Kampfwahl um Krienser Gemeinderat

Schafft er es wirklich, den SVP-Sitz zu verteidigen?

He plays the drums: Martin Zellweger (SVP) mal ganz privat. Aber kann er auch kräftig die Wahlkampfpauke trommeln? (Bild: zvg)

Diesen Sonntag entscheidet das Krienser Stimmvolk im zweiten Wahlgang, wer als fünfter Mann in den Gemeinderat gewählt wird. Es treten an: Franco Faé (57) seitens CVP und Martin Zellweger (53) für die SVP. Letzterer hat als Polit-Neuling den schwereren Stand. 

Im Krienser Wahlkampfkrimi trifft Franco Faé auf Martin Zellweger. Das heisst CVP gegen SVP und Polit-Urgestein gegen Polit-Neuling. An diesem Sonntag ist der grosse Showdown und das Stimmvolk entscheidet, ob die SVP ihren Sitz im Gemeinderat verteidigen kann.

Nach Franco Faé (57) nimmt zentral+ nun Martin Zellweger (53) in die Mangel – und erfährt unter anderem, dass es nicht verboten ist, gescheiter zu werden.

zentral+: Martin Zellweger, am Sonntag entscheiden die Krienser, ob Sie oder Franco Faé in den Gemeinderat gewählt werden. Langsam nervös? 

Martin Zellweger: Nervös nicht, aber gespannt auf jeden Fall. 

«Ich habe die Zeit genutzt, um mich den Krienserinnen und Kriensern vorzustellen.» 

zentral+: Ihr Handicap ist, dass Sie innerhalb der SVP nur zweite Wahl waren und man Sie in Kriens noch wenig kennt. Wie hat das Ihren Wahlkampf geprägt?

Zellweger: Ich habe inzwischen innerhalb der Partei einen sehr guten Rückhalt. Die Zeit nach meiner Nomination habe ich intensiv genutzt, um mich den Krienserinnen und Kriensern vorzustellen. Dies an vielen Veranstaltungen, in den Medien, und das alles möglichst offen und umfassend.

zentral+: Ist es Ihnen gelungen?

Zellweger: Ich habe das Gefühl, es sei gut gelaufen und meine Chancen intakt sind. Aber klar, es ist schwierig zu sagen, wie gut mich nun 18’000 Krienser Wähler kennen. 

zentral+: Franco Faé wäre im ersten Wahlgang beinahe gewählt worden. Im zweiten Wahlgang kann er womöglich auf die Stimmen auch vieler Linken zählen, die die SVP gerne aus dem Gemeinderat kegeln möchten. Wie wählbar wären Sie für Mitte-Links?

«Es ist nicht verboten, gescheiter zu werden.» 

Eigentor für SVP

Der erste Wahlgang war für die SVP ein Desaster. Der erste Anwärter der SVP, Patrick Koch, lag mit 1621 Stimmen knapp hinter Simon Konrad (FDP, 1707 Stimmen). Franco Faé (CVP) konnte überraschend satte 3176 Stimmen für sich verbuchen. Damit verfehlte Faé das absolute Mehr nur knapp. Aber die SVP hätte eigentlich aufgrund ihres Wähleranteils und des Konkordanzgedankens Anspruch auf den Sitz des in die Regierung wegbeförderten SVP-Mannes Paul Winiker. In der Folge wechselte die SVP ihren Kandidaten aus und setzt nun auf den Polit-Neuling Zellweger. 

Zellweger: Ich habe das Gefühl, ich sei sehr gut wählbar für Mitte-Links. Aber nicht, weil ich etwa eine Politik für alle vertreten würde, sondern weil ich weiss, dass ich offen und transparent bin. Ich bin berechenbar und kann gut zuhören. Meine Devise, die ich übrigens aus meiner Zeit bei der Bison Schweiz übernommen habe, lautet: Es ist nicht verboten, gescheiter zu werden. 

zentral+: Über Sie sagt man, Sie seien zwar sehr angenehm im Auftreten, politisch aber ein SVP-Hardliner. Wie sehen Sie das?

Zellweger: Ich verfolge klare Grundsätze. Vielleicht wird mir deshalb das Hardliner-Etikett angeheftet. Aber ich kann meine eigene Meinung mit unterschiedlichen Positionen verbinden, wenn es darum geht, etwas zu erarbeiten.

zentral+: Was sagen Sie jenen Leuten, die argwöhnen, dass Sie nach Ihrer Kündigung bei Bison Schweiz AG per Juni nun einfach einen neuen gut bezahlten Job ergattern möchten? Sie sind ja erst seit ein paar Monaten Mitglied der SVP.

Martin Zellweger (SVP): Vom Ersatzkandidaten zum Sitzverteidiger?

Martin Zellweger (SVP): Vom Ersatzkandidaten zum Sitzverteidiger?

(Bild: zvg)

Zellweger: Das hat mit der Realität wenig zu tun. Wenn das der Grund für eine Kandidatur wäre, hätte ich mich ja auf Jobsuche begeben, bevor ich die vorherige Stelle gekündigt habe. Nein, ich habe inzwischen eine Beratungsfirma gegründet und erst Ende August nochmals für mich entschieden, den zweiten Wahlgang für das Gemeinderatsamt anzutreten. 

zentral+: In welche Richtung möchten Sie die Gemeinde Kriens mitführen?

