Stadt Luzern will Dreifachturnhalle weiter nutzen

Trotz Einsturzgefahr: Allmendhalle soll bleiben

Die «Hellveticats» am aufwärmen in der Mehrzweckhalle Allmend in Luzern.

(Bild: Adrian Meyer)

Die Dreifachturnhalle Allmend soll weiterbetrieben werden, bis für einen Ersatz gesorgt wird. Der Luzerner Stadtrat ist bereit, bis zu einer halben Million Franken zu investieren. Denn das ist nötig: Der Boden ist uneben, die Isolation schlecht und bei viel Schnee besteht gar Einsturzgefahr.

Die Mehrzweckhalle Allmend soll weitere 10 bis 15 Jahre weiterbestehen. Dieser Meinung ist der Luzerner Stadtrat. Ende 2011 hiess es noch, die Halle werde dereinst abgerissen und nur noch fünf bis sieben Jahre weiterbetrieben, also längstens bis 2018. Doch ein Ersatz steht noch weit und breit nicht parat. Und da es eine der wenigen Dreifachturnhallen in Luzern ist, wird sie von Vereinen dringend benötigt. Deshalb will der Stadtrat die 40-jährige Allmendhalle nun einigermassen fittrimmen.

Auslöser war ein breit abgestütztes Postulat von diesem Sommer. Gemeinsam forderten Vertreter aller Fraktionen, dass die Allmendhalle geflickt werden müsse (zentralplus berichtete). Nun ist klar: Der Stadtrat sieht das genauso. Er anerkennt die grosse Bedeutung der Halle für die Sportvereine, die wochentags bis spätabends genutzt wird – und sogar in den Sommermonaten abends zu 90 Prozent belegt sei.

«Mit der Mehrzweckhalle Allmend soll die bestehende Vereinsnutzung für die nächsten zehn Jahre gesichert werden», sagt Baudirektorin Manuela Jost (GLP). In der Halle trainieren hauptsächlich Hallenfussball-, Unihockey- und Handballvereine.

Unfall- und Einsturzgefahr

Allerdings: Einfach so kann man die Halle nicht weiternutzen. Denn sie weist erhebliche Schäden auf, wie eine Analyse der Stadt zeigt. Der Bodenbelag muss erneuert werden. Er ist so alt, dass er «unfallgefährlich» sei, heisst es in der Stellungnahme des Stadtrates zum Postulat. «Die Unebenheiten im Boden und die fehlende Haftigkeit könnten zu Unfällen führen», erklärt Manuela Jost. Die Behebung dieser Mängel sei in Planung. Für den neuen Boden rechnet die Stadt mit Kosten von 240’000 Franken.

Für 40’000 Franken wird zudem der Geräteraum aufgerüstet. Ebenfalls repariert werden muss das Dach, für das 60’000 Franken veranschlagt werden. Mindestens 340’000 Franken werden also fällig. Der Stadtrat zeigt sich bereit, maximal eine halbe Million Franken zu investieren. Etliche Mängel hingegen werden akzeptiert. So beispielsweise der hohe Energieverbrauch: Weil kaum in die Wärmedämmung investiert wurde, verbraucht die Halle pro Jahr rund 18’000 Liter Heizöl.

Dem Dach und der Fassade sieht man die 40 Jahre ziemlich gut an.

Dem Dach und der Fassade sieht man die 40 Jahre ziemlich gut an.

(Bild: zvg)

Trotzdem könnte das Ganze mittelfristig teurer kommen: «Der Stadtrat weist ausdrücklich daraufhin, dass aufgrund des Alters des Objektes weitere unerwartete, kostspielige Schäden und Mängel auftreten können», heisst es in der Antwort. Allerdings sagt Manuela Jost: «Der heutige Zustand ist nach den Regeln der Kunst beurteilt worden.» Neben den geforderten Investitionen von 340’000 bis 500’000 Franken seien derzeit keine zwingenden weiteren Investitionen voraussehbar. «Sollte sich die Situation ändern, wird eine Neubeurteilung notwendig sein.»

40-jährig, lange in Militärhand

31 Jahre lang hat das Militär die Mehrzweckhalle Allmend betrieben, bis Armasuisse Immobilien den Baurechtsvertrag 2008 kündigte. Damit fiel die Mehrzweckhalle in den Besitz der Stadt. Seither wird sie intensiv von Sportvereinen genutzt, selbst in den Sommermonaten ist sie abends bis zu 90 Prozent belegt. Zudem wird die Halle auch immer wieder für Anlässe gemietet.

Bereits heute ist klar, dass sich gewisse Elemente bei grossen Schneemengen auf dem Dach verformen könnten, ja sogar von einer Einsturzgefahr ist die Rede. «Die Situation wird laufend von den zuständigen Stellen im Stadthaus und dem Hauswart vor Ort beurteilt», beschwichtigt Manuela Jost. Investitionen in diesem Bereich sind laut dem Statrat aber unverhältnismässig hoch. Er setzt auf eine pragmatische Lösung: In Emmen, wo der Bund eine vergleichbare Halle betreibt, wird die Halle gesperrt, wenn zu viel Schnee liegt – das soll auch in der Allmend der Fall werden. Falls der Grenzwert von 15 Zentimeter Nassschnee beziehungsweise 40 Zentimeter Trockenschnee überschritten wird, müsste die Halle vorübergehend gesperrt werden. «Damit ist sichergestellt, dass keine Personen zu Schaden kommen können.»

