«Treibhaus» lehnt Medienverbot ab

«Südpol» und «Schüür»: Wer reine Corona-Repo schreiben will, soll draussen bleiben

Während des Lockdowns setzte das «Südpol» auf Live-Streams. (Bild: zvg)

Petzi, der Dachverband von Schweizer Musikclubs, will Journalistinnen nicht über die Wiederöffnungen nach dem Lockdown berichten lassen. Im «Treibhaus» und im «Sedel» will man Medienleute nicht ausschliessen. Auch «Südpol» und «Schüür» lassen Konzertberichterstatter rein – aber nicht für reine Stimmungsreportagen.

Petzi repräsentiert als Dachverband Musikclubs in 21 Kantonen – darunter auch in Luzern und Zug. Wenn es nach ihm geht, sollen Journalisten in den nächsten Wochen nicht über Konzerte berichten dürfen. «Clubs und Konzerte sind für viele Menschen ein Safe Space», heisst es in einem Schreiben an die Clubs.

«Nach drei Monaten des Verzichts ist es wichtig, dass dieser geschützte Raum nicht durch Medien gestört wird», schreibt der Verband an seine Mitglieder.

In den letzten Wochen schrieben Medien schweizweit über Wiedereröffnungen von Bergbahnen, Kinos, Theater, Restaurants und vieles mehr. Aber über Clubs sollen sie das nicht dürfen? Auf Twitter hat dies zu einer Kontroverse über die Pressefreiheit geführt (zentralplus berichtete). Diese spiegelt sich nun auch in den unterschiedlichen Haltungen der Luzerner Kulturhäuser nieder.

Im Luzerner «Treibhaus» nimmt man die Empfehlung von Petzi zur Kenntnis, wie Geschäftsleiterin Corinne Imbach sagt. «Als Jugendkulturhaus der Stadt Luzern ist uns die Pressefreiheit ein wichtiges Anliegen. Zudem schätzen wir den guten Kontakt zu unseren lokalen Medien sehr.»

An das Schutzkonzept für Veranstaltungen halte man sich. Am Wochenende habe man gute Erfahrungen mit der Umsetzung und auch mit der Eigenverantwortung der Besucherinnen gemacht. «Wir sehen keinen Handlungsbedarf, Medienschaffende aus unseren Veranstaltungen auszuschliessen», so Imbach.

«Sedel» distanziert sich klar von Medienverbot

Das Kulturzentrum Sedel hat sich ebenfalls von dem Medienverbot distanziert. Ihm sei nicht ganz klar, wie der Verein auf die Idee komme, dass Medien die Clubs stören würden oder wieso sich das Publikum unsicher fühlen sollte, wenn Medien vor Ort sind, schrieb «Sedel»-Chef Boris Rossi dazu. (zentralplus berichtete).

Die «Schüür» betonte zunächst zwar, dass es keinen Medienausschluss gebe. Man liess einen Konzert-Berichterstatter rein, lehnte aber Anfragen von Journalisten ab, die eine Reportage über den Abend schreiben wollten.

Eine ähnliche Haltung hat der «Südpol». «Wir sind klar gegen einen Ausschluss der Medien bei unseren Veranstaltungen», schreibt Marc Rambold, Leiter des Betriebsbüros. Sofern über die künstlerischen Inhalte berichtet werde, freue sich das Team über die Anwesenheit von Journalistinnen. «Wir unterstützen es jedoch nicht, dass im Rahmen unserer Veranstaltungen reine Erlebnisberichte rund um den Umgang mit den Corona-Massnahmen entstehen», so Rambold weiter.

Raum, um sich ungestört dem Konzert hinzugeben

In einem Facebook-Post schrieb die «Schüür» in Ergänzung ihrer Stellungnahme vom Sonntag am Montag dazu: «Medien, welchen bewusst war, dass Leech für uns Konzertnerds sowas wie ein intimer, musikalisch-sexueller Akt ist, wurden zugelassen. Alle anderen halt nicht.»

Dies, weil man habe verhindern wollen, dass sich Gäste am nächsten Tag mit geschlossenen Augen und träumend auf einer Titelseite finden würden. «Ebenfalls wollten wir verhindern, dass nach dem Konzert diverse Medien versucht hätten, die Emotionen unserer Gäste einzufangen, anstatt es möglich war, nach zwei Stunden akustischer Ganzkörpermassage einfach mal durchzuatmen und das Erlebte unter FreundInnen zu verarbeiten», heisst es in dem Post wörtlich weiter.

Als Veranstalter habe man sich dazu verpflichtet einen Raum zu schaffen, in dem sich die Gäste ungestört in den Abend vor, während und nach dem Konzert hineingeben konnten.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Irene Aebi
    Irene Aebi, 09.06.2020, 23:04 Uhr

    Kann man machen. Medien sollen also über die Themen schreiben, die Luzerner Veranstaltern genehm sind. Wer so intransparent ist, sollte auch keine Subventionen erhalten
    Sympathiefaktor 0 für Schüür und Südpol.

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    • Profilfoto von Thomas Müller
      Thomas Müller, 10.06.2020, 08:40 Uhr

      Medien sollen über kulturelle Inhalte berichten, dass ist es was gemeint ist. Ist nicht so schwierig zu verstehen.

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    • Profilfoto von Marco Liembd
      Marco Liembd, 10.06.2020, 10:15 Uhr

      Liebe Irene. Hier Marco von der Schüür. Bitte mache mit uns kurz folgenden Gedanken: Wir hatten 250 Tickets – also sehr, sehr wenig. Nun. Geben wir ein solches Ticket einem Medienhaus ab, welchem es keine Rolle spielt, wer auf der Bühne steht, oder einem Fan, der 2,5 Monaten auf Konzerte verzichten musste und dem es sehr wohl eine sehr grosse Rolle spielte, wer auf der Bühne stand? Und der dann schlussendlich sogar – im Gegensatz zu den akkreditierten Medien – für diesen Inhalt einen Eintrittspreis hinblätterte und somit unsere seit über 2 Monaten arg gebeutelte Kasse entlastet? Hand aufs Herz: Wem gibst du das Ticket? Für uns ist der Fall klar. Diese Show war für die Fans.

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    • Profilfoto von M. Moser
      M. Moser, 13.06.2020, 07:55 Uhr

      Sehr geehrter Herr Liembd,
      Als Konzertveranstalter wissen Sie um die Wechselwirkung Presse und Eventmanagement. Sie möchten nun also bestimmen wie über die Schür berichtet wird? Sie wissen genau wie das in der Öffentlichkeit ankommt. Muss ich es ihnen sagen? Entweder du berichtest was uns genehm ist, oder dein Medienunternehmen kriegt das nächste mal kein Ticket mehr. So eine Taktik kann sehr schnell ins Auge gehen. Das Problem mit den Fans und nur 250 Tickets das ist Jammern auf höchstem Niveau. Ich lebe seit einiger Zeit in Deutschland und habe dort auch Erfahrungen im Eventmanagement sammeln dürfen. In dem Bundesland in dem ich lebe sind Grossveranstaltungen wie Konzerte bis zum 31.08. 2020 verboten. Zudem was hätten Sie zu befürchten??? Wenn sie sich an das aufgestellte Schutzkonzept halten dürfte niemand ein Wort über Corona verlieren. Also ist doch dieses Argument mit den fehlenden Tickets für die Fans eher an den Haaren herbeigezogen.

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