Auch die Klubführung bleibt nicht stehen

Raus aus der Komfortzone: Der FC Luzern will sich eine neue DNA geben

Werden für FCL-Sportchef Remo Meyer (links) und Trainer Fabio Celestini regnerische Tage immer seltener? Zumindest aus sportlicher Sicht. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Sportchef Remo Meyer ist der umsichtige Architekt, Trainer Fabio Celestini sein leidenschaftlicher Baumeister: Auf der Allmend soll ein neuer FC Luzern in den Himmel ragen. Statt Provinzialität bilden Leistungsprimat und klare Werte die neue Statik. Um zumindest der erste Leuchtturm hinter den bisherigen Wolkenkratzern zu werden.

Ihre Verpflichtungen sorgten für Aufsehen im Schweizer Klubfussball. Holger Badstuber und Christian Gentner schliessen sich im Herbst ihrer Karriere den Luzernern an. Doch auch mit diesen beiden grossen Namen aus der 1. Bundesliga ist der Cupsieger nicht über Nacht zu einem Titelkandidaten in der heute beginnenden neuen Super-League-Saison geworden.

Muss er auch nicht. Weil er nach menschlichem Ermessen in seiner Entwicklung und Qualität auf verschiedenen Vereinsebenen nicht so weit sein kann. Die sportliche Leitung hat mit den beiden Königstransfers bloss die zweite Stufe ihres sportlichen Projektes gezündet (zentralplus berichtete).

Dieses begann erst Anfang 2020 mit der Erlösung des damals heillos überforderten FCL-Trainers Thomas Häberli und der Verpflichtung des schlauen und leidenschaftlichen Fabio Celestini. Einmal mehr in höchster sportlicher Not liess sich Sportchef Remo Meyer nicht von seiner Vorstellung von attraktivem und erfolgreichem Fussball für ein begeisterungsfähiges Umfeld abbringen (zentralplus berichtete).

Ein Unterfangen, das damals einen medialen Sturm der Entrüstung auslöste. 17 Monate später wurden die beiden Brüder im Geiste mit dem ersten Titelgewinn für den FC Luzern seit 29 Jahren belohnt. Seither sind sie auch national unbestritten.

Neues Anspruchsdenken dazu da, jeden besser zu machen

Und sie haben beide nicht vor, locker zu lassen: Mit den aktuellen Kaderveränderungen wird klar, dass sie «ihren» FCL nicht mehr länger als geschützte Werkstatt verstehen wollen. In der einheimisches Schaffen stets über sportlicher Leistungsfähigkeit steht. Endlich tempi passati.

Stattdessen wird mit den Engagements von Holger Badstuber und Christian Gentner deutlich gemacht: Spätestens ab dieser Saison steht auch beim FCL das Leistungsprimat über allen und allem.

Herzblut, Klasse, Köpfchen und spielerische Eleganz: Selbst im Alter von 36 Jahren besitzt Christian Gentner alle Voraussetzungen, um seinen aktuellen Arbeitgeber besser zu machen (Bild: Martin Meienberger(freshfocus). (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Das neue Anspruchsdenken der früheren Bundesliga-Titanen wird den Verein wahrscheinlich nicht nur in seinen gemeinsamen Auftritten auf dem Platz ausbalancierter, effizienter und erfolgreicher machen, sondern auch jeden Luzerner Einzelspieler. Unter der Voraussetzung, dass dieser gewillt ist, aus dieser nicht alltäglichen Chance Profit für sich selber zu schlagen.

Eine schlaue Vorgehensweise

Das neue Anspruchsdenken wird kaum im Bauch der Swissporarena stecken bleiben. Man mag es dem FC Luzern wünschen, dass es nach und nach alle Ebenen des Vereins durchdringt.

Dem einen oder anderen Kostgänger inner- und ausserhalb der Garderobe wird wohl gnadenlos vor Augen geführt werden, was es in seinem Einsatzgebiet braucht, um Erfolg zu haben. Und erst recht, was man dafür alles tun muss.

Der FCL hat im Sommer 2021 eine Zeitrechnung begonnen, die dem Verein dereinst eine neue DNA bescheren kann. Ein neues Selbstverständnis, das Fussball-Talente für den internationalen Markt produzieren wird. Und eine neue Grundlage, um das FCL-Business finanziell überhaupt in die Zukunft retten zu können.

Auf diesem Weg wollen die Luzerner Verantwortlichen aber ihre Fans, Freunde, Partner und Sponsoren mitnehmen. Es darf kein von der Basis abgehobener FCL werden. Dafür hat die sportliche Leitung ein schlaues Marketingkonzept entworfen: In die nach aussen sichtbare Verantwortung werden Luzerner oder seit Jahren beschäftigte Publikumslieblinge gezogen. So wie der neue FCL-Captain Dejan Sorgic, der den zurückgetretenen Christian Schwegler in dieser Aufgabe ablöst.