«Genau ein solch pragmatisches Vorgehen haben wir uns gewünscht.»

Sandra Felder-Estermann, Grossstadträtin FDP

Teurer als erwartet

Bei den Initianten der Forderung herrscht Freude. «Genau ein solch pragmatisches Vorgehen haben wir uns gewünscht», sagt Sandra Felder-Estermann (FDP). Für die Vereine sei diese Halle äusserst wichtig, entsprechend sei der Entscheid des Stadtrats in der Sportszene bestimmt willkommen. «Die Sanierung ist zwar etwas teurer als erwartet, aber das ist nun eben nötig.» Ob ihre Fraktion diese Meinung teilt, sei noch offen, «aber ich nehme an, dass sie die Notwendigkeit ebenfalls sieht».

«Das entbindet den Stadtrat aber keineswegs vor der Verantwortung, bereits jetzt für einen Ersatz zu schauen.»

Korintha Bärtsch, Fraktionschefin Grüne

Korintha Bärtsch, Fraktionschefin der Grünen, zeigt sich ebenfalls zufrieden. «Es freut mich, dass der Stadtrat bereit ist, die nötigen Investitionen aufzubringen und die Halle so lange zu betreiben, bis ein gleichwertiger Ersatz vorhanden ist.» Die maximal 500’000 Franken würden sich angesichts der weiteren 10 bis 15 Jahre Nutzungsdauer relativieren. Die hohe Belegung der Allmendhalle zeige, dass Turnhallen in der Stadt ein Mangel darstellten, so Bärtsch.

Auch Mirjam Fries, Fraktionschefin der CVP, sagt: «Auf den ersten Blick ist es zwar relativ teuer, weil wir davon ausgingen, dass man nur den Boden ersetzen muss.» Es gebe zudem einen Nachholbedarf, weil die Stadt bisher nicht von einer solch langen Nutzungsdauer ausgegangen sei. Dennoch sei es eine sinnvolle Investition, da sie dem Breitensport zugute komme. Und wenn man den Betrag auf die nächsten 10 bis 15 Jahre verteile, «geht es in Ordnung», so Fries. «Wir müssen nun halt in diesen sauren Apfel beissen.» Mirjam Fries möchte allerdings noch weitere Informationen vom Stadtrat, um zu verhindern, dass plötzlich unerwartete Kosten auftauchen. Der Stadtrat weist beispielsweise daraufhin, dass in Sachen Beleuchtung und Deckenverkleidung noch Abklärungen laufen.

Vorübergehender Engpass

So weit, so gut. Doch der Stadtrat hält zugleich deutlich fest: Eine umfassende Sanierung oder gar ein Neubau auf der Allmend kommen nicht in Frage. Was also ist der mittelfristige Plan? Ursprünglich wollte die Stadt gleichzeitig mit dem Neubau des Schulhauses Staffeln in Litttau für einen Ersatz sorgen. Doch der Stadtrat hält in seiner Stellungnahme fest: Zwar entsteht dort eine neue Dreifachturnhalle, doch weil gleichzeitig zwei Einfachturnhallen wegfallen, bietet sie keinen gleichwertigen Ersatz.

Auch die geplante Pilatus-Arena auf dem Mattenhof-Areal in Kriens werde keinen geeigneten Ersatz darstellen. Da es sich um eine private Halle handelt, geht die Stadt davon aus, dass die Tarife für die Sportvereine nicht tragbar sein werden. Zudem sei ein regelmässiger Trainingsbetrieb in der Pilatus-Arena, die auch für kommerzielle Anlässe genutzt werden dürfte, kaum möglich.

In drei Jahren wird die Situation gegenüber heute sogar noch schlechter, weil wegen Bauarbeiten diverse Turnhallen vorübergehend nicht zur Verfügung stehen. Gemäss dem Stadtrat werden frühestens im Sommer 2026 so viele Turnhallen parat stehen, dass ein Wegfall der Allmendhalle verschmerzt werden kann. Korintha Bärtsch hält denn auch fest: «Dass der Stadtrat bereit ist, die Mehrzweckhalle Allmend weitere 10 bis 15 Jahre zu nutzen, entbindet ihn keineswegs vor der Verantwortung, bereits jetzt für einen Ersatz zu schauen.»

Der Hallenboden soll für rund 240’000 Franken ersetzt werden.

Der Hallenboden soll für rund 240’000 Franken ersetzt werden.

(Bild: zvg)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Chiara
    Chiara, 14.01.2017, 13:30 Uhr

    Heizkosten könnte man bestimmt sparen, wenn die Heizungen in den Garderoben nicht 365 Tage im Jahr auf Hochtouren laufen würden…

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