So setzt der Kanton die Testoffensive um

Luzern plant Pilotversuch mit Corona-Tests am Arbeitsplatz

Im Kanton Luzern soll schneller und häufiger getestet werden. (Bild: jal)

Das Zuger Modell macht Schule: Luzern will Mitarbeiter von Firmen, die sich regelmässig testen lassen, von der Quarantäne befreien. Entsprechende Pilotversuche werden aktuell vorbereitet. Wie schnell die Testkampagne in die Gänge kommt, hängt aber vom Bund ab.

Testen, testen, testen: So lautet die neue Devise in der Corona-Bekämpfung. Seit dieser Woche können sich auch Personen ohne Symptome gratis testen lassen. Zumindest in den Testzentren oder Apotheken.

Die Schnelltests, von denen künftig jeder monatlich fünf Stück erhalten soll, sind in der Schweiz hingegen noch nicht zugelassen. Und wer trotzdem welche beschafft – wie aktuell ein Pflegeheim in Horw –, wird unter Umständen zurückgepfiffen (zentralplus berichtete).

Es gibt also noch einige Hürden in der Umsetzung der Testoffensive. Dass der Weg in diese Richtung gehen muss, ist aber politisch unbestritten – auch in Luzern.

Kanton soll vorwärtsmachen

Der Kantonsrat hat am Dienstag zwei Postulate von SP und FDP überwiesen, welche das Testen rasch vorantreiben wollen. Das ist auch im Sinne der Regierung: «Ziel ist es, dass alle Betriebe, Institutionen, Schulen und Private auf freiwilliger Basis Tests durchführen können.»

Ein entsprechendes Konzept werde – unter Einbezug der Wirtschaft –erarbeitet. Der Regierungsrat kommt damit der Forderung von FDP-Kantonsrat Patrick Hauser nach, der «unerwünschte Nebenwirkungen» verhindert will, wie beispielsweise in Deutschland, wo Schnelltests bei Detailhändlern innert Minuten ausverkauft waren.

Ob bald genügend Testmaterial und Laborkapazitäten vorhanden sein werden, lässt sich laut der Luzerner Regierung zum heutigen Zeitpunkt noch nicht abschliessend beurteilen. «Wir gehen aber davon aus», hält sie fest und kündigt als Alternative eine Absprache unter den Kantonen an. Der Bundesrat rechnet mit einer Zulassung der Selbsttests ab Anfang April.

Luzern plant Pilotversuche

Wie das Testen am Arbeitsplatz aussehen könnte, skizzierte Gesundheitsdirektor Guido Graf (CVP) bereits in den Grundzügen. Der Kanton will Anreize schaffen, um Firmen und Institutionen zur Teilnahme an Reihentests zu bewegen. Konkret: Wenn ein Betrieb regelmässig testet und ein Angestellter infiziert ist, müssten die Kontaktpersonen nicht mehr in Quarantäne, sagte Graf. Die Lösung sieht demnach ähnlich aus wie jene, die bereits an den Zuger Schulen praktiziert wird (zentralplus berichtete).

«Schnelltests dürfen keine Alibiübung oder PR-Gag sein.» 

Guido Graf, Gesundheitsdirektor

«Das ist eine Erleichterung für die Betriebe und die Angestellten», sagte der CVP-Regierungsrat. Man sei aktuell daran, verschiedene Pilotversuche aufzugleisen. Graf betonte aber, dass diese Phase nicht lange dauere, denn man wolle rasch breit testen lassen. Für die Auswertung der Tests soll eine automatisierte IT-Lösung zum Einsatz kommen. Nähere Details zum Ablauf der regelmässigen Tests am Arbeitsplatz liegen aktuell noch nicht vor.

Bevor es losgehen kann, brauche es aber zugelassene Schnelltests. «Sie dürfen keine Alibiübung oder PR-Gag sein», sagte Graf vor dem Hintergrund der aktuellen Intervention des Kantonsapothekers beim Pflegeheim in Horw. Die Sicherheit der Resultate sei von Bedeutung. «Schlechte Schnelltests vermitteln eine falsche Sicherheit», sagte Graf.

Finanzielle Anreize für Firmen

Die Verfügbarkeit von genügend Testkapazitäten und Laborkapazitäten ist laut Regierungsrat eine grössere Herausforderung als die Finanzierung. Denn der Kanton Luzern zeigt sich offen, ungedeckte Kosten der Firmen zu übernehmen, solange die Betriebe damit nicht ihre internen Aufwände auf den Kanton abwälzen. Diese finanzielle Beteiligung hatte Melanie Setz Isenegger mittels Postulat gefordert.

Die SP-Kantonsrätin beobachtet die Testpraxis im Kanton Luzern mit einiger Skepsis, wie sie am Dienstag festhielt. «Luzern ist seit Wochen das Schlusslicht, was die Anzahl Tests auf 100’000 Einwohner betrifft.» Die Hemmschwelle in der Bevölkerung sei nach wie vor zu hoch. Sie regte darum auch eine bessere Kommunikation an.

Diesbezüglich sieht Guido Graf offenbar nicht mehr viel Luft nach oben: «Wir sind seit einem Jahr in einer Dauerkommunikation», stellte er fest.

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