Zwischennutzungen gehen in dritte Saison

Luzern und seine Pop-up-Parks: Der Nutzen bleibt fraglich

Hier wurde der Pop-up-Park in der Bruchstrasse im vergangenen Herbst ausnahmsweise mal genutzt. (Bild: zvg)

Zum dritten Mal entstehen in der Stadt Luzern im Sommer mehrere Pop-up-Parks. Manche werden rege genutzt – andere überhaupt nicht. Trotzdem hält die Stadt daran fest.

Wer diesen Sommer durch die Luzerner Neustadt spaziert, ist bestimmt schon am «Chrüsimüsi-Corner» vorbeigekommen. Beim Kaufmannweg 29 auf der Höhe des Helvetiagärtlis steht auf einem Parkplatz nicht etwa ein Auto, sondern ein in bunte Absperrbänder eingewickeltes Holzgerüst.

Auf der Holzfläche stehen aufeinander gestapelte Bierharassen, die als Schemel und Tische funktionieren. Et Voilà: Fertig ist Luzerns neuster Pop-up-Park. Denn auch diesen Sommer, wie in den beiden Jahren davor, ermöglicht die Stadt Luzern an mehreren Standorten solche temporäre Parks (zentralplus berichtete). Quartierbewohnerinnen können mit Konzepten für Pop-up-Parks auf die Stadt zugehen. Diese genehmigt dann die Idee und stellt den Platz sowie etwas Material zur Verfügung.

Manche Pop-up-Parks werden kaum genutzt

Der Chrüsimüsi-Corner ist zweifellos ein Hingucker – aber scheinbar kein Ort zum Verweilen. Der Park wird von der Bevölkerung kaum genutzt. zentralplus erhielt dazu einen kritischen Leserbrief, dessen Verfasser sich über das «traurige Zeugnis behördlichen Versagens» enervierte. Die Stühle seien völlig unpraktisch und darum nicht zu gebrauchen, der Park insgesamt von «grotesker Hässlichkeit» und darum eine Verschwendung von Steuergeldern.

Der «Chrüsimüsi Corner» am Kaufmannweg in Luzern fällt zwar auf, benutzt wird er aber selten – auch wenn es trocken ist.

Natürlich handelt es sich hierbei um eine subjektiv geprägte Darstellung der Situation. Dennoch handelt es sich beim Chrüsimüsi-Corner um keinen Einzelfall. Im letzten Jahr gab es auf einem Parkplatz in der Bruchstrasse den «Kräuterei-Garten», einen kleinen Kräutergarten für das Quartier. Doch binnen weniger Tage waren sämtliche Pflanzen verdorrt und der Park machte schon bald einen heruntergekommenen Eindruck.

Ähnliches Bild auf der St.-Karli-Strasse. An zwei unterschiedlichen Standorten hat es dieses sowie letztes Jahr je einen Pop-up-Park. Die letztjährige Open-Air-Lounge war hübsch anzuschauen – genutzt wurde sie kaum.

Pop-up-Park an der St.-Karli-Strasse in Luzern. (Bild: ber)

Nutzen bleibt fraglich

Der Verfasser des Leserbriefs ist nicht der Erste, der sich mit der Frage beschäftigte. Auch die Stadtluzerner FDP stellte im Frühjahr 2021 eine Reihe kritischer Fragen zum Kosten-Nutzen-Verhältnis der Pop-up-Parks.

«Die Bewohnenden der Quartiere schätzen es sehr, dass sie mit ihren eigenen Ideen das Quartier beleben und einen Treffpunkt schaffen können.»

Stadtgrün

Die Stadt listete daraufhin detailliert auf, was die Pop-up-Parks kosten. Demnach belasteten die acht Pop-up-Parks 2021 die Stadtkasse mit 40'000 Franken, wobei die Personalkosten über die Hälfte des Betrags ausmachten (zentralplus berichtete). Die einmaligen Beschaffungskosten der drei sogenannten Basis-Kits, bestehend aus drei Stühlen, einem Tisch, Pflanztrögen und einer Spielkiste belaufen sich auf je 5000 Franken.

