Neue Strasse geplant

Kanton will Stauproblem lösen, Buchrain ist wenig begeistert

Hier staut es sich öfter: der Autobahnanschluss in Buchrain. (Bild: Kanton Luzern)

Der Kanton Luzern will den Verkehr beim Anschluss Buchrain entflechten und eine neue Strasse bauen. Doch die Gemeinde fürchtet, zum Schleichweg ins Rontal zu werden.

Beim Autobahnanschluss Buchrain herrscht regelmässig Verkehrschaos. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern. Noch bis ins erste Halbjahr 2024 arbeitet das Bundesamt für Strassen (Astra) an Lösungen für die Autobahnanschlüsse. Schneller läuft es beim Kanton und bei der Gemeinde Buchrain, die ebenfalls Strassen an diesem komplexen Verkehrsknoten haben.

Der Kanton schreibt am Dienstag, er habe eine Planungsstudie in die Vernehmlassung geschickt. Es geht dabei um die Verkehrsführung östlich der Reussbrücke. Anfang 2022 stellte der Kanton seine Ideen dafür erstmals vor. Nun wurde der Plan «auf Herz und Nieren geprüft», sagt Martin Buck von der kantonalen Dienststelle Verkehr und Infrastruktur.

Das ist beim Anschluss Buchrain geplant

Das Ergebnis: Von der Reussbrücke soll ein zusätzliches Strassenstück, das mit einer Ampel endet, in Richtung Hauptstrasse Buchrain entstehen. Autofahrer sollen künftig nach der Brücke nicht mehr links Richtung Perlen abbiegen und die Tunneleinfahrt kreuzen können.

Stattdessen ist geplant, dass sie eine Schleife gegen den Uhrzeigersinn machen und über die Hauptstrasse fahren. «Das entlastet die Stausituation im Bereich Reussbrücke deutlich», verspricht Martin Buck. An der Einfahrt des Rontunnels entsteht ausserdem eine neue Haltestelle für die Buslinie 111.

Rot markiert ist die geplante Strasse. In Fahrtrichtung rechts geht es am Ende dieser Strasse nach Buchrain und links zur Kreuzung Richtung Perlen. (Bild: zvg)

Zudem sind neue Fuss- und Velowege, sowie Ampeln und Autospuren bei der Kreuzung der Hauptstrasse Buchrain und der Dorfstrasse Perlen geplant. Die Ampeln sollen den Verkehr so steuern, dass er die Busse priorisiert. Denn heute stehen die Busse der Linie 22 an dieser Stelle häufig im Stau.

Verkehrsloten im Einsatz

Seit Anfang Jahr setzt der Kanton daher an der Problemkreuzung auf Verkehrslotsen (zentralplus berichtete). Geplant sei, die Lotsen an der Kreuzung einzusetzen, bis die Situation baulich verbessert wurde, erklärt Martin Buck auf Anfrage von zentralplus.

An der rot umkreisten Kreuzung kommen derzeit Verkehrslotsen zum Einsatz. (Bild: Google Maps)

Doch das kann noch einige Jahr dauern. Läuft alles nach Plan, startet die Projektierung 2024. Ab frühestens 2028 kann gebaut werden. Insgesamt werde das gesamte Verkehrsprojekt nach ersten Schätzungen 20 bis 25 Millionen Franken kosten, meint Martin Buck.

Mehrverkehr in Buchrain?

«Aus Sicht des Gemeinderats sind weitere Massnahmen zwingend erforderlich», sagt Heinz Amstad, Bauvorsteher der Gemeinde, auf Anfrage. Buchrain habe dem Kanton fünf Massnahmen zur Reduktion von Durchgangsverkehr vorgeschlagen.

Die Gemeinde Buchrain fürchtet derweil, dass die neue Strasse zu mehr Durchgangsverkehr auf der Hauptstrasse führen wird. Der Grund: Künftig wird es kürzer und attraktiver, durch Buchrain ins Rontal zu fahren, falls der Verkehr sich im Rontaltunnel staut.

«Der Verkehr lässt sich, wenn nötig, dosieren.»

Martin Buck, Dienststelle Verkehr und Infrastruktur

Martin Buck vom Kanton glaubt nicht, dass die neue Strasse zu mehr Durchgangsverkehr führt. «Der Rechtsabbiegestreifen der neuen Strasse nach Buchrain wird mit einer Ampel versehen. Der Verkehr lässt sich, wenn nötig, also dosieren.» Mehrverkehr für Buchrain dürfe und werde es nicht geben.

