Hoch hinaus: Run auf Wohnungen im Krienser Pilatus-Turm
Wohnen im Hochhaus? Das scheint beliebt zu sein. Im geplanten 110-Meter-Turm bei der Pilatusarena in Kriens sind mehr als die Hälfte der Wohnungen bereits verkauft. Die Nachfrage sei überwältigend, so die Verantwortlichen, die aber nach wie vor auf die Baubewilligung warten.
Noch liegt keine Baubewilligung für die Pilatusarena in Kriens vor. Doch wer künftig im höheren der beiden geplanten Hochhäuser wohnen will, muss sich bereits sputen. Denn die Wohnungen gehen weg wie warme Weggli.
«Von den 163 Wohnungen sind bereits 90 reserviert und es wurde von der Käuferschaft eine Anzahlung geleistet. Es läuft hervorragend», sagt Sven Würmli, Leiter Vermarktung des Pilatus Tower, wie der 110 Meter hohe Turm jetzt offiziell genannt wird. Weitere zehn Wohnungen seien vorreserviert. «Wir sind sehr, sehr zufrieden! Die Nachfrage ist überwältigend.»
Besonders gelobt würden nebst Lage und Angebot im Quartier die guten Grundrisse der Wohnungen, die Materialien sowie die Aussicht. Und: Kaufinteressentinnen können im Internet virtuell die Wohnungen begehen und quasi schon vor dem Baubeginn von innen ansehen. Dafür erhalte man viele Komplimente, sagt Würmli.
Corona trieb Nachfrage in die Höhe
Der Stand der Vermarktung zeige, dass die Eigentumswohnungen einem Bedürfnis entsprechen. Diese Einschätzungen teilt Robert Weinert vom Beratungsunternehmen Wüest Partner. «Die Nachfrage nach Wohneigentum ist derzeit sehr gross, insbesondere auch in der Innerschweiz», sagt der Leiter des Immo-Monitorings. Dass ein Grossteil der Wohnungen vergeben ist, bevor überhaupt der Spatenstich erfolgt, sei angesichts dessen nicht überraschend.
Weinert nennt zwei Faktoren als Haupttreiber dieser Entwicklung. Zum einen das seit längerem bekannte Phänomen, dass die Hypothekarzinsen so tief sind, dass die Wohnkosten für Eigentümer geringer sind als für Mieter. Zum anderen die Folgen der Coronazeit. «Wir haben in der Pandemie viel mehr Zeit zu Hause verbracht, weshalb das Bedürfnis nach Wohnqualität gestiegen ist. Das hat die Nachfrage nochmals zusätzlich angeschoben.» Diesen Trend bestätigt auch die neuste Immobilien-Studie der Credit Suisse.
«Wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, hat man auch bei Mietwohnungen eine rege Nachfrage.»
Robert Weinert, Wüest Partner
Trotzdem werden vielerorts, auch rund ums Kuonimattquartier in Kriens, mehr Mietwohnungen gebaut als Eigentumswohnungen. Diese Entwicklung widerspiegle, dass Investoren im Mietwohnungssektor – beispielsweise Versicherungen und Pensionskassen – einen hohen Anlagedruck haben, sagt Weinert. Dass diese Investoren nicht in die Entwicklung von Eigentumswohnungen investieren, obwohl Eigentumswohnungen stärker gesucht sind, liegt daran, dass sie aus strategischer Sicht an den kontinuierlichen Mietzinseinnahmen interessiert sind und nicht an einmaligen Verkäufen.
Auch bei der Pilatusarena werden dereinst zahlreiche Mieter gesucht. Im unteren Bereich des Hochhauses – vom 2. bis zum 7. Stock – sind 65 Mietwohnungen geplant. Im zweiten Gebäude, demjenigen am Mattenplatz, werden weitere 139 Wohnungen zur Miete ausgeschrieben. Deren Vermarktung ist aber noch Zukunftsmusik. Angesichts der grösseren Konkurrenz in diesem Markt darf davon ausgegangen werden, dass dies weniger leicht von der Hand gehen wird.
Für Experte Robert Weinert von Wüest Partner ist klar: Will man Mietwohnungen an den Mann oder die Frau bringen, ist der Preis das A und O. «Wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, hat man auch bei Mietwohnungen eine rege Nachfrage.»
