Luzerner KI für Befragungen

Virtuelle «Kinder» sollen Polizei beim Training helfen

Mit solchen «Kindern», hinter denen eine KI steckt, können Ermittlerinnen trainieren. (Bild: zvg)

Kinder in einem Strafverfahren zu befragen, ist anspruchsvoll. Ein Team der Hochschule Luzern hat nun ein Tool entwickelt, dass mittels KI helfen soll.

Aussagen von Kindern können für Strafverfahren richtungsweisend sein. Gerade Kinder sind jedoch in Befragungssituationen besonders vulnerabel, was ein hohes Mass an Sorgfalt und eine entsprechende Qualifizierung der befragenden Personen erfordert.

An der Hochschule Luzern (HSLU) finden seit vielen Jahren Weiterbildungen zum Thema statt. Bisher habe es den Fachpersonen aus Justiz und Polizei an realitätsnahen Übungsmöglichkeiten gefehlt, heisst es in einer Mitteilung.

Diese Lücke will die Hochschule nun schliessen. Dazu hat sie zusammen mit der ZHAW eine neue Trainingssoftware soll für Ermittlerinnen und Ermittler entwickelt. Mit einer KI und sogenannten «Virtual Kids» können diese die Befragungen trainieren. Trainings mit echten Kindern sei aus ethischen Gründen nicht vertretbar.

Schwierig, ein virtuelles «Kind» zu programmieren

Die KI für die virtuellen «Kinder» zu programmieren, sei nicht einfach gewesen, heisst es in der Mitteilung der HSLU. «Ein fünfjähriges Kind würde keine verschachtelten Sätze und den gleichen Wortschatz wie Erwachsene verwenden», wird Don Tuggener, Experte für Computerlinguistik an der ZHAW zitiert. Das System habe daher zuerst lernen müssen, sich überhaupt wie ein Kind auszudrücken.

In einer Befragung spielten aber nicht nur die Antworten eine Rolle, sondern auch die Körpersprache. Deshalb hätte eine zweite Herausforderung darin bestanden, den Charakteren als Reaktion auf gewisse Fragen eine entsprechende Mimik zu verpassen; etwa, wenn eine Frage beim Kind Stress oder Angst auslöst.

Falsche Befragung könnte zu Scheinerinnerungen führen

Die KI reagieren nun möglichst ähnlich, wie ein Kind in einer echten Befragung. Je nach Inhalt und Art der Fragestellung gebe sie unterschiedliche Antworten. Damit käme man bei den Trainings einen guten Schritt weiter, was nicht nur den Ermittlern helfe, wie Projektleiterin und HSLU-Professorin Susanna Niehaus erklärt. Sie trat bereits früher in Erscheinung mit Forderungen nach mehr Sensibilität beim Umgang mit Opfern in Strafverfahren (zentralplus berichtete).

«Kinder lassen sich schnell von Erwachsenen beeinflussen; besonders durch Autoritätspersonen wie eine Polizistin oder einen Staatsanwalt». Schlimmstenfalls führe dies zu Scheinerinnerungen: Das sind echt wirkende Erinnerungen an Dinge, die das Kind aber nie erlebt hat. Sie könnten nicht nur in einem Fehlurteil münden, sondern auch fatale Konsequenzen für die Kinder selbst haben. «Scheinerinnerungen können erhebliche Traumafolgestörungen verursachen und zum Abbruch wichtiger Beziehungen führen», so die Rechtspsychologin.

Die Trainingssoftware werde in einer nächsten Stufe von angehenden Ermittlerinnen und Ermittlern getestet. Im Herbst wird die einjährige Pilotphase beginnen.

Verwendete Quellen
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