Zweiter Wahlgang um Krienser Gemeinderatssitz

Zieht die SVP mit der Nr. 2 ins Gefecht?

Wird das Krienser Gemeindehaus bald zum neuen Arbeitsplatz von Martin Zellweger? (Bild: Bildmontage, bra)

Die SVP gibt nicht auf: Nach dem Wahldebakel vom letzten Sonntag tauscht sie für den zweiten Wahlgang wohl den Kandidaten aus. Nun soll es der Polit-Neuling Martin Zellweger richten. Gut möglich, dass dieser Rückendeckung der FDP bekommt.

Der vergangene Wahlsonntag war eine Klatsche für die Krienser SVP. Deren offizieller Kandidat Patrick Koch erzielte bei den Ersatzwahlen für den Gemeinderat das schlechteste Ergebnis aller drei Anwärter. Obschon es um die Nachfolge vom ehemaligen Krienser SVP-Gemeindepräsidenten und Neo-Regierungsrat Paul Winiker ging. Und obschon der SVP-Anspruch auf einen Sitz im fünfköpfigen Gremium eigentlich unbestritten ist (siehe Grafik am Textende).

Doch Koch erfüllte in den Augen vieler Bürger die nötigen Voraussetzungen nicht: Mit 1621 Stimmen lag er zwar nur knapp hinter Simon Konrad (FDP, 1707 Stimmen), aber weit abgeschlagen hinter Franco Faé (CVP, 3176 Stimmen). Das absolute Mehr erreichte niemand, weshalb auf den 27. September ein zweiter Wahlgang angesetzt ist. Der wird aber mindestens ohne Koch stattfinden. Der 42-Jährige hat noch am Sonntag enttäuscht seinen Rückzug bekannt gegeben.

Betretene Gesichter am Sonntag nach Bekanntwerden der Wahlresultate bei den beiden Gemeinderatskandidaten Simon Konrad (FDP, links) und Patrick Koch (SVP).

Betretene Gesichter am Sonntag nach Bekanntwerden der Wahlresultate bei den beiden Gemeinderatskandidaten Simon Konrad (FDP, links) und Patrick Koch (SVP).

(Bild: bra)

Die Drähte laufen heiss

Seither wird in Kriens eifrigst verhandelt und taktiert, die Drähte laufen heiss, die Nerven liegen blank. Eingabefrist für den zweiten Wahlgang ist diesen Donnerstag. Die drängensten Fragen: Verzichtet die SVP auf einen zweiten Anlauf oder versucht sie es mit einem neuen Gesicht? Und: Zieht sich auch Konrad aus dem Wahlkampf zurück oder tritt er nochmals an? Und falls er nicht mehr antritt – unterstützt die FDP dann den SVP-Kandidaten, um den gesetzten Franco Faé (56) zu besiegen?

War der lachende Dritte vom Wahlsonntag: Franco Faé, CVP-Parteipräsident und Gemeinderatskandidat.

War der lachende Dritte vom Wahlsonntag: Franco Faé, CVP-Parteipräsident und Gemeinderatskandidat.

(Bild: bra)

Bereits diesen Montagabend hat sich der SVP-Vorstand getroffen und einen Entscheid gefällt. Doch anderslautenden Aussagen vom Montagnachmittag zum Trotz, will die Partei nun erst am Mittwochabend nach der offiziellen Nomination durch die Mitgliederversammlung den Entscheid kommunizieren. Dies teilte am Montagabend um 22 Uhr Martin Zellweger gegenüber zentral+ mit: «Ich bin noch immer interessiert», sagt Zellweger nur.

Womit eigentlich klar scheint: Die Partei will mit Martin Zellweger (53) in den zweiten Wahlgang ziehen. Sonst hätte er am Montagabend ja auch einfach über sein Ausscheiden informieren können. Zudem hat Parteipräsident Peter Portmann noch am Montagnachmittag zu zentral+ gesagt: «Mit 90-prozentiger Sicherheit treten wir mit Martin Zellweger an.» Dieser habe jedoch Bedingungen gestellt, über die man noch diskutieren müsse. Etwa, dass keine Polemik mehr geschürt werden solle.

