Interview zum Luzerner Aus im Cup-Halbfinal

Wann hält FCL-Goalie Marius Müller wieder einen Penalty?

FCL-Goalie Marius Müller sagt trotz Verpassen des Cupfinals in Lugano: «Ich bin stolz auf die Jungs.» (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Auf dem Weg zum ersten Cupsieg seit 29 Jahren war FCL-Goalie Marius Müller im 2021 einer der Väter des Erfolgs. Doch nun hat er im verlorenen Penaltyschiessen im Cup-Halbfinal in Lugano dem FC Luzern nicht zum Erfolg verhelfen können. Was macht das mit dem 28-jährigen Deutschen?

Am Ende waren Goalie Amir Saipi, der die Penaltys der FCL-Schützen Filip Ugrinic und Pascal Schürpf gehalten hatte, und Zan Celar die Lugano-Helden (zentralplus berichtete). Der Stürmer überwand Luzerns Goalie Marius Müller schon in der regulären Spielzeit zwei Mal. Und als Letzter zum entscheidenden Tor im Penaltyschiessen.

Warum das Aus im Cup für den Titelverteidiger aus Luzern trotzdem eine positive Seite generieren kann, sagt Marius Müller gegenüber zentralplus im Rückblick auf einen dramatischen Spielausgang.

zentralplus: Marius Müller, zur Auflockerung unseres Gesprächs: Wann gedenken Sie, wieder mal einen Penalty für den FCL abzuwehren?

Marius Müller: (schmunzelt). Das versuche ich natürlich bei jedem Penalty. Aber momentan ist es mir nicht vergönnt, die richtige Ecke vorauszuahnen. Und wenn ich sie habe, ist der Elfmeter zu gut geschossen. Im Moment ist es halt so, daran kann ich nichts ändern. Aber ich bin davon überzeugt, dass ich bald auch wieder mal einen Penalty halten werde.

zentralplus: Aber was macht das mit Ihnen als Torhüter, wenn es nicht gelingt, der Mannschaft zu helfen? Es ging ja gut los mit dem Lattenschuss von Luganos Mijat Maric, der einen Marius-Müller-Komplex haben muss nach seinem Fehlschuss schon vor einem Jahr gegen Sie. Aber es ging nicht so weiter. Fühlen Sie sich in Ihrem exponierten Job deshalb umso schlechter?

Müller: Nein, überhaupt nicht. Am Ende ist ein Elfmeterschiessen ein Elfmeterschiessen. Davon habe ich schon ein paar in meiner Karriere erlebt. Der Glücksfaktor spielt eine Rolle, dass du als Torhüter die richtige Ecke hast. Zu den gegnerischen Schützen gibt es natürlich Statistiken, die wir uns vorher angeschaut haben. Das ist aber nicht ganz so gut aufgegangen bis auf zwei Lugano-Spieler, wovon einer Maric war. Jeder, der an einem Elfmeterschiessen teilnimmt, gibt sein Bestes. Ob als Schütze oder als Goalie. Mal gewinnst du, mal verlierst du. Das ist halt so.

zentralplus: Sie waren letztes Jahr einer der Väter des Luzerner Cupsiegs. Wie sieht es nun nach dem dramatischen Scheitern des FCL in Ihnen aus?

«Uns bleibt gar keine Zeit, Frust zu schieben.»

Müller: Dass wir in der Nacht auf Freitag nicht himmelhochjauchzend aus dem Tessin nach Hause gefahren sind, ist ja klar. Aber ich habe jetzt keine Zeit dafür, mich mit dem Verdikt auseinanderzusetzen. Wir sind raus und müssen das akzeptieren. In zwei Tagen geht es mit dem Meisterschaftsspiel in Basel weiter. Wenn wir das Ganze richtig ummünzen und angehen, kann das Aus im Cup-Halbfinal einen Tick besser sein für unsere Ziele in der Super League.

zentralplus: Warum?

Müller: Sonst hättest du im Hinterkopf immer den Cupfinal gehabt, gleich nach dem wichtigen Spiel in Sion. Das Datum fürs Endspiel liegt mit dem 15. Mai ein bisschen ungünstig in diesem Jahr. Wir müssen jetzt das Beste für uns rausziehen aus dem Cup-Halbfinal und das richtig umsetzen. Uns bleibt gar keine Zeit, Frust zu schieben. Natürlich ist die Enttäuschung da, aber das hilft uns jetzt auch nicht weiter.

zentralplus: Was ziehen Sie Positives aus diesen Cup-Halbfinal?

Müller: Ich bin stolz auf jeden einzelnen Teamkollegen. Jeder hat seinen Job gemacht und bis zur letzten Sekunde für unseren Erfolg gekämpft. Wir sind in Lugano zweimal ins Spiel zurückgekehrt, was wirklich schwer ist gegen eine defensiv eingestellte Mannschaft. Wir haben alles auf dem Platz gelassen, was in uns drin war.

zentralplus: Nach dem grossen Aufwand am Ostermontag gegen St. Gallen und den 120 Cup-Minuten in Lugano: Hat der FCL überhaupt noch was im Tank, das er am Sonntag in Basel auf den Platz bringen kann?