Bis zu vier Millionen Franken – dafür mit Zimmerservice
Apropos Preis: Wer im Pilatustower eine Wohnung kaufen will, braucht je nach Höhe ein grosses Portemonnaie. Die Preisliste fängt mit 380’000 Franken für eine 1,5-Zimmerwohnung im achten Stock an und steigt dann mit zunehmender Höhe auf über 4 Millionen Franken für die 4,5-Zimmer-Wohnung in der 36. Etage.
«In den unteren Stockwerken haben wir äusserst attraktive Quadratmeterpreise, wie man sie sonst in der Region kaum mehr für Wohnungen in diesem Standard findet.»
Sven Würmli, Vermarktung Pilatustower
Dafür erhalten die Käufer nicht nur die eigenen vier Wände. Wer im Pilatustower wohnt, kann auch die Dachterrasse mit Grill oder die hauseigene Sauna oder das Businesscenter mit Co-Working-Spaces benützen. Ebenso wird es möglich sein, über eine App je nach Bedarf temporäre Gästezimmer zu mieten. Auf Wunsch liefert das geplante Restaurant im Erdgeschoss zudem auch Menüs in die Wohnungen.
Besonders gefragt sind die Wohnungen im unteren Bereich: Vom 8. bis zum 15. Stock sind bereits alle Einheiten weg. Wobei das mit «unten» relativ ist, denn auch von dort geniesst man bereits einen guten Ausblick.
Dass besonders die unteren Wohnungen beliebt sind, sei sicher auch eine Preisfrage, sagt Sven Würmli. «In den unteren Stockwerken haben wir äusserst attraktive Quadratmeterpreise, wie man sie sonst in der Region kaum mehr für Wohnungen in diesem Standard findet.» Es gebe aber auch zunehmend Anfragen für die oberen Etagen, obwohl man noch keine Werbung dafür gemacht habe. «In diesem Segment werden wir nach Vorliegen der Baubewilligung sicher noch mit gezielten Massnahmen potenzielle Käuferinnen und Käufer ausserhalb der Region ansprechen.»
Wann es los geht, ist noch unklar
Genügend Zeit dafür bleibt den Verantwortlichen sicher. Denn noch ist nicht mal klar, wann die Bagger in Kriens auffahren können. Wie die Stadt im August mitteilte, sind acht Einsprachen und zwei Stellungnahmen eingegangen (zentralplus berichtete). Bei den Verantwortlichen stossen diese teilweise auf harsche Kritik (siehe Box unten).
Trotz des Gegenwindes hoffen sie auf eine Baubewilligung bis im Januar 2022. Sofern möglich, sollen die Bauarbeiten im Frühling 2022 starten, sodass die multifunktionale Sport- und Eventhalle mit 4’000 Zuschauerplätzen im Herbst 2024 bezugsbereit wäre und die Wohnungen in den beiden Hochhäusern bis im Frühling 2025.
Verantwortliche der Pilatusarena kritisieren Einsprecher
Acht Einsprachen und zwei Stellungnahmen sind gegen die Pilatusarena eingegangen. Die beiden Stellungnahmen und sechs der Einsprachen betreffen bauliche und organisatorische Anliegen, die man bereits gelöst habe oder lösen könne, sagt Toni Bucher, Verwaltungsratspräsident der Pilatus-Arena AG. «Zwei Einsprachen haben uns allerdings überrascht und auch enttäuscht.» Beide betreffen städtebauliche und landschaftliche Fragen.
Eine komme vom Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee. Dieser habe sich weder in der Vernehmlassung noch im Rahmen des Bebauungsplans geäussert. «Er kommt jetzt noch einmal mit Fragen zur Höhe, die längst sorgfältig geklärt sind und welcher die Bevölkerung der Stadt Kriens mit dem Ja zum Bebauungsplan und zur Zonenplanänderung zugestimmt hat», enerviert sich Bucher.
«Das zeugt von einem schlechten Demokratieverständnis.»
Toni Bucher, Pilatus Arena AG
Die andere, praktisch identische Einsprache komme von der Stiftung «Archicultura», für die gemäss Toni Bucher Rechtsanwalt Viktor Rüegg nach aussen auftritt. Das ist insofern brisant, als Rüegg eine führende Rolle bei den Gegnern des Projekts einnahm, die im November 2020 an der Urne unterlegen sind (zentralplus berichtete). Das Komitee versprach im Anschluss, den Volksentscheid zu akzeptieren.
Die Projektverantwortlichen werfen ihnen nun Verzögerungstaktik vor. «Das zeugt von einem schlechten Demokratieverständnis», kritisiert Toni Bucher. Viktor Rüegg war am Dienstag nicht für eine Stellungnahme erreichbar.