Doppelt Hilfe bezogen

FC Luzern muss Corona-Gelder für 2021 zurückzahlen

Die leeren Ränge rissen ein Loch in die Kasse des FC Luzerns – ein Loch, das dieser jedoch mit zu viel Bundesgeldern gestopft hat. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Neun Klubs aus den beiden höchsten Schweizer Fussballligen haben in den letzten beiden Jahren zehn Millionen Franken zu viel Corona-Hilfe bezogen. Der Bund fordert nun 4 Millionen Franken zurück – unter anderem vom FC Luzern.

Die Corona-Pandemie hat so manche Vereinskasse durchgerüttelt. Dabei blieben auch die ganz Grossen nicht verschont. Weshalb auch sie beim Staat für Hilfsgelder angeklopft haben. Dabei hat sich jedoch gezeigt: Einige von ihnen haben zu oft angeklopft. Neun Klubs aus den beiden höchsten Schweizer Fussballligen haben für 2020 und 2021 zu viel Corona-Hilfe bezogen. (zentralplus berichtete).

Rund 10 Millionen Corona-Gelder zu viel bezogen

Einmal erhielten sie Geld aus einem «Stabilisierungspaket», das für den Breitensport, Nachwuchs- und Frauenfussball gedacht war. Beim zweiten Mal handelte es sich um Darlehen und A-fonds-perdu-Beiträge für den Leistungs- und Profisport. Das Problem: Offenbar haben einige der Klubs Gelder aus dem Stabilisierungspaket für ihren Profibereich genutzt – was eine Zweckentfremdung ist.

Normalerweise ist es eher umgekehrt. Bei den meisten Klubs sind der Breitensport und die Junioren- und Frauenabteilungen defizitär und müssen mit dem Profibereich quersubventioniert werden. Doch wegen fehlender Ticketeinnahmen versiegten während der Corona-Pandemie auch die Einnahmen im Profibereich. Corona hat deshalb bei Klubs mit Profibereichen ein grosses Loch in die Kassen gerissen (zentralplus berichtete).

In betrügerischer Absicht hat jedoch keiner der betroffenen Vereine gehandelt. Schliesslich wurden ihre Anträge allesamt vom Bundesamt für Sport (Baspo) abgesegnet. Trotzdem geht es insgesamt um 10 Millionen Franken, die ungerechtfertigt bezogen wurden. Pro Klub also etwas mehr als eine Million Franken. Das ist rund ein Viertel aller staatlichen Zuwendungen, die während der Pandemie an die Profiklubs gingen. Einer dieser Klubs ist der FC Luzern (zentralplus berichtete).

Abklärungen zu Beträgen laufen

Welche weiteren Klubs davon betroffen sind und wie viel Geld diese jeweils zurückzahlen müssen, kann das Baspo «aus Datenschutzgründen» nicht sagen. Zumal für die Ermittlung der Beiträge der Verband Swiss Olympic gefragt ist. Auch der FC Luzern selbst verweist auf Anfrage für weitere Auskünfte zum Betrag auf den Verband.

«Die Abgrenzung unter den Bereichen war zum Teil extrem schwer. So etwa, ob eine Frauenmannschaft in der höchsten Liga zum Profisport zählt.»

Alexander Wäfler, Medienverantwortlicher Swiss Olympic

Dieser hat zusammen mit dem Schweizerischen Fussballverband (SFV) die Gelder an die Klubs ausbezahlt. Gemäss einer Medienmitteilung lässt Swiss Olympic jetzt via eine externe Prüfstelle die Höhe des Beitrags ermitteln, der gemäss Baspo zu viel bezogen wurde. Denn Genaueres dazu wisse der Verband selbst nicht, wie Mediensprecher Alexander Wäfler am Telefon sagt.

Er betont jedoch: «Es gibt keinen Hinweis auf missbräuchlichen Bezug.» Der Fehler habe sich vielmehr aus Zeitdruck und unklaren Regeln ergeben. «Die Abgrenzung unter den Bereichen war zum Teil extrem schwer. So etwa, ob eine Frauenmannschaft in der höchsten Liga zum Profisport zählt. Oder der Nachwuchsbereich zum Breitensport.»

Baspo «erlässt» 6 Millionen Franken

Allerdings fordert das Baspo von den Vereinen nur vier Millionen Franken zurück, wie es am Donnerstag mitteilt. Das sind die Beträge, die es im Jahr 2021 zu viel gesprochen hat. Die sechs Millionen Franken aus dem Jahr 2020 erlässt es den Profiklubs.

Auf Anfrage erklärt Mediensprecher Christoph Lauener, dass dies aufgrund der «komplizierten Situation» im Jahr 2020 gemacht worden sei. «Innerhalb weniger Wochen sind Bestimmungen und Regeln aufgestellt und wieder verändert worden. Somit bestand eine gewisse Unschärfe bei den Bedingungen für die Hilfsgelder.» Im Jahr 2021 waren die Regeln dazu «eigentlich klar», weshalb das Baspo auch die entsprechenden Gelder aus diesem Jahr zurückfordert.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung Bundesamt für Sport (Juli 2022)
  • Medienmitteilung Bundesamt für Sport (September 2022)
  • Telefonat mit Christoph Lauener, Mediensprecher von Bundesamt für Sport
  • Telefonat mit Markus Krienbühl, Mediensprecher des FC Luzern
  • Medienmitteilung Swiss Olympic
  • Telefonat mit Alexander Wäfler, Medienverantwortlicher Swiss Olympic
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


2 Kommentare
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 30.09.2022, 10:47 Uhr

    Aha, die paar Milliönchen im 2020 können also nicht mehr nachvollzogen werden. Kein Problem, schenken wir sie doch einfach diesen armengenössigen Tschutticlubs! Sparen können wir dann wieder bei den Alten, Kranken, Behinderten oder Ausgesteuerten.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
  • Profilfoto von FCLMoeglichmacher
    FCLMoeglichmacher, 30.09.2022, 10:37 Uhr

    Schade, werden keine sportlichen Berichte mehr über den FCL veröffentlicht. Ich wurde extra deshalb zum Möglichmacher, kündige aber nun mein Abo wieder.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon