Luzerner 1’046-Seelen-Dorf gibt nicht auf

Greppens ewiger Kampf um den letzten Dorfladen

Der Dorfladen im Grepper Zentrum.

(Bild: bic)

Der Dorfladen in Greppen kämpft ums Überleben. Einmal mehr, eigentlich seit den 70er-Jahren. Nun wollen die Betreiber mit einem neuen und grösseren Standort die Zukunft des Ladens sichern. Dafür brauchen sie die Unterstützung der Gemeinde. Doch Neuzuzüger könnten ihnen einen Strich durch die Rechnung machen.

Neue Wohnblocks thronen am Dorfeingang, 34 Wohnungen warten auf ihre Mieter. Das Dorf ist an diesem sonnigen Herbstnachmittag weitgehend ausgestorben, der kleine Prima-Laden leicht abseits der Hauptstrasse. Eine Rentnerin kommt mit wenigen Lebensmitteln aus dem Laden. Sie meint, dass der Laden ungünstig gelegen sei. «Viele Leute arbeiten heute auswärts und sind deshalb mit dem Auto unterwegs. Auf die Seeseite des Dorfes verschlägt es nur noch wenige Leute», sagt sie.

Probleme trotz Bevölkerungswachstum

Dass der Dorfladen ums wirtschaftliche Überleben kämpft, überrascht nur auf den ersten Blick. «Greppen ist in den letzten Jahren um fast 300 Einwohner gewachsen», sagt Bruno Bernasconi, Vize-Präsident der Genossenschaft des Dorfladens. Er weist darauf hin, dass von den Neuzuzügern viele aus dem Grossraum Zug/Zürich stammen und auch dort arbeiten. «Für diese Menschen ist der Dorfladen auch aufgrund der geltenden Öffnungszeiten heute nicht so attraktiv», sagt er. 1’046 Personen sind es, die 2016 in der Gemeinde angemeldet waren.

«Die meisten empfänden eine Schliessung zwar als schade, einkaufen tun sie aber trotzdem nie.»

Eine Grepperin

Damit der Laden auch zukünftig eine Chance habe, sei es wichtig, dass er an einem verkehrstechnisch besseren Standort zu liegen komme und das Sortiment verbreitert wird.

Service Public will niemand missen

Die wenigen Einwohnerinnen, die wir an diesem Nachmittag im Laden angetroffen haben, sind selber Genossenschafterinnen des Dorfladens oder sind über ihre Familie damit verbunden. Vor allem würden sie die Angebote der Post und der Raiffeisenbank vermissen, lautet der Grundtenor bei den Befragten. Gerade für ältere Menschen sei das lokale Angebot sehr wichtig. Tatsächlich waren neben zwei Buben und einem Mädchen, die sich mit Süssigkeiten eingedeckt haben, keine jüngeren Personen vor dem Laden anzutreffen.

Generell seien kaum je neue Gesichter im und vor dem Laden anzutreffen. «Würden auch die neu Zugezogenen nur einmal pro Woche für 20 bis 30 Franken im Dorfladen einkaufen, sähe dessen wirtschaftliche Situation sicher anders aus», sagen drei Kundinnen unabhängig voneinander. «Man gewinnt hier den Eindruck, dass die Leute, die neu nach Greppen gezogen sind, den Dorfladen gar nicht wirklich kennen», ist man sich einig.

Die Meinung in den neuen Wohnblöcken wird entscheidend sein.

Die Meinung in den neuen Wohnblöcken wird entscheidend sein.

(Bild: bic)

«Restaurants mussten in den letzten Jahren schon schliessen, nun auch der Dorfladen?», bedauert eine Rentnerin. Doch den schwarzen Peter will niemand nur den neuen Einwohnern zuschieben. Sie selber würde auch regelmässig nach Weggis oder Küssnacht fahren, um einzukaufen, sagt eine Befragte. «Auch wenn für mich der Dorfladen wichtig ist für den Alltag, kaufe ich selten mehr als zweimal in der Woche hier ein», räumt eine andere ein.

An anderen Orten finde man tiefere Preise. Vonseiten vieler Einwohner erkenne man zudem nur halbherzige Unterstützung. «Die meisten empfänden eine Schliessung zwar als schade, einkaufen würden sie aber trotzdem nie», bedauern die Befragten.

Gemeinde soll Dorfladen retten

Die Genossenschaft hofft bei der angestrebten Rettung des Ladens auf die Gemeinde. Nötig sind dafür 265’000 Franken. Damit soll die neue Ladenfläche eingerichtet und die benötigte Infrastruktur beschafft werden. Über die Beteiligung der Gemeinde wird am 26. November abgestimmt. Prognosen sind schwierig. Die Befragten erachten es als zentral, dass insbesondere die neueren Einwohner von der Beteiligung überzeugt werden können. «Es wird sich weisen müssen, ob diese Leute bereit sind, Steuergelder für die Rettung des Ladens zu investieren.»

Aufschwung dank neuem Standort?

Bruno Bernasconi von der Genossenschaft des Dorfladens erhofft sich durch eine Neueröffnung des Dorfladens an der Kantonsstrasse beim Dorfeingang einen Aufschwung. «Wir wollen den Durchgangsverkehr nutzen», sagt er. Eine neue Zielgruppe sollen die vielen Touristen und Ausflügler sein. «Greppen wird dank seiner Lage am See am Südhang der Rigi von vielen Auswärtigen besucht. Wenn wir dieses Potenzial ausschöpfen können, sehe ich optimistisch in die Zukunft.»

Der Genossenschaft schwebt ausserdem eine Zusammenarbeit mit dem regionalen Tourismusverband vor. «Durch die Schaffung eines Informationsstandes in einem separaten Teil des Ladens und einer Ausstellung über das regionale touristische Angebot werden wir versuchen, mehr Leute in den Laden zu bringen», sagt Bernasconi von der Genossenschaft des Dorfladens.

Wichtig für langfristige Entwicklung des Dorfes

Und wenn nicht? Bei der Frage nach den wirtschaftlichen Aussichten zeigt sich auch Bernasconi zurückhaltend: «Unser Ziel ist es, dass ein neuer Laden mindestens die ersten zehn Jahre übersteht.» Mit der Rettung des Dorfladens hat man in Greppen jedenfalls Erfahrung. «Der Dorfladen stand schon zweimal kurz vor dem Ende und konnte doch noch gerettet werden. Das letzte Mal vor 18 Jahren. Warum nicht auch diesmal?», fragt Bernasconi. Die Zukunft wird die Antwort bringen. 

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