Müller: Aber sicher. Wir haben auch in den letzten Jahren viele englische Wochen wegen Corona gehabt und in diesen Phasen unsere Spiele gemacht. Das stärkt meine Überzeugung, dass wir in Basel punkten können.

zentralplus: In den letzten fünf Spielen hat der FCL elf Gegentore kassiert. Ihm ist die defensive Stabilität abhanden gekommen, die in der Phase davor besser war. Warum dieser Rückfall?

«Im Moment sind es ein paar technisch einfache Fehler, die uns teilweise um die Ohren fliegen, zu viel.»

Müller: Es sind viele individuelle und einfache Fehler, die zu dieser Zwischenbilanz beitragen. Wir müssen dafür schauen, dass wir nicht der Musik hinterherlaufen. Dass wir nicht jedes Mal ein Gegentor einstecken müssen, bevor wir unsere Leistung auf den Platz bringen. Mit Ballverlusten im Spiel nach vorne machen wir unsere grossen Fehler. Mit diesen laufen wir immer in Konter.

zentralplus: Hat das auch mit einer gewissen Sorglosigkeit zu tun? Damit, dass sich der Ball führende Luzerner zu wenig bewusst ist, wie brandgefährlich die Situation ist für seine Farben, wenn er jetzt einen Fehlpass schlägt?

Müller: Wir stecken natürlich auch in einer Situation, in der wir mehr riskieren müssen als andere Mannschaften. Aber klar: Wir müssen uns steigern. Im Moment sind es ein paar technisch einfache Fehler, die uns teilweise um die Ohren fliegen, zu viel. Aber wir haben zuletzt immer Moral und Mentalität bewiesen, um etwas mitzunehmen.

zentralplus: Aber es kann ja kaum der FCL-Spielplan sein, den Gegner in Führung gehen und in Sicherheit wiegen zu lassen, um ihm am Schluss noch eins auf den Deckel zu geben.

Müller: (schmunzelt). Wenn dem so wäre, würde ich unseren Trainer bitten, den Ball gleich beim Anstoss in unser Tor zu schiessen. Dann hätten wir 90 Minuten Zeit für eine Reaktion. Aber im Moment ist es halt so. Das verhält sich ähnlich wie mit meiner aktuellen Statistik an gehaltenen Elfmetern. Es gibt immer Phasen, in denen dir als Stürmer oder als Torhüter alles oder kaum etwas gelingt. Das gehört zum Fussball. Dagegen müssen wir uns wehren und lassen halt den einen oder anderen Punkt liegen, den wir dringend benötigen.

zentralplus: Aber das kann letztlich gründlich in die Hosen gehen. Entweder reicht es nicht für eine erfolgreiche Aufholjagd des FCL in den letzten Spielen, um Platz 8 zu erreichen. Oder es gibt keine Luzerner Rückkehr mehr in den Schlussminuten eines Barrage-Spiels.

Müller: Ja, das ist mit Sicherheit so. Wir müssen dringend dafür schauen, auch mal ein Spiel mit 1:0 gewinnen zu können.

zentralplus: Am Ende ist das eine Frage der Mentalität, die wir schon öfters im Verlauf der Saison besprochen haben.

Müller: Aber aktuell kann man niemandem von uns die Mentalität absprechen. Aber natürlich ist es ein immenser Aufwand, um mindestens zwei Tore schiessen zu müssen für einen Punktgewinn. Und gar deren drei für einen Sieg. Im Moment gelingt uns das. Wir müssen diese Mentalität beibehalten und unsere defensiven Fehler minimieren.

zentralplus: Verleiht Ihnen diese FCL-Mentalität die grösste Zuversicht im Hinblick auf den Ligaerhalt?

Müller: Absolut. Das ist für den Verein und unsere Mannschaft die Basis. Wir sind keine Mannschaft, die individuell so starke Spieler hat, dass sie am Ende als Sieger vom Platz geht. Wir müssen zusammenhalten, wir müssen am gleichen Strang ziehen. Das ist in den drei Jahren immer so gewesen, seit ich in Luzern bin. Und das wird sich so schnell kaum mehr ändern. Und das ist gut so. Ich spiele lieber in einem Verein, in welchem Emotionen gelebt werden, in welchem gearbeitet wird. Das ist mir lieber, als Teil eines emotionslosen Haufens zu sein. Der einfach nur Qualität hat und sein Ding emotionslos runterspielt.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Marius Müller
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Hubi
    Hubi, 22.04.2022, 20:18 Uhr

    Bei beiden Toren sah Müller nicht top aus.Der Ball muss ein Goalie nach links oder rechts abwehren und nicht direkt auf dir Füsse des Gegners. Schade.

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  • Profilfoto von Karl Ottiger
    Karl Ottiger, 22.04.2022, 19:47 Uhr

    Müller ist kein Penaltykiller er ist zu unbeweglich bei mir würde Vasic im Tor stehen der ist auf Penaltys beweglicher gestern hatte ich das gefühl man hätte problemlos in der mitte vom Tor einen Pfosten einschlagen können. Es war katastrophal dem Müller zuzuschauen ja gut wäre er besser würde er in Leipzig spielen man hat was man hat in diesem Sinne hopp Luzern.

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