Zellweger: Kriens hat zurzeit viele wichtige Projekte, die parallel verlaufen. Gleichzeitig ist die finanzielle Lage angespannt. Das Potenzial als Gemeinde ist gross, aber wir müssen die aktuellen Aktivitäten gerade aus finanzieller Sicht im Griff halten, damit Kriens handlungsfähig für eine attraktive Zukunft bleibt. 

«Für mich sind Steuererhöhungen nicht wirklich ideal.»

zentral+: Sie würden das Finanzdepartement übernehmen. Was qualifiziert Sie, über ein 170-Millionen-Budget zu wachen? 

Zellweger: Ich hatte in meiner beruflichen Rolle regelmässig mit finanzieller Führung zu tun, mit Budgets von 60 bis 70 Millionen. Zudem denke ich, dass ich als Ökonom eine passende Ausbildung dafür habe. 

zentral+: Kriens hat in der Vergangenheit mal die Steuern gesenkt, dann wieder erhöht. Für die SVP als selbsternannte «Steuersenkungspartei» ist jede Steuererhöhung eine Katastrophe. Wie sehen Sie das?

Zellweger: Für mich sind Steuererhöhungen nicht die richtige Lösung für die finanzielle Gesundung. Der von mir angepeilte Weg geht eher in Richtung Wachstumspotential fördern und gleichzeitig die Kostenseite im Griff halten.

zentral+: Wo hat Kriens in der Vergangenheit Fehler gemacht?

Zellweger: Kriens hat sich mit vielen Entscheiden und Entwicklungen viel Zeit gelassen. Wenn man die finanzielle Situation der Gemeinde heute anschaut, ist das u.a. auf diese Ursache zurückzuführen. Das heisst, wir haben einen grossen Nachholbedarf im Infrastrukturerhalt, beispielsweise bei Sanierungenvon Schulhäusern.

Zudem hat die Planungsarbeit am Zentrumsprojekt sehr lange gedauert, bis sich viele gesagt haben jetzt muss es einfach durch. Das sollte nicht sein, denn auch jede Firma braucht eine langfristige Strategie. Sie stellt dadurch beispielsweise in der Planungsarbeit sicher, dass besser etappiert werden kann und so finanzielle und organisatorische Engpässe vermieden werden.

«Eine restriktive Prüfung der Asylgesuche, speziell von Personen aus Eritrea, finde ich richtig.»

zentral+: Am Sonnenberg oben, beim Schulhaus, hätte es noch ein prächtiges Stück gemeindeeigenes Land, das man einzonen und für viele Millionen verkaufen könnte. Wie stehen Sie dazu? 

Zellweger: Grundsätzlich muss man alle Optionen bei einem solchen Entscheid prüfen. Zum heutigen Zeitpunkt kann ich nicht abwägen, was genau die Vor- und Nachteile sind. Aber es ist klar: Unser Land ist ein knappes Gut, und wenn man irgendwo desinvestiert, muss es der Gemeinde langfristig etwas bringen. 

zentral+: Wie stehen Sie zur Forderung von Regierungsrat Guido Graf, dass der Bund Asylgesuche von Menschen aus Eritrea künftig restriktiver beurteilen soll? 

Zellweger: Ich finde es gut, dass Guido Graf in dieser Sache offen über die Herausforderungen aktiv den Bund informiert. Das ist letztlich auch im Interesse der Gemeinden. Eine restriktivere Prüfung der Asylgesuche, speziell von Personen aus umstrittenen Gebieten wie Eritrea finde ich auch richtig. Am Schluss leiden die wirklich Notdürftigen, wenn mit der Giesskanne die falschen Personen unterstützt werden.

zentral+: Und finden Sie auch, wie gewisse Ihrer neuen Parteikollegen, dass man die Grenzen für Asylsuchende dicht machen sollte und dass diese Leute hier nichts verloren haben und kaum integrierbar sind?

Zellweger: Ich finde es richtig, wenn die SVP dahingehend arbeitet, dass nicht einfach eine Politik der offenen Türen herrscht. Klar gibt es Aussagen, mit denen ich nicht immer zu 100 Prozent übereinstimme. Trotzdem bin ich für einen restriktiveren Umgang mit Asylgesuchen. Wir müssen unsere Asylpolitik so umsetzen, das wir dort die Kapazität für humanitäre Hilfe haben, wo Notstände bestehen. 

«Ich werde gut schlafen.»

zentral+: Für viele Krienser ist es wohl unbestritten, dass die SVP rein vom Wähleranteil ein Anrecht auf einen Gemeinderatssitz hätte. Einige sind aber wohl unsicher, weil man Sie kaum kennt. Wie versuchen Sie diese Leute zu überzeugen?

Zellweger: Mein Leistungsausweis ist transparent. Ich bin der Meinung, man kennt mich inzwischen durch meine vielen Aktivitäten und Aktionen in den letzten Wochen auch besser. 

zentral+: Wie gut werden Sie in der Nacht von Samstag auf Sonntag schlafen?

Zellweger: Sehr gut, vielen Dank. Ich will ja ausgeschlafen sein, für den spannenden Sonntag.

Lesen Sie hier das Interview mit dem CVP-Kontrahenten Franco Faé.

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