Top 30 der nationalen Skorerliste ohne Zuger

Sportliche EVZ-Führung sagt sich: Ladehemmungen – na und?

Wenige Tore, aber reichlich Punkte: EVZ-Trainer Dan Tangnes hält den Puck tief. (Bild: Daniela Frutiger/Freshfocus)

Zehn Tore in fünf Spielen – im Eishockey fällt diese Ausbeute unter offensive Impotenz. Es grenzt an ein Wunder, was die Zuger daraus gemacht haben: vier Siege und elf Punkte. «Wir haben jetzt ein anderes Fundament», sagt EVZ-Trainer Dan Tangnes.

Als unsere Welt noch nichts davon erahnen konnte, wie sehr ihr gesellschaftliches, wirtschaftliches und sportliches Leben im Jahr 2020 durchgeschüttelt werden sollte, da führte der EV Zug noch ein grossartiges Spektakel auf. Allerdings vor beiden Toren.

Man schrieb die letzten Monate im ausgehenden Jahrzehnt, als der nach den Königstransfers von Meistergoalie Leonardo Genoni und Scharfschütze Grégory Hofmann zum Titelanwärter Nummer 1 beförderte EVZ in seiner neuen Rolle überfordert schien.

Zum Beispiel gewann er damals das zweite Saisonspiel gegen die ZSC Lions, die an diesem Donnerstag und Freitag Gegner und gleichzeitig wohl grösster Konkurrent in der laufenden Meisterschaft sind, 5:4 nach Verlängerung. Und drei Tage später verloren die Zuger gegen Lausanne 5:6. «Unsere damaligen Auftritte hätten gut zum Programm eines Zirkus gepasst», bestätigt Cheftrainer Dan Tangnes schmunzelnd.

Zug gewöhnt sich das Spektakel ab

Am 15. November 2019, nach einer 4:5-Niederlage gegen Davos, zog er die Reissleine. Sein Team lag nur noch zwei Punkte über dem Strich (zentralplus berichtete). So konnte es unmöglich weitergehen. Mit einer solch instabilen Defensive wäre ein zweiter Zuger Titelgewinn nach 1998 ausser Reichweite gelegen.

«Für den Zuschauer ist der Spass natürlich kleiner geworden.»

EVZ-Trainer Dan Tangnes

Doch der EVZ fing sich und liess zum Ende der Qualifikation gar am zweitwenigsten Tore aller Konkurrenten zu. Was daraus hätte werden können, wissen wir nicht. Die letzte Saison wurde wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie im März und vor Beginn der Playoffs abgebrochen.

Was wir aber erkennen können: Beim EVZ ist nichts mehr so, wie es vor rund elf Monaten war. Weder wirtschaftlich noch sportlich. Der Verein hat sich das Spektakel auf und neben dem Eis regelrecht abgewöhnt. Mit Grégory Hofmann liegt der beste und bestbezahlte Zuger Skorer auf Platz 31 der nationalen Bestenliste. Mit zwei Toren und zwei Assists in fünf Spielen.

Fokus bleibt auf sattelfester Defensive

Zum Auftakt in diese Saison hat die Mannschaft von Dan Tangnes in fünf Spielen zehn Tore gemacht und bloss deren neun zugelassen, liegt aber mit elf Punkten auf Platz 3 der Tabelle in der National League. Fast schon entschuldigend sagt der norwegische Coach: «Für den Zuschauer ist der Spass natürlich kleiner geworden. Aber jede Münze hat zwei Seiten. Ein Gegner muss gegen uns nun viel mehr Aufwand investieren, um ein Tor erzielen zu können.»

Es ist der klassische Ansatz, um im Mannschaftssport eine Meisterschaft gewinnen zu können. Der lautet: Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Titel.

Dan Tangnes bekennt: «Ich halte den Fokus lieber auf eine sattelfeste Defensive. Dafür hat jeder unserer Spieler bis jetzt einen hohen Preis bezahlt.»

EVZ-Ausländer noch ohne Torerfolg

Die sportliche Leitung der Zuger gibt sich derzeit tiefenentspannt. Frei nach dem Motto: Ladehemmungen – na und?

«Ich weiss um die offensiven Qualitäten, die in diesem Team stecken.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

Sportchef Reto Kläy sagt dazu: «Mir sind die Probleme, die wir jetzt haben, lieber, als wenn sie umgekehrt gelagert wären. Denn eine Defensive auf Kurs zu bringen, ist viel schwieriger als eine Offensive. Und darüber hinaus weiss ich um die offensiven Qualitäten, die in diesem Team stecken.»

Dass mit Carl Klingberg, Jan Kovar, Ryan McLeod und Erik Thorell noch keiner der vier ausländischen EVZ-Stürmer bislang getroffen hat, weist Dan Tangnes nicht zuletzt einer üblen Laune des Hockey-Gottes zu. «Wir hatten so viele Chancen in Ambri. Es ist mir unerklärlich, warum wir aus dem Spiel heraus nicht mehr als ein Tor machen konnten.» Am Ende gewannen die Zuger den letzten Ernstkampf 2:1 nach Penaltyschiessen.

Zur Trefferquote der Ausländer bleibt festzuhalten: Thorell hat bislang bloss den Saisonauftakt in Rapperswil bestreiten können und wurde dabei von einem Puck am Fuss getroffen. Mit der Rückkehr des Schweden ins Mannschaftstraining rechnen die Zuger frühestens nächste Woche.

Tangnes: Nicht die Zeit, um Panik zu schieben

Und jetzt? Macht der Coach so weiter wie bisher oder wirbelt er seine Angriffslinien durcheinander in der Hoffnung, mehr Produktivität in der Offensive generieren zu können?

«Wir stehen auf einem guten Fundament, auf dem sich etwas Grosses aufbauen lässt», sagt der 41-Jährige. «Solange du vier von fünf Spielen gewinnst, ist nicht die Zeit, Panik zu schieben. Und wenn ich die Sturmreihen neu formieren würde: Was würde das für ein Signal auslösen in den Köpfen der Spieler?»

Die Antwort liegt auf der Hand: Dan Tangnes glaubt, die Spieler damit zu verunsichern. Stattdessen sagt er: «Ich bin froh, dass die Schweizer getroffen haben. Und ich habe vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten jener, die noch vor ihrem ersten Saisontor stehen. In diesem Bereich schlummert einiges Potenzial, das uns noch zugutekommen wird.»

In der Tat: Die Effizienz der Zuger betreffend Chancenauswertung kann nur noch besser werden.

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