus berichtete).

Trotzdem benötige es die Tarifanpassungen, wie Mediensprecher Stefan Roschi auf Anfrage schreibt. Denn: Der Gewinn ging im Vergleich zum Vorjahr stark zurück. Und mit den hohen Energiepreisen, teuren Reparaturkosten und Preisanstiegen bei Autos, Ladesäulen und Ersatzteilen erwarten sie, dass dieser Trend weitergehe. «Wir haben aus unserer Sicht lange mit Preisanpassungen gewartet – andere Anbieter haben diesen Schritt vor längerer Zeit getan –, sahen uns jetzt aber dazu gezwungen.»

Dabei haben sie sich bewusst nur für Preissteigerungen bei diesen vier Kategorien entschieden, die Tarife beim Grundangebot bleiben gleich. «Mobility ist bestrebt, die Kategorien, die hauptsächlich der Personenmobilität dienen, zu möglichst günstigen und fairen Tarife anzubieten.» In den anderen Kategorien fielen zudem verhältnismässig höhere Reinigungs- und Wartungskosten an, die nun «verursachergerecht» weitergegeben werden. «Auch Reparaturen sind bei diesen Autokategorien in der Regel teurer und kommen – speziell bei Transportern – häufiger vor.»

Leere McDonald's-Tüten und Dreck von Fido

Doch nicht nur bei den Tarifen, sondern auch bei den Gebühren schlägt Mobility drauf. So werden beispielsweise die Gebühren für die Reinigung, verlorene Schlüssel oder Parkkarten und die Suche im Fundbüro verdoppelt. Roschi schreibt dazu: «Für uns sind Zusatzaufwände aufgrund von Fehlverhalten mit hohen Kosten verbunden. Diese geben wir verursachergerecht weiter.»

Es komme beispielsweise immer wieder vor, dass das Reinigungspersonal stark verschmutzte Autos vorfinde: leere McDonald's-Tüten, Rauchgestank oder Verschmutzungen, weil die Nutzer ihre Hunde nicht richtig transportiert haben. Nebst der Gebührenerhöhung habe Mobility auch in die Aufklärung über ihre Regeln und in mehr Autos mit Parkhilfen investiert, um beispielsweise Schäden zu verhindern. Roschi betont jedoch: «Wer das Auto abgibt, wie vorgefunden, ist mit keinen Gebühren konfrontiert – das gilt übrigens für den Grossteil unserer Kundinnen und Kunden, die sich vorbildlich an die Regeln halten.»

Fertig Einwegfahrten

Nebst neuen Gebühren stellt das Carsharing-Unternehmen auch sein One-Way-Angebot per 31. Juli ein. Mit diesem Angebot konnten Mobility-Kundinnen an einem Ort einsteigen und das genutzte Auto anschliessend an einem anderen Mobility-Parkplatz wieder abstellen. Das Angebot wurde sehr lange von den Mobility-Fans gewünscht – doch offensichtlich nicht viel genutzt.

Wie Mediensprecher Stefan Roschi schreibt, hätten nicht einmal 3000 Personen im vergangenen Jahr das One-Way-Angebot genutzt. «Viel zu wenige, um es rentabel zu betreiben.» An fehlendem Wissen um das Angebot soll es nicht gelegen haben, «schliesslich war die Möglichkeit in der App zuoberst platziert».

Die paar wenigen Personen, die das Angebot regelmässig nutzen, seien sicher enttäuscht. Doch die grosse Mehrheit sei nicht betroffen, so Roschi.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von kritischer_Zuger
    kritischer_Zuger, 26.04.2023, 08:26 Uhr

    Hmm – WANN wird denn – aus aktuellem Anlass, heute morgen !! – bei den Nutzern einmal eine Check eingeführt, ob diese überhaupt am Verkehr teilnehmen können/ sollen??
    Beispiele ??: Blinker – Nebensache oder nicht vorhanden, Spurwechsel ohne Blick in den Rück – (Verzeihung= Schmink-) Spiegel – Kollisonsverhinderung NUR durch Vollbremsung möglich – dies sind NUR die harmloseren Vorkommnisse, welche man mit diesen Nutzern erlebt – von der Verkehrsbehinderung (20 – 30 KM/h unter erlaubter Höchstgeschwindigkeit oder kenne nur die LINKE Spur auf der Autobahn etc.. ) will ich gar nicht erst reden.
    Ich selber fahre ca. 30’000 km pro Jahr – mache ich Fehler – JA, hin und wieder – jedoch keine Fehler, welche ANDERE 👆👆 Verkehrsteilnehmer gefährden oder behindern.

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    • Profilfoto von Markus Rotzbeutel
      Markus Rotzbeutel, 26.04.2023, 15:31 Uhr

      Sie beschreiben den durchschnittlichen Schweizer Autobesitzer.

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