Erfolgreicher Versuch in Buchrain

Stau: Darum bringt eine Verkehrslotsin mehr als jede Ampel

Das Einsatzgebiet der Verkehrslotsin: der Autobahnanschluss in Buchrain. (Bild: Kanton Luzern)

Beim Autobahnanschluss Buchrain hat eine Verkehrslotsin erfolgreich den Stau reduziert. zentralplus hat nachgefragt, warum eine Dosierampel – oder die Vernunft der Autofahrer – dazu nicht genügen.

Der Autobahnanschluss Buchrain gehört zu den klassischen Stau-Hotspots im Kanton Luzern. Kaum ein Morgen respektive Feierabend vergeht, ohne dass es hier und auf den umliegenden Strassen nicht zu Stau kommt.

Gerade aus Sicht der Gemeinde Buchrain ist die Situation stossend. Denn wer von Buchrain auf die Autobahn will, bleibt auf der Hauptstrasse regelmässig stecken. Davon sind auch die Busse der Linie 22 betroffen, die über die Kreuzung von Buchrain nach Inwil fahren. Zeitverlust und verpasste Anschlussverbindungen sind die Konsequenz.

Verkehrslotsin reduziert den Stau in Buchrain

Höchste Zeit zum Handeln, fanden die Gemeinde, der Kanton sowie das Bundesamt für Strassen. Alle drei besitzen Strassen im Perimeter rund um den Autobahnanschluss. Die Koordination einer Lösung ist daher komplex. Im Rahmen von Verkehrsanalysen hat sich aber herauskristallisiert, dass eine Lösung vielversprechend ist: Wer in Fahrtrichtung Norden bei Buchrain runter von der Autobahn fährt, darf künftig nicht mehr nach links in Richtung Perlen abbiegen. Die Autos müssen eine Extraschleife über die Gemeindestrasse einlegen. Dafür wird ein zusätzliches Strassenstück gebaut.

Der Autobahnanschluss in Buchrain ist hochkomplex. An der rot umkreisten Kreuzung kam die Verkehrslotsin erfolgreich zum Einsatz. (Bild: Google Maps)

Das Problem dieser Variante: Sie ist erst in einigen Jahren realisierbar und löst daher die heutigen Probleme nicht. Die Gemeinde Buchrain und der Kanton wollten aber eine schnelle Lösung. So einigten sie sich auf eine ebenso simple wie unkonventionelle Lösung: Eine Verkehrslotsin soll zu den Stosszeiten am Morgen und am Abend den Verkehr regeln – ganz analog (zentralplus berichtete).

«Die Verkehrssituation hat sich während der Versuchswoche also spürbar verbessert. Der Einsatz der Lotsin war wirkungsvoll, aber aufwändig.»

Martin Buck, Projektleiter

Nach einer mehrwöchigen Probezeit während der Monate Februar und März kommen Kanton und Gemeinde zum klaren Verdikt: Die Verkehrslotsin ist erfolgreich. «Es konnten sowohl die Rückstaulängen auf der Zufahrt von Buchrain wie auch die Verlustzeiten der Busse bei der Knotendurchfahrt etwa halbiert werden», sagt der zuständige Projektleiter Martin Buck. «Die Verkehrssituation hat sich während der Versuchswoche also spürbar verbessert. Der Einsatz der Lotsin war wirkungsvoll, aber aufwändig.»

Analog statt digital

Es ist eine erstaunliche Erkenntnis. Während der Verkehr mit intelligenten Ampeln, Fahrhilfen und Online-Ticketsystemen zunehmend technologisiert wird, half in Buchrain letztlich der Einsatz einer Lotsin, welche den Autofahrern sagt, wann sie fahren dürfen und wann nicht. «Mit einer einfachen Dosierampel können die gezielten Eingriffe der Verkehrslotsin in die Vortrittsregelung voraussichtlich nicht nachgebildet werden», erklärt Martin Buck. Zudem verspricht der Einsatz der Lotsin einen sofortigen Effekt, verursacht keine hohen Kosten und ermöglicht den späteren, umfassenden Umbau des Knotens.

