Gäste schwärzen Betriebe an

Zertifikate: Polizei nimmt Luzerner Beizen unter die Lupe

Wenn Restaurants gegen Corona-Massnahmen verstossen, greift die Gastgewerbe und Gewerbepolizei ein. Was dann passiert, weiss Chef Urs Renggli. (Bild: zvg / cbu)

Es gibt Gerüchte, dass einige Restaurants in Luzern die Zertifikate nicht kontrollieren. zentralplus ist der Sache nachgegangen und hat mit einem dieser angeblichen Zertifikat-Verweigerer gesprochen. Dieser ist empört über den Vorwurf.

Viele von uns dürften beim Betreten eines Lokals mittlerweile unaufgefordert das Covid-Zertifikat samt ID auf den Tisch legen. Aus der sprichwörtlichen Macht der Gewohnheit. Meist kommt dann der Kellner vorbei, kontrolliert beides und damit ist das Thema noch vor der Vorspeise gegessen.

Es gibt aber Betriebe, welche die Zertifikate nicht kontrollieren. Die einen halten sich bewusst nicht an die Massnahme (zentralplus berichtete) und bei anderen passiert dies eher aus Versehen.

Gäste sollen aus Neid Lügen verbreiten

Schon mehrfach erreichten Meldungen von Restaurantgästen unsere Redaktion. Sie beschwerten sich, dass ihre Zertifikate am Tisch nicht kontrolliert wurden. Angeblich auch nicht auf Nachfrage beim Personal.

Ein Telefonat bei einem der beanstandeten Betriebe führt zu einer starken Reaktion des Inhabers. «Das ist eine glatte Lüge», sagt er. «Mein Personal ist darauf geschult worden, die Zertifikate zu kontrollieren.»

Man habe schon mehrfach Gäste ohne gültiges Zertifikat abweisen müssen. «Wir nehmen die Pandemie und die Vorgaben des Bundes sehr ernst», so der sichtlich aufgebrachte Gastronom.

«Rennt nicht zu den Medien, sondern zur Polizei, wenn ihr meint, wir würden unsere Arbeit nicht korrekt machen.»

Gastronom aus Luzern

Solche Leute handeln aus Neid und Missgunst heraus, erklärt er den Vorwurf. Für diese Personen findet der Restaurant-Besitzer klare Worte: «Rennt nicht zu den Medien, sondern zur Polizei, wenn ihr meint, wir würden unsere Arbeit nicht korrekt machen.»

Sollte die betroffene Person, die den Vorwurf gemacht hat, konkrete Beweise haben, nehme er eine Anzeige in Kauf. Er habe zahlreiche Leute in seinem Umfeld, die nämlich belegen könnten, wie ernst in seinem Betrieb kontrolliert würde.

Gastronom bestätigt fehlbare Betriebe

Aber der Gastronom ist sich sicher, dass hinter den Vorwürfen kein konkreter Gast steht. «Es gibt Leute, die wollen mir seit zehn Jahren mit rufschädigenden Lügen das Geschäft vermiesen. Aber ich bin immer noch da. Und meine Betriebe auch.» Dass es indes Betriebe gibt, welche die Zertifikate nicht kontrollieren, bestätigt auch er. Weil ihm das als Gast in einer Bar in der Stadt Luzern auch schon passiert sei. Auch Jungpolitiker Nicolas A. Rimoldi sagte gegenüber zentralplus, dass er sich häufig in Bars und Beizen aufhält – ohne Zertifikat (zentralplus berichtete).

Da es sich bei der oben geschilderten Situation um eine klassische «Aussage gegen Aussage»-Situation handelt, veröffentlicht zentralplus keine Namen. Stattdessen fragen wir bei der Gastgewerbe und Gewerbepolizei Luzern nach einer Einschätzung der Lage. Sie bestätigt, dass auch bei der Polizei vereinzelt Meldungen über vernachlässigte Zertifikatskontrollen eingingen.

Und was geschieht dann?

Bis zu vierzig Kontrollen pro Woche

«Wenn uns von Drittpersonen ein Betrieb gemeldet wird, bei dem Corona-Vorschriften ungenügend umgesetzt werden, erfolgt zeitnah eine entsprechende Kontrolle», schreibt Urs Renggli, Chef der Gastgewerbe und Gewerbepolizei, auf Anfrage.

Diese wird durch uniformierte Einsatzkräfte durchgeführt und folgt einem Standardverfahren. Zurzeit werden im ganzen Kanton Luzern zwischen dreissig und vierzig Gastrobetriebe pro Woche kontrolliert. Nach dem Zufallsprinzip, wie Renggli ergänzt.

«Wenn wir feststellen, dass die Corona-Vorschriften nicht eingehalten werden, erfolgt in der Regel eine Verwarnung mit einer Frist für die Nachbesserung.» Später geht die Polizei im Rahmen einer Nachkontrolle noch einmal bei dem Betrieb vorbei. Stellt sie dann immer noch Mängel fest, muss die verantwortliche Person mit einer Strafanzeige rechnen, erklärt Renggli weiter.

Wenn die Corona-Vorschriften trotz mehreren Kontrollen nicht eingehalten werden, kann es zu einer vorübergehenden Betriebsschliessung kommen, wie dies beispielsweise beim Restaurant Raten in Oberägeri in Zug der Fall war (zentralplus berichtete). Aber Urs Renggli stellt klar: «Meistens werden die Mängel jedoch innert kurzer Zeit behoben.»

Verwendete Quellen
  • Mailverkehr mit Urs Renggli, Chef Gastgewerbe und Gewerbepolizei
  • Telefongespräch mit dem Inhaber eines beanstandeten Restaurants
  • Aktuelle Version der Corona-Verordnung
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Fabrizio
    Fabrizio, 01.02.2022, 17:33 Uhr

    Traurig wenn die eigene Bevölkerung anfängt die Polizei zu spielen..

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    • Profilfoto von Orhan tanriverdi
      Orhan tanriverdi, 01.02.2022, 21:39 Uhr

      Luzern Polizei sind immer in Baselstrasse .Sie haben keine andere Arbeit kontrollieren die Kleine Bar jeden Tag Anzeige machen aber andere Restaurants kontrollieren Sie nicht

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 01.02.2022, 22:38 Uhr

      In der Tat, die letzten zwei Jahre haben sich aussergewöhnlich viele Hobbypolizisten selber in Ihr Amt berufen…

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