Das Spezielle daran: Zellweger ist erstens erst seit ein paar Monaten Mitglied der SVP, hat also keine Politerfahrung, und zweitens unterlag er an der SVP-Nominationsversammlung Patrick Koch im Verhältnis zwei Drittel zu einem Drittel der Stimmen. Er ist also bloss die Nummer 2. Kann man mit der zweiten Garnitur ein besseres Ergebnis holen als mit der ersten?

Martin Zellweger lebt mit seiner Familie seit 25 Jahren in der Pilatusgemeinde. Der studierte Ökonom arbeitete bis diesen Sommer als Leiter des operativen Geschäftsbereiches bei der Bison Schweiz AG. Seit seiner Kündigung per Ende Juni betreut er noch Mandate aus dieser Zeit.

Gibt FDP Rückendeckung?

Auch wenn dem stets sehr besonnen und höflich auftretenden Zellweger das politische Rüstzeug fehlt: Anders als Patrick Koch kann er nun im zweiten Wahlgang womöglich auf die Unterstützung der FDP hoffen. Hat die FDP im ersten Wahlgang Koch wegen angeblich mangelnder Qualifiaktionen mit einem eigenen Kandidaten bekämpft, gibt man sich nun versöhnlich. Noch am Montagnachmittag hiess es von FDPlern, man werde Simon Konrads Kandidatur zurückziehen und Zellweger unterstützen. Am späteren Abend jedoch war Parteipräsident Robert Marty für eine Stellungnahme nicht mehr erreichbar. Offenbar ist dort noch nicht alles besprochen, was besprochen werden muss.

Das spezielle am Ganzen: Die FDP hätte schon im ersten Wahlang auf eine eigene Kandidatur verzichtet und den SVP-Kandidaten unterstützt – aber nur wenn dieser Martin Zellweger geheissen hätte. Als die SVP von Simon Konrads Kandidatur erfuhr, überlegten es sich die SVP-Strategen in aller Öffentlichkeit, den bereits nominierten Patrick Koch noch kurzerhand gegen Zellweger auszutauschen. Doch dies war rechtlich gar nicht möglich.

Die Rechnung zumindest für die SVP ist einfach: Zusammen mit den Stimmen der FDP könnte es gelingen, den CVP-Vertreter zu schlagen. Fragt sich nur, was dann die FDP als Gegenleistung für die Schützenhilfe verlangt.

Einmal mehr darf man sagen: In Kriens bleibts spannend.

Ein Grüner ist Gemeindepräsident

Und damit auch das nochmal gesagt ist: Das Rennen ums Gemeindepräsidium machte am letzten Sonntag mit hauchdünnem Vorsprung der bisherige Gemeinderat Cyrill Wiget (Grüne). Er distanzierte seinen Herausforderer, Gemeindeammann Matthias Senn, um winzige 13 Stimmen.

Auf seinen Lorbeeren ausruhen darf sich aber keiner der Gemeinderäte. Denn bereits nächsten Frühling finden die Gesamterneuerungswahlen statt. Eventuell muss Wiget bereits dann ein erstes Mal ums Präsidium bangen.

Aufgrund dieser Wahlergebnisse von 2012 wird klar, dass die SVP auch im Gemeinderat Anspruch auf einen Sitz hat: Sie und die CVP haben am meisten Sitze im Gemeindeparlament.

Aufgrund dieser Wahlergebnisse von 2012 wird klar, dass die SVP auch im Gemeinderat Anspruch auf einen Sitz hat: Sie und die CVP haben am meisten Sitze im Gemeindeparlament.

(Bild: Gemeinde Kriens)

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