Verschläft der Kanton die Chancen?

Regeln für Biker: Nachbarkantone setzen Luzern unter Zugzwang

Mountainbiking ist seit der Coronakrise verstärkt im Trend. (Bild: Unsplash/Fransruiter)

Der Corona-Sommer hat es gezeigt: Auch bei Einheimischen erfreut sich Mountainbiken grösster Beliebtheit. Während andere Kantone vorwärtsmachen, spielt Luzern auf Zeit.

Velofahren im Allgemeinen und Mountainbiken im Speziellen erhalten durch das verordnete «Zuhause-bleiben» ordentlich Schub (zentralplus berichtete). «Auch die Politik hat vielerorts die Zeichen der Zeit erkannt. Viele merken nun, dass das Thema nicht nur den Tourismus betrifft, sondern auch die Freizeitgestaltung der Einheimischen», sagt Thomy Vetterli, der beim Projekt «Mountainbike Zentralschweiz» darauf hinarbeitet, dass die Infrastruktur für Mountainbiker koordiniert gestaltet wird.

Uri, Schwyz und Nidwalden haben in den vergangenen Monaten und Wochen ihre Bemühungen verstärkt. «Besonders erfreut bin ich darüber, dass sich mein Wohnkanton Nidwalden von einem Entwicklungskanton zu einer Vorzeigeregion mausern will.» So wurde das Thema Mountainbike in die bestehende Fachstelle für Wanderwege integriert. Diese soll nun ein kantonales Mountainbike-Konzept und einen entsprechenden Richtplan erstellen. Die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für Grundeigentümer und andere Anspruchsgruppen ist ein zentrales Anliegen von Vetterli.

Und in Luzern? Dort vertrat die Regierung bisher die Haltung, keine Grundsatzentscheide zu fällen, bevor die Vernehmlassung zum Velogesetz des Bundes abgeschlossen wird. Diese soll demnächst vorliegen.

Luzerner Politiker wollen Bike-Sport eindämmen statt ermöglichen

Trotzdem wurden dieser Tage wieder zwei Vorstösse eingereicht. Ein von zahlreichen Kantonsräten mitunterzeichnetes Postulat von Michael Kurmann (CVP) fordert vom Regierungsrat verstärkte Organisation und Kanalisierung, um den Bike-Sport für alle Nutzer von Wanderwegen «verträglich» zu machen und aufkeimende Konflikte zu entschärfen.

«Die Nutzung der Wanderwege am Pilatus unterscheidet sich doch deutlich von der Lenkung der Pendler-Velos zum Bahnhof Luzern.»

Für Thomy Vetterli zeigt sich in dieser Forderung nach «Eindämmung», dass im Kanton Luzern ein Umdenken noch nicht stattgefunden hat, wie es eben in Nidwalden und zuvor schon in Uri und Schwyz der Fall gewesen ist. «Wer die Chancen des Bike-Sports erkennt, fragt eher danach, wo Mountainbiken möglich sein soll und welche Infrastruktur es gegebenenfalls dafür braucht. Dieser Ansatz ist um einiges konstruktiver.»

Freizeitverkehr und Veloweg-Planung trennen

Vetterli hofft, dass das Voranschreiten der Nachbarkantone nun auch bei den Luzerner Behörden und Politikern etwas bewegt. Ein wichtiger Schritt wäre, nicht zu viel auf einmal zu wollen. «In den Nachbarkantonen hat es sich bewährt, die Frage nach der Freizeitnutzung von Wander- und anderen Wegen unabhängig von der Veloinfrastruktur in Siedlungsgebieten anzugehen.» Gerade in Luzern, wo der grösste Teil der Velowege flach sind und oft im städtischen Gebiet zu reden geben, sei dies sinnvoll. «Die Nutzung der Wanderwege am Pilatus unterscheidet sich doch deutlich von der Lenkung der Pendler-Velos zum Bahnhof Luzern.»

Auf der anderen Seite bestehe die Gefahr, wenn man viele Fragen mit einem einzigen Gesetz klären wolle, über das Ziel hinaus zu schiessen und gar nicht vorwärtszukommen, wie sich das auch bei der letzten Abstimmung über das Jagdgesetz gezeigt habe.

Jetzt den nächsten Sommer vorbereiten

Sollte es auch in Luzern gelingen, die «Kräfte zu bündeln» und das Mountainbiken auf politischer Ebene besser einzubetten, würde sich auch die Forderung eines zweiten Postulats wohl rascher erfüllen lassen: Hans Lipp, CVP-Gemeindeammann von Flühli, und seine Mitunterzeichner wollen ein Konzept mit einer Karte, die Aufschluss über die verschiedenen Wege des Freizeitverkehrs im Kanton Luzern gibt. In diesem Vorstoss wird bereits vom Freizeitverkehr als «ernstzunehmendem Bereich des Verkehrsaufkommens gesprochen» und damit vom klassischen Pendlerverkehr mit Velos und E-Bikes unterschieden.

Thomy Vetterli ist zurzeit zuversichtlich, dass es nach langem Zögern in der Region Zentralschweiz endlich vorwärtsgeht mit der gemeinsamen Schaffung einer Infrastruktur für Mountainbike-Sportler. Zu früh dran sei man allerdings nicht: «Ich wiederhole es im Moment gebetsmühlenartig: Wir haben diesen Sommer gesehen, wie gross das Bedürfnis ist, sich auf zwei Rädern in der Natur zu bewegen. Wir haben auch gelernt, wo es gut läuft und wo Verbesserungspotenzial besteht. Das sollten wir bis im nächsten Sommer nutzen, um dann bereit zu sein.»

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