VBL stoppen Transport von Gästefans

Niemand möchte mehr Fanmärsche rund um die FCL-Heimspiele

FCB-Fans auf dem Weg zur Swissporarena. (Bild: zvg)

Die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) haben bekannt gegeben, dass sie künftig keine Gästefans mehr vom Bahnhof Luzern zur Swissporarena transportieren werden. Die logische Konsequenz: Fanmärsche statt Busfahrten.

Wenns rund um die Heimspiele des FC Luzern knallt, knallts ausserhalb des Stadions. Insbesondere am Bundesplatz, wo Gästefans am Fanlokal Zone 5 vorbeimarschieren müssen, ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Ausschreitungen gekommen (zentralplus berichtete). Dennoch hält die Luzerner Polizei an der Route fest – mangels Alternativen (zentralplus berichtete).

Seit die VBL grössere Fangruppen – etwa die Fans des FC Basel, des FC St. Gallen oder des FC Zürich – aus Kapazitätsgründen nicht mehr mit Bussen zum Stadion transportieren, muss die Luzerner Polizei regelmässig Fanmärsche begleiten (zentralplus berichtete). Zuletzt kam es dabei zu keinen nennenswerten Zwischenfällen mehr. Auch, weil die Polizei mit Adjustierungen am Sicherheitskonzept das Eskalationspotenzial senken konnte.

Fanmarsch als einzige Alternative?

Dass die VBL ab Sommer 2024 gar keine Gästefans mehr zum Stadion fahren wollen (zentralplus berichtete), dürfte den Sicherheitsverantwortlichen der Stadt Luzern und der Luzerner Polizei dennoch Sorgen bereiten. Denn dies hat zur Folge, dass sämtliche Gästefans den Weg vom Bahnhof Luzern zum Stadion auf der Allmend zu Fuss beschreiten müssen.

Zwar bestünde die Möglichkeit, die mit dem Zug anreisenden Fans via Zentralbahn direkt zur Haltestelle Allmend/Messe vors Stadion zu transportieren. Doch hätte dies zur Folge, dass der ganze Bahnhof Luzern aus sicherheitstechnischen Gründen gesperrt werden müsste. Hinzu kommt, dass auch FCL-Fans die Zentralbahn nutzen. Und schliesslich spricht gegen diese Lösung, dass die Gästefans quasi auf der falschen Seite des Stadions wieder an die Oberfläche kämen. Nämlich dort, wo sämtliche Heimfans ebenfalls Richtung Stadion unterwegs wären.

Die Luzerner Polizei am Paulusplatz im Einsatz beim FCL-Heimspiel gegen Hibernian FC. Auch die Fans aus Schottland marschierten zum Stadion und von dort wieder zurück ins Stadtzentrum. (Bild: jdi)

Der FC Luzern, der für den Transport der Gästefans verantwortlich ist, prüfe darum verschiedene Alternativen, erklärt Mediensprecher Markus Krienbühl. Konkret wird er dabei nicht.

Neue Vereinbarung mit VBL möglich

Unter anderem werde auch der Dialog mit den VBL erneut aufgenommen, um allenfalls Grundlagen für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit über die laufende Saison hinaus zu schaffen. In ihrer Medienmitteilung signalisierten die VBL denn auch Offenheit gegenüber Verhandlungen über eine neue Transportvereinbarung. Die Voraussetzung dafür: konkrete Sicherheitsmassnahmen zum Schutz des Buspersonals.

Wie Krienbühl beteuert, kam die Kündigung wenig überraschend. Man bedauere den Entscheid der VBL, habe jedoch Verständnis für deren Begründung. Teilweise massive Sachbeschädigungen an den Bussen sowie Drohungen und gar Gewalt gegenüber dem Personal hätten zur Kündigung der Vereinbarung geführt, wie die VBL mitteilten. Für den FCL ist dennoch klar: «Grundsätzlich sollen die Gästefans auch zukünftig per Bus verschoben werden – wenn es die jeweiligen Kapazitäten zulassen.»

Nachdem FCB-Fans und die Luzerner Polizei im Januar 2022 aneinandergeraten waren, bekam dies die VBL in Form von Sachbeschädigungen zu spüren. Seither transportiert sie keine FCB-Fans mehr. (Bild: zvg)

Das heisst: Fanmärsche grösserer Fangruppen, wie etwa der FCB-Fans, die am vergangenen Sonntag zum Stadion und nach dem Spiel zurück zum Bahnhof marschierten, werden auch nächste Saison stattfinden. Unabhängig davon, ob der FCL und die VBL sich nochmals auf den Transport kleinerer Gruppen von Gästefans einigen können.

Fanmärsche sollen Ausnahme bleiben

Ähnlich wie der FCL beurteilt auch die Stadt Luzern die neue Ausgangslage rund um den Transport der Gästefans. Stefan Geisseler, stellvertretender Leiter Stadtraum und Veranstaltungen (STAV), sagt gegenüber zentralplus: «Aus Sicht der Stadt Luzern soll die Verschiebung der Gästefans auch zukünftig nur in Ausnahmefällen in Form von Fanmärschen passieren.» Zu möglichen Alternativen nimmt auch Geisseler keine Stellung. Zuständig sei ohnehin der Veranstalter, also der FC Luzern.

Auch bei kleineren Fangruppen stellten die Fanmärsche keine optimale Lösung dar. Die Auswirkungen auf Verkehr, Anwohnende, Gewerbe seien bei Fanmärschen grösser als bei Bustransporten. Erneut schimmert durch: Bus oder Fanmarsch – etwas anderes scheint nicht denkbar.

Fanperron auf dem Abstellgleis

Nachgefragt hat zentralplus auch bei der Luzerner Polizei. Deren Mediensprecher Urs Wigger nimmt wie folgt Stellung: «Es ist seitens der Polizei zum jetzigen Zeitpunkt zu früh, um eine vertiefte Stellungnahme abzugeben und über mögliche Alternativen zu sprechen.»

Spätestens im Juli 2024 wird es sich zeigen, welche Strategie die Sicherheitsverantwortlichen und der FC Luzern fahren werden. Jetzt schon klar scheint, dass das Fanperron nicht Teil dieser Strategie sein wird (zentralplus berichtete). Markus Krienbühl verrät gegenüber zentralplus: «Diese Idee wird aktuell nicht prioritär behandelt.» 

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Markus Krienbühl, Mediensprecher des FC Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Urs Wigger, Mediensprecher der Luzerner Polizei
  • Schriftlicher Austausch mit Stefan Geisseler, stellvertretender Leiter Stadtraum und Verantstaltungen der Stadt Luzern
  • Medienmitteilung der VBL
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