Auf die Frage zum Kosten-Nutzen-Verhältnis gibt die Stadt keine konkrete Antwort. Bei der zuständigen Dienststelle Stadtgrün heisst es auf Anfrage bloss: «Die Stadt will Quartierzentren als Begegnungsorte stärken und setzt sich für eine attraktive Gestaltung der Strassenräume ein. Ein Projekt dazu sind Pop-up-Parks.»

Bevölkerung ist zufrieden mit den Parks

Natürlich ist es unmöglich, den Nutzen der Parks zu monetarisieren. Dieser ist aber zumindest fraglich, wenn die Parks teilweise kaum genutzt werden. Dass die Bevölkerung kein Interesse an den Parks habe, will Stadtgrün aber so nicht stehenlassen: «Die Rückmeldungen bis zum heutigen Zeitpunkt sind positiv. Die Bewohnenden der Quartiere schätzen es sehr, dass sie mit ihren eigenen Ideen das Quartier beleben und einen Treffpunkt schaffen können.»

Positiv sind die Rückmeldungen auch zum Pop-up-Park in der Waldstätterstrasse, wie eine nicht repräsentative Umfrage der Stadt zeigt, an der 66 Personen teilgenommen haben. Rund 90 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen bewertet den Park, den es seit rund einem Jahr gibt, als positiv und belebend für das Quartier. Beim Park handelt es sich um eine längerfristige Übergangslösung für die Waldstätterstrasse, bis diese umgestaltet wird. In diesem Fall ist die Stadt sowohl für die Bewilligung als auch für die Umsetzung des Parks verantwortlich.

Der Pop-up-Park in der Waldstätterstrasse stösst auf Anklang. (Bild: Franca Pedrazzetti)

Ein Trend, der niemandem wehtut

Zuletzt stellt sich die Frage, wie nachhaltig das Interesse der Bevölkerung an den temporären Parks ist. Die Stadt ermöglicht pro Sommer maximal acht Ideen. 2020 und 2021 gingen bei der Stadt mehr Gesuche ein, als realisierbar waren. Diesen Sommer hingegen sind es lediglich fünf Parks. Stadtgrün sagt dazu: «Die Anzahl umgesetzter Pop-up-Parks ist vom Bedürfnis der Quartierbevölkerung abhängig, respektive von der Anzahl eingereichter Pop-up-Park Gesuchen. Dementsprechend kann sich die Anzahl saisonaler Pop-up-Parks von Jahr zu Jahr unterscheiden.»

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  • Ich finde die Idee blöd. Die Stadt sollte das Konzept begraben.

Gut möglich also, dass Pop-up-Parks wie das Wandern oder das Backen ein Corona-Trend waren. Jetzt, wo Auslandsreisen im Sommer wieder unbeschwert möglich sind, verbringen weniger Menschen ihre Ferien zu Hause. Dementsprechend nimmt das Interesse an den Parks automatisch ab.

Unabhängig davon wird die Stadt am Konzept der temporären Parks festhalten. Kürzlich hat sie ein Baugesuch für einen weiteren, längerfristig genutzten Park bei der Werft im Tribschenquartier eingereicht (zentralplus berichtete). Wie der Park bei der Waldstätterstrasse soll dieser länger als bloss ein paar Monate genutzt werden und das linke Seeufer attraktiver machen.

Denn die Strategie mit den Pop-up-Parks verläuft im Rahmen des städtischen Ziels, den öffentlichen Raum aufzuwerten, damit die Bevölkerung diesen benutzen kann. Sei es mit den Parks, mit temporär genutzten Parkplätzen für die Gastronomie oder mit Outdoor-Fitnessstudios, wie bei der Ufschötti oder der Lidowiese. Nicht alle davon werden gleich gut genutzt – aber weh tun sie auch niemandem.

Verwendete Quellen
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