Regionales Leben
Genossenschaft passt Ziel an

Crowdfunding für das Bahnhöfli Kriens drohte zu scheitern

Bleibt das neue Bahnhöfli nur eine Vision? (Bild: wia)

Aus dem denkmalgeschützten Bahnhöfli Kriens soll ein Event- und Gastrolokal für die Krienserinnen werden. Zur Finanzierung hat die Genossenschaft dahinter unter anderem auf ein Crowdfunding gesetzt. Eine Woche vor Schluss fehlten aber noch 20’000 Franken.

«Mer hend en Bahnhof – jetzt send ehr am Zog» – mit diesen Worten wirbt die Genossenschaft Bahnhöfli Chriens für ihr Projekt auf der Crowdfunding-Plattform Funders. Sie will das denkmalgeschützte Gebäude neben dem Krienser Stadthaus und dem Bellpark in einen Treffpunkt für die Krienser verwandeln. «Damit die Jungen wieder in Kriens ein Bier trinken, bevor sie nach Luzern heruntergehen», wie Genossenschaftspräsident Bruno Bienz gegenüber zentralplus sagte.

Im Güterschuppen sollen künftig 30 bis 40 Personen speisen können, auch einige Aussensitzplätze sind geplant. Im Obergeschoss ist ein Raum für beispielsweise Sitzungen von Krienser Vereinen vorgesehen. Diese dürfen das Bahnhöfli nach Plan auch für Konzerte oder andere Events nutzen.

So soll das Bahnhöfli künftig daherkommen. (Bild: zvg)

Doch um diese Vision vom Papier in die Realität zu bringen, braucht die Genossenschaft Geld. Gemäss kürzlich eingereichtem Baugesuch kostet der Umbau gut eine Million Franken (zentralplus berichtete). Einen Teil davon stemmt die Genossenschaft selbst, die Stadt Kriens unterstützt das Projekt mit 80’000 Franken. Zudem hoffte die Genossenschaft auf finanzielle Unterstützung durch die Krienser. Gut 50’000 Franken hat sie sich als Ziel für ihr Crowdfunding gesetzt.

Sammelziel nach unten korrigiert

Rund eine Woche vor Ende der Sammelfrist liegt das Ziel jedoch noch in weiter Ferne. Stand Montag, 16. Oktober, hatte die Genossenschaft mit 28’387 Franken etwas mehr als die Hälfte erreicht. Unterstützt haben das Projekt gut 180 Personen – darunter auch Krienser Stadträte und Einwohnerrätinnen. Die Krienser Exekutive stellt sich gar als Gegenleistung zur Verfügung: Wer dem Projekt 100 Franken sponsert, darf mit einem der Stadträte Zmittag essen. Trotzdem hat es letztlich nicht gereicht, um die benötigte Summe zusammenzukriegen.

Zum Stand des Fundings schreibt Bahnhöfli-Kommunikationschef Pius Gomer auf Anfrage, sie seien nach wie vor begeistert von ihrer Idee. «Wir erkennen das enorme Potential und haben bereits viele Menschen getroffen, die Interesse daran haben, Veranstaltungen im Bahnhöfli abzuhalten. Aufgrund dieser positiven Resonanz waren wir möglicherweise zu optimistisch bezüglich des angestrebten Crowdfunding-Betrags.» Er hält darum auch fest: «Es wäre eine Überraschung, wenn wir dieses Ziel noch erreichen würden.»

Um die Fundingschwelle zu erreichen – und damit überhaupt das Geld von der Plattform zu erhalten – hat die Genossenschaft kurzerhand das Mindestziel angepasst. Statt 50’000 Franken liegt dieses neu bei 30’000 Franken. Womit das neue Ziel nun knapp erreicht ist. Gomer betont: «Wir sind sehr dankbar für die rund 180 Personen, die bereits teilgenommen haben. Sie werden auf unserem Eröffnungsfest besonders erwähnt und geehrt.»

Zu viele Details noch offen

Gomer erklärt sich die fehlende Unterstützung mit dem schwierigen Kampf um Aufmerksamkeit: «Wir haben alle verfügbaren Kanäle genutzt, sei es Werbung, Fernsehen, Internet, Zeitungen, Newsportale, und sind aktiv auf den sozialen Medien präsent. In der heutigen Zeit ist es jedoch eine Herausforderung, sich neben den täglichen Informationen und Kampagnen Gehör zu verschaffen.»

Der Vorstand der Genossenschaft Bahnhöfli Chriens (von links): Beatrice Senn, Bruno Bienz, Stefan Bucher, Christian Delb, Andreas Vonesch und Pius Gomer. (Bild: zvg)

Weiter möchten die Krienserinnen keine Katze im Sack kaufen, so Gomer. Viele Details wie das gastronomische Angebot oder die Häufigkeit von Veranstaltungen seien noch offen. Dieses möchte die Genossenschaft in enger Zusammenarbeit mit den Kriensern entwickeln. Auch mit dem künftigen Betreiber müssen sie diese Fragen noch klären.

Wer der Betreiber wird, ist nach wie vor unklar. Zwar hätten sie «mehrere sehr interessante Gespräche mit Interessierten» geführt. Doch Verträge könnten sie erst unterzeichnen, wenn die ungefähren Betriebskosten klar seien. Eine Betreiberin zu finden, sei jedoch der nächste Schritt, den die Genossenschaft angehen werde.

Bahnhöfli soll trotzdem umgesetzt werden

Die gut 20’000 fehlenden Franken bedeuten aber keineswegs das Aus für das Bahnhöfli. Das Crowdfunding sei lediglich ein Teil der Finanzierung. Einen Einfluss hat es aber trotzdem: «Je mehr wir als Genossenschaft zur Grundfinanzierung beitragen können, desto vorteilhafter wird die Hypothek und umso attraktiver und einfacher wird der Betrieb des Bahnhöflis auf dem Stadtplatz.»

Genossenschaftspräsident Bruno Bienz brachte für den Notfall bereits eine abgespeckte Variante ins Spiel. Was diese genau umfasse, würde der Vorstand zusammen mit dem Architekten besprechen, sobald der finanzielle Rahmen stehe, so Gomer.

Das Crowdfunding auf der Zielgeraden nochmal extra anzukurbeln, sei jedoch nicht vorgesehen. Als letzten Event haben sie diesen Sonntag eine Kafistube an der Krienser Chilbi organisiert. Gomer hält jedoch fest: «Das Crowdfunding sollte nicht nur als Mittel zur Geldbeschaffung betrachtet werden, sondern auch als Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu erregen und Interesse zu wecken. Dies ist uns gelungen.» Die offizielle Sammelaktion sei damit aber beendet. Es werde auch nach dem Funding Möglichkeiten geben, das Projekt finanziell zu unterstützen. Die Genossenschaft lege ihren Fokus aber wieder auf andere Aufgaben, die fürs künftige Bahnhöfli noch anstehen.

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