Sind Verkehrslotsen also die Heilsbringer für unsere heutigen Verkehrsprobleme? Analog statt digital? Martin Buck verneint. Der Einsatz solcher Lotsinnen sei stark vom Einzelfall abhängig. «Ein genereller Einsatz von Lotsendiensten ist deshalb nicht vorgesehen.»

Jetzt wird der Durchgangsverkehr unter die Lupe genommen

In Buchrain geht die Suche nach einer kurzfristig realisierbaren, aber dauerhaft guten Lösung weiter. Dazu werden drei Massnahmen nun vertieft geprüft: der weitere Einsatz einer Verkehrslotsin, die Installierung einer Dosierampel sowie die Versetzung einzelner Fussgängerstreifen.

Zudem nimmt der Kanton nun den Durchgangsverkehr in Buchrain unter die Lupe. Der Kanton vermutet, dass bei Stau auf der Kantonsstrasse im Rontal oder im Zubringertunnel Rontal die Autofahrer auf die Gemeindestrasse in Buchrain ausweichen. «Wenn dem so ist, unterstützt der Kanton grundsätzlich das Anliegen der Gemeinde, den Durchgangsverkehr zu reduzieren», sagt Martin Buck.

Verwendete Quellen
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7 Kommentare
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 17.05.2023, 19:37 Uhr

    Anscheinend machts die Intelligente Frau gut,aber warum Überwacht und Regelt man den Verkehr nicht wie im Tunnel,dann muss niemand in den Abgasen stehen und hätte hinter dem Bildschirm bessere Übersicht und wäre nicht dem Wetter ausgesetzt vorallem sicherer

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 17.05.2023, 19:27 Uhr

    Weil Sie vielleicht intelligenter ist,als die Programmierten Ampel,was man ja auch in Luzern sieht,wobei es auch verschiedene Verkehrslotsen gibt.
    Zudem war es dort von Anfang falsch geplant, zuviele überkreuzungen,aber mann kann ja nachrüsten,mit den Steuernzahler im Rücken.
    Zum Glück ist der Grosse Verkehr zum Mall of swizerland wieder Normal,das wäre ein desaster,

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  • Profilfoto von David Widmer
    David Widmer, 17.05.2023, 15:24 Uhr

    Guten Tag

    wohne in Perlen und habe Glück am Morgen vor dem Stau zu fahren, am Abend ist die Ausfahrt Bueri ab 17.00 schon am Limit. Ganz ehrlich, ich würde sehr gerne mit der öv gehen, aber knapp eine Stunde das geht mir zu weit ! das wären 2 Stunden zurück. Ein Dorf mit 6’000 Einwohner ist so schlecht angeschlossen an der ÖV, unverständlich. Hat auch mit unseren sehr starken! Gemeinderäte zu tun, die schon die weit über 1000 LKW Fahrten verschlafen haben.

    Neue Gemeinderäte braucht das Dorf.

    Gruss David

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    Franz, 17.05.2023, 15:16 Uhr

    Lotsen haben dort offenbar nichts zu suchen. Nur frau (korrekt so?) darf den Verkehr regeln (oops!) – und Abgase einatmen.

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    Christian Scherrer, 17.05.2023, 12:58 Uhr

    Geh zu Fuss oder lerne zu fliegen.

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    Hanswurst, 17.05.2023, 12:29 Uhr

    Jede klassische, nach booleschen Prinzipien programmierte Ampel ist bestenfalls so intelligent wie ihr Programmierer – hier also apriori von „intelligenten“ Ampeln zu sprechen, müsste vorerst verifiziert werden. Bezüglich solcher Probleme verspricht nebst menschlicher Intelligenz wohl nur eine Fuzzy Logic Abhilfe – FL-Chips stecken in jedem Staubsauger oder Auto (z.B. ABS).

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    Marie-Françoise Arouet, 17.05.2023, 12:14 Uhr

    „Kaum ein Morgen respektive Feierabend vergeht, ohne dass es hier und auf den umliegenden Strassen nicht zu Stau kommt.“ Also kein Stau? Doppelte Negation: uiuiui, schwierig!

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