Leserbrief zu Geschäften mit Homesharing

Professionelles Airbnb: Goldgrube auf Kosten der breiten Bevölkerung

Ein Apartment auf Airbnb vermieten, ohne einen Finger zu krümmen? Das Start-up Airhosted macht's möglich.

(Bild: jwy)

Ein Zuger Start-up hat den Luzerner Airbnb-Markt im Visier. Doch mit professionellem Homesharing gehe dauerhaft Wohnraum für die Luzerner Bevölkerung verloren. Deshalb brauche es jetzt gesetzliche Leitplanken, schreibt SP-Politiker Cyrill Studer Korevaar in seinem Leserbrief.

Die beiden Jungunternehmer Simon Ruckstuhl und Lukas Wartmann heizen mit ihrer Dienstleistung Airhosted die Goldgrube professionelles Airbnb zusätzlich an (zentralplus berichtete). Sie brüsten sich damit, dass mit ihrer Unterstützung bis zum vierfachen eines sonst üblichen Mietzinses erwirtschaftet werden kann.

Jedoch – Wohnraum ist nicht Kaviar. Wer Fischeier für ein Vermögen anbietet und dabei noch Käufer findet, soll das machen. Wohnraum müssen sich aber alle leisten können, sonst geht es schnell an das Lebendige. Nicht aus Spass hält die Bundesverfassung fest: «Art. 109: Der Bund erlässt Vorschriften gegen Missbräuche im Mietwesen, namentlich gegen missbräuchliche Mietzinse …»

Professionelles Airbnb ist ein Novum. Es zweckentfremdet Wohnraum und schlängelt sich am Mietrecht vorbei – entsprechend fehlen heute Lenkungsinstrumente und Missbrauchsklauseln. Derzeit ermöglicht professionelles Airbnb noch exorbitante Gewinne für Private auf Kosten der Gesamtbevölkerung: Mit jeder Umnutzung geht dauerhaft Wohnraum für die ansässige Bevölkerung verloren. Diese nimmt ab, der Druck auf den verbleibenden Wohnraum treibt die Mieten insgesamt in die Höhe, die Quartier-Identität leidet und die Anzahl der Steuerpflichtigen sinkt.

Vor allem Top-Feriendestinationen sollten sich wappnen: Und Luzern als erfolgreichster Tourismusort der Alpen im Besonderen.

Wohnungsmarkt braucht Regeln

Ich behaupte: Ruckstuhl/Wartmann und der Mehrheit ihrer Kunden geht es letztendlich um «eine gewisse Rendite», wie sie sich selber ausdrücken. Offensichtlich genügen ihren Klienten die zulässigen Gewinne nicht, welche das Mietrecht ermöglicht. Professionelles Airbnb ist neues Wasser auf die Mühle renditegetriebener Wohnraumbesitzer.

Ausserdem verhindert professionelles Airbnb keine Besetzungen in Luzern (die letzten drei betrafen eine vernachlässigte Villa, ein einsturzgefährdetes Haus und einen Schimmelraum) und sind auch keine Zwischenlösungen bis zum Abriss (diese Zeit kann mit üblichen Mietverträgen überbrückt werden). Faire Regeln seien notwendig, bemerken die beiden Geschäftsherren, aber – bloss keine Verbote oder Einschränkungen.

SP-Politiker Cyrill Studer wünscht sich griffige Massnahmen gegen Airbnb in Luzern.

SP-Politiker Cyrill Studer wünscht sich griffige Massnahmen gegen Airbnb in Luzern.

(Bild: zvg)

Wer denkt, der Wohnungsmarkt regle sich von alleine fair, hat keine Ahnung von der Realität oder kein wirkliches Interesse daran. In Luzern hat sich das Airbnb-Angebot binnen zweier Jahre verdoppelt. Und mit derzeit 1,02 Prozent Leerwohnungsstand herrscht per Definition Wohnungsmangel.

«Touristen fordern heute solche Homesharing-Angebote», sagt der Zuger Jungunternehmer Ruckstuhl. Ich bin überzeugt, dass solch arrogantes Auftreten dem Tourismusort Luzern schadet und die Bevölkerung zusehends gastgebermüde wird. Auch deswegen ist die Politik gefordert, dem professionellen Airbnb-Treiben schnellstmöglich Leitplanken zu verpassen.

Cyrill Studer Korevaar, Geschäftsleiter Mieterinnen- und Mieterverband Luzern, Grossstadtrat SP

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