Zuger Klubleitung wittert Doppelmoral

Unbeliebt bei neuer Swiss League: EVZ Academy sieht ihrem Ende entgegen

Es sieht derzeit danach aus, als ob es für die EVZ Academy (im Bild Jay-Finn Kobler) ab übernächster Saison keine Zukunft mehr gibt in der Swiss League. (Bild: Pascal Muller/freshfocus)

Sportlich war die EVZ Academy eine Bereicherung für die zweithöchste Liga der Schweiz. Dennoch wurde sie nicht eingeladen zur Gründung der neuen Swiss League. Diese sieht sich künftig als Eventliga mit eigenständigen Klubs. Da hat es keinen Platz für ein Farmteam. Ausser für die GCK Lions.

Der Artikel von zentralplus, wonach sich die EVZ Academy künftig in ihrer Existenz bedroht sieht, hat die Swiss League in Gang gesetzt. Und zwar in der Person von Jean Brogle, der operativer Verwaltungsrat der ab 2022/23 von National League und Eishockey-Verband unabhängigen Swiss League ist. Er meldete sich darum bei Sportchef Reto Kläy, um die aktuelle Situation zu erörtern.

Die Klubverantwortlichen der EVZ Academy und der HCB Ticino Rockets wurden am 1. Dezember des vergangenen Jahres im Gegensatz zu den anderen zehn aktuellen Liga-Konkurrenten nicht zur Gründungsversammlung der neuen Swiss League eingeladen.

Zum aktuellen Stand der Gespräche sagt Brogle gegenüber zentralplus: «Wir reden mit den beiden Farmteams und weiteren Interessenten. Die Diskussionen erfolgen ergebnisoffen im Rahmen des Reform-Strukturprozesses, der gerade im Schweizer Eishockey abläuft.» Er bat deshalb um Verständnis dafür, zum aktuellen Zeitpunkt keine weiteren Fragen beantworten zu können.

Statt EVZ Academy mit ausländischem Verein?

Nach Informationen von zentralplus will sich die Swiss League ab der Saison 2022/23 als attraktive und ambitionierte Liga mit eigenständigen Klubs und Fan-Engagement positionieren und zentral vermarkten. Die Interessenten, mit denen Brogle redet, sind Basel und Arosa. In der Liga kursieren gar Gerüchte, wonach die Swiss League dazu bereit sein soll, ausländische Vereine zu begrüssen.

«Für uns ist die Unterscheidung zu den Ticino Rockets und der EVZ Academy aber willkürlich.»

Zugs CEO Patrick Lengwiler

Sicher ist: Die weiterhin vom wohlbestallten Klubpräsidenten Hans-Peter Strebel grosszügig alimentierte EVZ Academy hat einen schweren Stand, was ihre Zukunft in dieser Liga betrifft. Obwohl sie seit ihrer Gründung 2016/17, als die Swiss League nur zehn Teams umfasste und froh um eine Aufstockung zusammen mit den HCB Ticino Rockets auf zwölf Teams war, zweimal die Playoffs erreichte.

«In den letzten vier Jahren hat die EVZ Academy 50 Spieler herausgebracht», wie Zugs CEO Patrick Lengwiler in einem Positionspapier auf der klubeigenen Homepage schrieb. «Davon spielen 16 Spieler aktuell in den Kadern von den National-League-Klubs, 22 Spieler spielen bei anderen Teams in der Swiss League.»

Die Nörgler, die tatenlos zuschauen

Aber dieser Aspekt scheint in Zukunft bloss eine untergeordnete Rolle in der Swiss League zu spielen. Wichtiger sollen dieser die Anzahl Fans, die ein Verein mobilisieren kann, sein – und dessen Vermarktungspotenzial.

Patrick Lengwiler als leitender Repräsentant des EV Zug ist ein bekennender Verfechter der Öffnung der National League auf dem Ausländermarkt unter Einhaltung der entsprechenden Begleitmassnahmen. Die Position der Zuger hat Sportchef Reto Kläy seinerzeit zentralplus dargelegt.

