Neue FCB-Krawallvideos vom November

Massenschlägerei: So griff die Luzerner Polizei ein

Wieso stand die Luzerner Polizei am 9. November 2022 nicht (wie im Bild) vor der Zone 5, sondern vor dem Kleintheater Luzern? (Bild: zvg)

Nach dem Heimspiel des FC Luzern gegen den FC Basel vom 9. November 2022 kam es am Bundesplatz zu einer Massenschlägerei. Auf zwei neuen Videos, die zentralplus veröffentlicht, ist die Attacke der Basler zu sehen. Sie zeigen auch, wann die Polizei einschreitet.

Die Sachbeschädigungen der FCB-Fans rund um das FCL-Heimspiel vom letzten Samstag geben zu reden. Politiker fordern rigoroses Durchgreifen, bringen personalisierte Tickets wieder ins Spiel und liebäugeln gar damit, FCB-Spiele in Luzern gänzlich zu verbieten (zentralplus berichtete). Grosse Teile der zentralplus-Leserschaft empören sich über die Vandalenakte der FCB-Fans in der S-Bahn.

Auch die Basler Fanarbeiterin Ornella Pessotto verurteilte das Verhalten der FCB-Fans diese Woche gegenüber zentralplus. Doch auch die Arbeit der Polizei sei kritisch zu beurteilen (zentralplus berichtete). Denn: Diese verhalte sich längst nicht immer deeskalierend. Unter anderem habe sie am 9. November 2022 lange nicht eingegriffen, als Dutzende FCB-Fans auf dem Bundesplatz vor dem Luzerner Fanlokal Zone 5 FCL-Fans angriffen und sich mit diesen eine Massenschlägerei lieferten. «Manchmal könnte man fast den Eindruck bekommen, die Polizei hätte ein Interesse am Erreichen der nächsten Eskalationsstufe», sagte Pessotto.

Vor dem Kleintheater gewartet

zentralplus wollte daraufhin von der Polizei wissen, ob sie am 9. November die Situation am Bundesplatz habe eskalieren lassen. Diese verneinte und sagte: «Als es zu einem Aufeinandertreffen der Fangruppen kam, hat die Polizei innert weniger Sekunden reagiert und die Fanlager getrennt. Die Polizei war auch im November 2022 bei der Zone 5 mit einem grossen Aufgebot präsent.»

Inzwischen wurden zentralplus zwei Videos von besagter Massenschlägerei zugespielt. Im ersten Video ist zu sehen, wie die Polizei nicht wie in den obenstehenden Bildern zwischen Langensandbrücke und dem Fanlokal postiert war, sondern stattdessen beim Kleintheater stand. Ebenfalls ersichtlich: Ab Beginn der Schlägerei dauerte es nicht etwa «wenige Sekunden», sondern länger als eine Minute, bis die Polizei sich formierte. Ob diese tatsächlich mit einem grossen Aufgebot vor Ort war, lässt sich anhand der Videos nicht abschliessend beurteilen.

Polizei hielt sich im Hintergrund auf

zentralplus meldete sich nach Erhalt des Videos erneut bei der Luzerner Polizei und wollte wissen, wieso diese damals länger als eine Minute brauchte, um einzugreifen. Sprecher Christian Bertschi erklärt: «Wenn Sie im Video 65 Sekunden zählen, so ist dies eine sehr kurze Zeit. Vom Zeitpunkt, als wir von der Schlägerei mitbekommen haben, bis zum Einsatz der Polizei dauerte es tatsächlich weniger als eine Minute. Deshalb haben wir auch von ‹wenigen Sekunden› gesprochen.»

Die Polizei erklärt auch, wieso sie sich vor dem Kleintheater und nicht am üblichen Standort, nämlich zwischen Langensandbrücke und Zone 5, aufhielt, als die Basler vom Stadion zum Bahnhof Luzern marschierten. Es sei nicht ganz einfach, den Fans gerecht zu werden. Eine erhöhte Polizeipräsenz werde als Provokation betrachtet. «Wenn wir uns bewusst etwas ausserhalb des Blickfelds der Fans bewegen, ist es offenbar auch nicht recht», sagt Christian Bertschi.

«Die Basler Fans haben völlig unvermittelt die Luzerner Fans angegriffen»

Weiter teilt die Luzerner Polizei mit: «Fakt ist, dass wir im November 2022 am Bundesplatz präsent waren. Der Platz, den wir normalerweise für die Polizeisperre nutzen, war von Fans des FC Luzern besetzt. Die Basler Fans haben zudem orchestriert und völlig unvermittelt und aus unserer Sicht grundlos die Luzerner Fans angegriffen.» Aufgrund der Vorfälle von damals hätte die Polizei nun am letzten Samstag wieder einen Polizeiriegel vor der Zone 5 aufgebaut, um das Fanlokal des FC Luzern zu schützen.

Aus den Vorkommnissen vom November 2022 wurden demnach Lehren gezogen. «Die Luzerner Polizei führt für jedes polizeiliche Ereignis ein Debriefing durch und wird entsprechend auch für weitere Einsätze allenfalls Anpassungen vornehmen», sagt Polizeisprecher Christian Bertschi.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Christian Bertschi, Mediensprecher der Luzerner Polizei
  • Telefonat mit Ornella Pessotto, Fanarbeit Basel
  • Video zentralplus
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