Verkehr & Mobilität
Verwunderung über leere Parkflächen

Aus Auto- werden Töffparkplätze – doch braucht die jemand?

Dichtestress? Gibt es für Roller an der Habsburgerstrasse in Luzern nicht. (Bild: zvg)

Vielerorts verwandelt die Stadt Luzern Auto- in Töffparkplätze. Das scheinen aber nicht alle Töfffahrer mitbekommen zu haben. Daraus ergeben sich teils kuriose Anblicke.

Verwundert spazierte ein zentralplus-Leserreporter kürzlich hinter der Lukaskirche der Habsburgerstrasse entlang. Ihm fiel ein grosser Parkplatz für Roller ins Auge, der aber fast verwaist war. Zwei einsame Roller standen auf der Fläche, die wohl für die zehnfache Anzahl Platz bieten würde.

Die Situation ist kurios. Denn wo heute (keine) Roller stehen, standen früher Autos. Der Standort an der Habsburgerstrasse bot Platz für vier Autoparkplätze. Die Parkplatzsituation in der Luzerner Neustadt ist ohnehin schon prekär. Und durch die umgewandelten Parkplätze hinter der Lukaskirche spitzt sie sich nochmals zu.

Zu wenig Parkplätze führen zu «Wildparkierern»

Gerne wird der Stadt Luzern in den Kommentarspalten vorgeworfen, Autofahrer zu schikanieren. Die Aufhebung von Parkplätzen soll zentraler Teil dieser Schikane sein. Doch diese Darstellung greift nicht. Denn mit der Umwandlung von Auto- in Töffparkplätze sollen keine Autofahrerinnen schikaniert werden, sondern die Stadt schafft dringend benötigte Kapazitäten für Motos.

Grundlage dieser Strategie ist das Ziel der Stadt Luzern, den Verkehr auf flächeneffiziente Verkehrsmittel umzulagern. Dadurch soll mehr Mobilität ermöglicht werden, ohne dabei die Verkehrsfläche zu vergrössern. Motos gehören nebst dem Velo und dem öffentlichen Verkehr zu den flächeneffizienten Verkehrsmitteln. Doch in der Innenstadt fehlte bislang ein adäquates Angebot an Parkplätzen für Roller und Töffs.

Auf dem Franziskanerplatz hat die Stadt Luzern 25 neue Parkplätze für Töffs geschaffen. (Bild: ewi)

Das zeigt eine von der Stadt Luzern in Auftrag gegebene Erhebung im September 2019. Ein Verkehrsbüro zählte an einem schönen Herbsttag 775 Motos in der Innenstadt. Ihnen standen zu diesem Zeitpunkt lediglich 493 offizielle Parkplätze gegenüber. Demnach fehlen knapp 300 Parkplätze. Besonders prekär ist der Mangel an Parkplätzen rund um den Bahnhof sowie in der Altstadt.

Die Folgen davon sind bestens bekannt. Roller werden «wildparkiert» und blockieren unter Umständen das Trottoir oder andere Durchgänge.

Stadt will 300 neue Töffparkplätze schaffen

Im Juni 2021 beschloss darum das Parlament auf Antrag des Stadtrats, 300 neue Töffparkplätze zu schaffen. Dafür sollen 30 bis 40 Autoparkplätze hinhalten sowie einige weitere Flächen, zum Beispiel am Strassenrand entlang der Pilatusstrasse. Wenn weniger Auto-, dafür mehr Töffparkplätze zur Verfügung stehen, unterstützt das die Verlagerung auf flächeneffiziente Verkehrsmittel. Auf einem Autoparkplatz können fünf bis sechs Motos parkiert werden.

«Bis heute konnten in der Innenstadt zirka 230 zusätzliche Parkplätze für Motos geschaffen werden.»

Milena Scherer, Co-Leiterin Mobilität Stadt Luzern

Zudem habe diese Strategie praktische Gründe, wie Milena Scherer, Co-Leiterin Mobilität bei der Stadt Luzern, erklärt: «Aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse ist die Umnutzung von Autoparkplätzen in den meisten Fällen die einzige Möglichkeit, um das Angebot an Motoparkplätzen zu verbessern.» Grünflächen oder Veloparkplätze hingegen sollen nicht in Töffparkplätze umgewandelt werden.

Laut Scherer ist die Stadt auf Kurs. «Bis heute konnten in der Innenstadt zirka 230 zusätzliche Parkplätze für Motos geschaffen werden.» Dass dieser Vorgang kaum aufgefallen ist, liegt daran, dass die Stadt viele kleine und gut verteilte Töffparkplätze statt grosse Abstellbereiche geschaffen hat. So sollen Überkapazitäten vermieden werden. Eine Ausnahme bilden die 25 neuen Töffparkplätze auf dem Franziskanerplatz sowie die eingangs erwähnten Parkplätze an der Habsburgerstrasse.

Stadt prüft Parkgebühren für Roller

Dort hat die Stadt aufgrund der Nähe zum Bahnhof absichtlich viele Parkplätze am selben Ort geschaffen. Die Töffparkplätze wurden erst kürzlich erstellt. Für Milena Scherer liegt darin der Grund für die derzeit schwache Auslastung der Parkplätze: «Es braucht in der Regel Zeit, bis sich die Verkehrsteilnehmenden an neue Situationen gewöhnen und die neuen Parkmöglichkeiten kennen.» Zudem sei die Nachfrage aktuell wegen der Sommerferien tiefer. Der grosse Motoparkplatz auf dem Franziskanerplatz habe sich beispielsweise bereits etabliert – was Scherer mit einem Foto belegt.

Der neue Rollerparkplatz auf dem Franziskanerplatz ist bereits gut ausgelastet. (Bild: zvg)

Das Thema Töffparkplätze wird im Stadthaus in einigen Monaten erneut zu reden geben. Denn parallel zum Beschluss, mehr Parkplätze zu schaffen, lancierte die Stadt Luzern ein Pilotprojekt. Im Löwengraben prüft die Stadt derzeit die Bewirtschaftung von Motoparkplätzen (zentralplus berichtete). Diese sind an den meisten Orten kostenlos, doch seit 2021 dürfen die Gemeinden Parkgebühren erheben.

Am Löwengraben testet die Stadt nun aus, ob sich so ein System flächendeckend einführen liesse – und falls ja, zu welchen Tarifen. Das Pilotprojekt startete im Januar 2022 und dauert zwei Jahre.

Verwendete Quellen
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