«Man kann von uns das Gleiche verlangen wie von den GCK Lions.»

Nun macht Lengwiler in diesem Gesamtkontext eine Doppelmoral im Schweizer Eishockey aus: «Jene Personenkreise, die sich medienwirksam inszenieren, um gegen eine neue Ausländerregelung zu wettern, weil darunter angeblich die Ausbildung und die Entwicklungschancen des eigenen Nachwuchs leiden, schauen der Neupositionierung der Swiss League tatenlos zu. Vielleicht ist dies noch unter dem Radar, aber ungemein wichtig.»

Zuger monieren inkonsequente Haltung

Für die Zuger ist aber auch das Vorgehen und die Haltung der künftigen Swiss-League-Macher inkonsequent: Dass die GCK Lions als Farmteam der ZSC Lions als Gründungsmitglied zugelassen wurden, empfinden die EVZ-Klubverantwortlichen als störend.

«Die GCK Lions sind ebenfalls keine eigenständige Organisation und ihre Wettbewerbsfähigkeit mit aktuell deutlich weniger jungen Spielern im Team eine vergleichbare mit unserer. Dazu mobilisieren sie keine grössere Fan-Community als wir. Wir gönnen es den GCK Lions, dass sie als Gründungsmitglied dabei sind – für uns ist die Unterscheidung zu den Ticino Rockets und der EVZ Academy aber willkürlich», hält Patrick Lengwiler fest.

Die neue Swiss League hat die GCK Lions allem Anschein nach wegen deren Tradition bevorzugt. Die Zürcher sind seit den 1990er-Jahren mit von der Partie. Und vielleicht auch, weil der Klub das Liebkind vom mächtigen ZSC-Mäzen Walter Frey ist.

«Man kann von uns das Gleiche verlangen wie von den GCK Lions», sagt Patrick Lengwiler. Deshalb möchten die Zuger wissen, was konkret die einzelnen Kriterien sind. «Auf eine Antwort warten wir bis heute.»

Zugs Suche nach einer Alternative

Im EVZ sind die Sorgen gross, dass es für das eigene Farmteam ab der übernächsten Saison keinen Platz mehr in der Swiss League haben wird. Und dann?

«Wir suchen nach der bestmöglichen Alternative. Denn an unserem Ausbildungskonzept halten wir auch in Zukunft fest», versichert Patrick Lengwiler.

Nach aktuellem Stand des Reformprozesses im Schweizer Eishockey hofft Zugs CEO darauf, dass aus der heutigen U20 national eine U22 werden wird. «Der Sprung zwischen U20 und der ersten Mannschaft ist leistungsmässig zu gross. Darum haben wir ja die Academy gegründet, um unsere eigenen Talente reifen zu lassen. In jedem Jahrgang gibt es jeweils zwei, drei Talente, die ein bis zwei Jahre länger brauchen, um den Sprung meistern zu können.»

Das Schweizer Eishockey befindet sich gerade für den EV Zug vor dem Hintergrund, dass dem Klub seit diesem Jahr das topmoderne Leistungszentrum OYM in Cham zur Verfügung steht, in einem spannenden und richtungsweisenden Umbruch.

Fortsetzung folgt ganz bestimmt.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 08.01.2021, 01:21 Uhr

    Wie schön waren die Zeiten, als es noch Natonalliga A und B gab, klar definierte Leistungsgruppen mit natonalsprachlichen Bezeichnungen und ohne übergestülptes Firmenlogo! Dann begann die Kommerzialisierung des Sports immer bunter Blüten zu treiben. Und jetzt wollen Piraten sich eine ganze Liga (Swiss League) unter den Nagel reissen und privatisieren? Zumindest darf man ihnen keine Benennung mit «Swiss» erlauben, eher «Lokale Abstellgleis Liga».

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