Studie gibt Aufschluss über Durchgangsverkehr

Um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen, hat der Kanton in den letzten Wochen den Durchgangsverkehr durch Buchrain gemessen. Die Ergebnisse zeigen, dass dieser an Werktagen zwischen 20 und 25 Prozent des gesamten Auto- und Schwerverkehrs ausmacht. In den Spitzenstunden überschreitet er 35 Prozent nicht.

«Wir werden die Daten gemeinsam mit dem Kanton analysieren und das weitere Vorgehen festlegen.»

Heinz Amstad, Bauvorsteher Buchrain

Dass der überwiegende Anteil des Verkehrs auf der Hauptstrasse hausgemacht ist, erstaunt den Buchrainer Bauvorsteher Heinz Amstad. «Wir werden die Daten gemeinsam mit dem Kanton analysieren und das weitere Vorgehen festlegen.» An ihren Forderungen für weniger Durchgangsverkehr will die Gemeinde festhalten.

Martin Buck von der Dienststelle Verkehr und Infrastruktur sagt, der gemessene Durchgangsverkehr in Buchrain sei «nicht nichts», aber verglichen mit anderen Orten eher gering. «Wir kennen jetzt die Situation und werden mit der Gemeinde in den Austausch treten.»

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung des Kantons Luzern
  • Telefonat mit Martin Buck, Projektleiter Dienststelle Verkehr und Infrastruktur
  • Schriftlicher Austausch mit Heinz Amstad, Bauvorsteher Gemeinde Buchrain
  • Video zur Verkehrsplanung am Knoten Buchrain
  • Website des Kantons zur Optimierung des Anschlussbereichs Buchrain
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6 Kommentare
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    Adaff, 14.11.2023, 12:19 Uhr

    Was zum Henker in diesem Projekt kostet denn 20-25 Mio Franken? Habe ich etwas verpasst? Da wird ein Strassenstück von ein paar … [misst] … von 160 Meter neu gebaut und beim Rest der Kreuzung muss vermutlich neu gestrichen und ein paar Ampeln neu eingestellt werden. Ich reiche gleich mal eine Idee ein.

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  • Profilfoto von Marco Carrara
    Marco Carrara, 09.11.2023, 07:17 Uhr

    Wenn ich jetzt sehe, was der Lotsendienst bringt, komme ich zum Schluss: gar nichts! Der Stau verlagert sich einfach Richtung Perlen. Die Autos stehen jetzt einfach bis zur Kreuzung bei der Amag. Das ergibt einen Schleichverkehr über den Hinterleisibachweg oder Haslirainstrasse. Da wird auch das «nur Zubringer gestattet»-Schild einfach übersehen. Bis auf einen Lotsen sind dem alle nicht gewachsen und sehr schlecht ausgebildet. Da wird der Verkehr vom Zubringer in Richtung Perlen gestoppt, wenn das Lichtsignal auf grün steht. Das ergibt Chaos pur!

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    Richi, 08.11.2023, 16:24 Uhr

    Für neue Strassen sind die Kassen im Kanton Luzern immer prall gefüllt.
    Der Stau verschiebt sich mit diesem Projekt halt einfach bis zum neuen Engpass …

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      Anwalt, 09.11.2023, 14:44 Uhr

      Natürlich ist das Geld für Strassen vorhanden. Es wird ja auch zweckgebunden bei den Automobilisten eingezogen.

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    Georges Raemy, 08.11.2023, 13:22 Uhr

    Seit dem ersten Tag vor 12 Jahren war es allen klar, dass die Astra-Verkehrslösung nie klappen kann. Obwohl die Astra Inder Zeitung das Gegenteil verkündete.
    Nach 12 Jahren werden nun Lotsen eingesetzt. Welche Leistung…. Das positive Ergebnis dieser Maßnahme wäre schon nach wenigen Monaten von Nöten gewesen.
    Nun stehen 4 Jahre Planung an (?) und eine neue Strasse. Laut dem Kanton ohne Mehrverkehr zu generieren. 25’000’000 Franken soll alles kosten…
    In meiner Schulezeit las uns die Lehrperson Schildbürgergeschichten vor. Dieser Artikel erinnerte mich wieder daran.

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    Hegard, 08.11.2023, 08:04 Uhr

    Sehr gute Idee und auch die anderen planungen,so wenig wie möglich Kreuzen, verursachen weniger Stau,Zusätzlich könnte die Tunnel Überwachung den gesamten Autobahn Anschluss mit Kameras Lotsen!Ich denke dann wird der Verkehr fliessen

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