Die Strategie des neuen FCL-Hoffnungsträgers

Im FC Luzern ist etwas in Bewegung geraten. Selbst auf Führungsebene. Die Verdienste, die sich Remo Meyer um den sportlichen Aufbruch erworben hat, mögen FCL-Aktionär Josef Bieri zu einem Neustart auf Führungsebene inspiriert haben. Der umtriebige Surseer hat den rufschädigenden und unwürdigen Aktionärsstreit im letzten Winter beendet und gleichzeitig für Goodwill mit Stefan Wolf als neuem Aushängeschild des FCL gesorgt.

Offenbar ist es jetzt auch dem Luzerner Ex -Internationalen ein explizites Anliegen, die Führung des FCL auf ein deutlich höheres intellektuelles und aktiveres Niveau zu führen. Die Strategie, die er vor wenigen Tagen gegenüber zentralplus in groben Zügen skizziert hat, sieht vor, dass der FC Luzern kein Vehikel mehr sein darf für vermögende Lokalfürsten, die sich auf Kosten des Vereins medial in Szene setzen und für eigene Zwecke produzieren wollen.

Der neue Hoffnungsträger Stefan Wolf will sich stattdessen dafür einsetzen, dass beim FCL eine Struktur auf der Basis von klar definierten Profilen eingeführt werden wird. Um damit Egozentrikern keine Chance zur Entfaltung in der Swissporarena zu lassen.

Das ist keine Neuerfindung. Sondern das althergebrachte Führungskonzept, das die Mehrheit der besseren Klub-Adressen im In- und Ausland seit Jahrzehnten auszeichnet. Stefan Wolf steht erst am Anfang seines Weges und braucht noch viel Schnauf für die Überzeugungsarbeit, die er vor der Brust hat.

Den Worten harren jetzt die Taten auf dem Platz

Die entscheidende Frage ist: Werden wir den 24. Mai 2021 irgendeines Tages als den Aufbruch zu besseren Zeiten für den FC Luzern begreifen? An diesem Pfingstmontag haben die Hinterbänkler in der nationalen Elite den Schweizer Cup in den schwierigen Zeiten von Corona für sich entschieden.

Oder löst sich alles beim FCL in naher Zukunft alles wieder in Schall und Rauch auf? Gewiss: Die in der sportlichen Abteilung beschäftigten Professionals der Luzerner werden nicht müde zu betonen, dass sich ihr Appetit nach Erfolg nach dem Cupsieg in Gier verwandelt hat. Und auf Führungsebene profitieren sie in diesen Tagen und Wochen momentan vom mentalen Rückenwind.

Was daraus letztlich werden wird, ist nach wie vor den unbarmherzigen Gesetzen des Wettbewerbes unterworfen. Am Samstagabend wird der FC Luzern nach dem Direktvergleich gegen Meister YB vielleicht eine erste Standortbestimmung vornehmen können.

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5 Kommentare
  • Profilfoto von Heinz Kilchmann
    Heinz Kilchmann, 26.10.2022, 12:47 Uhr

    Herrlich diese Einschätzung/Progonose im Nachhinein nochmals zu lesen. Meyer ist in einer Woche nicht mehr Sportchef. Badstuber, Farkas, Gentner, Campo und die weiteren Transfers dieser Saison waren eine Katastrophe.

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  • Profilfoto von Goeggeler
    Goeggeler, 25.07.2021, 12:35 Uhr

    Doppelter Kommentar, aber noch kein Kommentar vorhanden. Danke zentralplus!

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  • Profilfoto von Goeggeler
    Goeggeler, 25.07.2021, 12:33 Uhr

    Ein typischer Text von zentralplus. Wenig aussagend und immer die Zweifel und das Misstrauen gegenüber dem FC Luzern. Schade, schade, schade……

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    • Profilfoto von Andreas Ineichen
      Andreas Ineichen, 25.07.2021, 14:03 Uhr

      Danke für die Rückmeldung. Wenn Sie den Artikel als wenig aussagend empfinden, ist das Ihr gutes Recht. Dass der Artikel aber Zweifel und Misstrauen am FC Luzern verbreitet, scheint mir doch eine gewagte These zu sein.

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    • Profilfoto von Thomas Iten
      Thomas Iten, 25.07.2021, 18:53 Uhr

      Machen Sie es doch besser! Und dann nicht mal den Mut haben, mit dem eigenen Namen hinzustehen. Solch überflüssigen Kommentare würde ich gar nicht erst veröffentlichen.

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