Für 12'000 Franken pro Jahr kann die Stadt Zürich allen ihren Mieterinnen gratis ein Mobility-Abo anbieten. Ein tolles Angebot, findet ALG-Politiker Stefan Hodel. Er verlangte, dass auch die Stadt Zug eine Offerte einholt – und erlebt nun eine böse Überraschung.
Wer in Zürich in einer städtischen Wohnung lebt, kriegt zur Miete auch gleich gratis ein Mobility-Abo dazu. Das heisst: Ein eigenes Auto brauchts nicht mehr. Wer eine Fahrt machen will, steigt in einen der insgesamt 2950 Wagen, die zur Flotte des Carsharing-Anbieters mit Sitz in Rotkreuz gehören.
Der Stadtzuger ALG-Politiker Stefan Hodel fand die Idee genial. Er forderte den Stadtrat auf, ebenfalls eine Offerte einzuholen. Und zwar gleich für alle Stadtzuger Haushalte, nicht nur für die Mieterinnen einer städtischen Wohnung. «Sofern Mobility ein vergleichbares Angebot wie in Zürich macht, ist mit sehr bescheidenen Kosten von 20'000 Franken jährlich zu rechnen», schrieb er in einem Postulat (zentralplus berichtete).
Mobility verlangt 14.20 statt 1.30 Franken pro Haushalt
Mobility macht ihm nun aber einen Strich durch die Rechnung. Das Angebot ist zehnmal höher,ä als Hodel erwartet hat. 200'000 Franken pro Jahr soll es kosten, den rund 14'000 Zugerinnen in der Stadt Zug ein Mobility-Abo zu schenken. Statt 1.30 wie in Zürich sind das 14.20 Franken pro Haushalt, wie aus der Offerte hervorgeht.
«Wir haben festgestellt, dass mehr Menschen das Angebot buchten als wir dachten.»
Mobility-Sprecherin Sybille Theiler
«Es hat mich sehr erstaunt, dass wir Zuger das Zehnfache von dem zahlen müssten, was Mobility in Zürich verlangt», sagt ein hörbar irritierter Stefan Hodel dazu, als ihn zentralplus telefonisch erreicht. «Ich würde schon gerne wissen, wie Mobiliy diesen Unterschied begründet – doch dazu ist in der Offerte nichts zu lesen.»
Die Zuger, die Autofreaks
Den Grund für den massiven Preisunterschied vermutet der Stadtrat in der Fahrzeugdichte der Stadt Zug. Hier stehen in der Regel «mindestens eines, oft aber auch mehrere Privatfahrzeuge pro Haushalt zur Verfügung», schreibt er in seiner Antwort. Und weiter: «Das Preisangebot für Zug lässt den Schluss zu, dass Mobility hier kein nennenswertes Kundenpotenzial vermutet».
Anders gesagt: Es haben so viele Stadtzuger ein eigenes Auto, dass sie gar kein Mobility-Angebot nutzen. Zudem gibt es gemäss Stadtrat – anders als in Zürich – überall genügend Parkplätze für private Fahrzeuge, so dass es deutlich bequemer ist als in Zürich, einen eigenen Wagen zu haben.
In Zürich hat Mobility zu tief kalkuliert
Konkret rechnet Mobility damit, dass durch die Einführung eines Gratisangebots die Zahl der Abonnenten von heute 1900 auf rund 2900 steigen würde. Ist das wirklich der Grund, weshalb die Offerte so viel höher ausfällt?
«Ich bin der Meinung, dass der hohe Anteil der Autos pro Haushalt erst recht ein Grund sein müsste, den Zugerinnen und Zuger ein Gratis-Mobility-Abo anzubieten.»
ALG-Gemeinderat Stefan Hodel
«Aktuell befinden wir uns in einer Testphase, wie solch ein Pauschalangebot ankommt», erklärt Mobility-Sprecherin Sybille Theiler. Das Angebot für die Liegenschaften Zürich sei ein erster Versuch gewesen. «Wir haben festgestellt, dass mehr Menschen das Angebot buchten, als wir dachten. Das hat uns positiv überrascht – und machte uns klar, dass wir zu tief budgetierten respektive die Kosten nicht genügend decken konnten. Ergo haben wir bei neuen Anfragen zusätzliche Parameter in die Kalkulation integriert», so Theiler.
Im vorliegenden Fall sei die Zielgruppe zudem nicht 1:1 vergleichbar. Hinzu kommt, dass das Angebot «Mobility für alle» lediglich ein Bestandteil einer umfassenderen Zusammenarbeit mit der Liegenschaftsverwaltung Zürich sei.
Kann das Mobility-Auto den Privatwagen ersetzen?
Stefan Hodel ist nicht überrascht, dass der Stadtrat sein Postulat in Anbetracht dieser Offerte ablehnt. «Allerdings bin ich der Meinung, dass der hohe Anteil der Autos pro Haushalt erst recht ein Grund sein müsste, den Zugerinnen und Zuger ein Gratis-Mobility-Abo anzubieten.»
«Im Stadtverkehr sind Bus und Velo die nachhaltigsten Verkehrsmittel.»
Stadtrat Zug
Der Stadtrat sieht es anders. Er ist überzeugt, dass sich die Zugerinnen nicht nur durch ein Gratis-Mobility-Abo dazu verlocken lassen, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern. Der wichtigste Faktor dafür ist aus seiner Sicht die Kostenwahrheit: «Jede Subventionierung des Verkehrs führt dazu, dass die Mobilität gefördert wird», heisst es in der Postulatsantwort. Das gilt auch für individuelle Privatfahrten im Mobility-Auto.
«Im Stadtverkehr sind Bus und Velo die nachhaltigsten Verkehrsmittel», so der Stadtrat. Er wolle deshalb die verfügbaren Mittel gezielt für die Aufwertung von Fuss- und Flanierwegen einsetzen.