Noch keine Entwarnung

Trinkwasser-Panne: So scheiterte die Kommunikation

Das Trinkwasser im Tribschenquartier in Luzern ist kontaminiert. (Bild: Pixabay)

Das Trinkwasser im Tribschen-Quartier in Luzern ist kontaminiert. Das ist seit Samstagabend klar. Warum wurde die Bevölkerung erst am Sonntagmorgen gewarnt? zentralplus hat nachgeforscht.

Auch am Dienstagmorgen gilt im Quartier Tribschen-Langensand: Wasser abkochen oder Mineralwasser trinken. Das Wasser aus dem Hahn ist kontaminiert, wie Untersuchungen am Freitag gezeigt haben (zentralplus berichtete). «Wir werden erst am Dienstagabend wissen, ob die Trinkwasserqualität durch das Spülen der Leitungen wieder erreicht werden konnte», sagt EWL-Sprecherin Nadja Kunz Rütimann auf Anfrage von zentralplus.

Um die Bevölkerung schnell und effizient über drohende Gefahren zu informieren, gibt es die App «Alertswiss». Diese meldete die Trinkwasserverschmutzung allerdings erst am Sonntagmorgen – also einige Stunden, nachdem die Verunreinigung bekannt geworden war. Wie kann das sein?

Trinkwasser-Warnung in Luzern wird von der Polizei verschickt

«Alertswiss» ist ein Alarmierungs- und Informationskanal von Bund und Kantonen. «Ob und wann eine Meldung auf ‹Alertswiss› publiziert wird, entscheiden die für die Ereignisbewältigung zuständigen Behörden», erklärt Sprecherin Sarah Kehrli auf Anfrage. In den meisten Fällen seien dies die Kantone beziehungsweise die dortige Kantonspolizei.

«Alertswiss» ist demnach lediglich ein Kanal, auf dem Organisationen wie die Polizei oder der Zivilschutz Warnungen verbreiten kann. «Es gibt im Kanton Luzern verschiedene ‹Redaktoren›, beispielsweise der Zivilschutz oder der Zentrale Informationsdienst, die Meldungen verfassen können», sagt Polizeisprecher Urs Wigger. Verschickt werden die Pushs dann über die Einsatzleitzentrale.

Einsatzleitzentrale der Polizei wusste von nichts

Auf Bitte von zentralplus schaute der Polizeisprecher nach, wer der Absender der Trinkwassermeldung gewesen war. Dabei kommt Erstaunliches zutage: «Die EWL hat am Samstag die Medien informiert, aber nicht die Luzerner Polizei», so Wigger. Die Einsatzleitzentrale sei von einem Bürger auf das Problem aufmerksam gemacht worden. «Dieser rief am Morgen kurz vor 08.45 Uhr an und fragte, ob es stimme, dass er nun das Trinkwasser abkochen müsse», erzählt Wigger.

Eine Mitarbeiterin der Einsatzleitzentrale verifizierte daraufhin die Meldung und verschickte die Warnmeldung über «Alertswiss». «Die Medienstelle der Luzerner Polizei erhielt die Meldung von der EWL ebenfalls am Sonntagmorgen kurz vor 09.30 Uhr.

Der Vorwurf der späten Information wurde also zurück zum Absender geschickt. EWL-Sprecherin Nadja Kunz Rütimann sagt auf Anfrage von zentralplus, dass die Netzleitstelle die Luzerner Polizei am Samstag mündlich über die Ergebnisse der Laborprobe in Kenntnis gesetzt habe. Am Sonntag sei die Information auch noch schriftlich erfolgt. Die späte Warnung dürfte demnach auf eine Kommunikationspanne zurückzuführen sein.

Trinkwasser muss in Luzern weiterhin abgekocht werden

Die EWL hatte am Freitag im Rahmen einer routinemässigen Untersuchung des Trinkwassers eine Unstimmigkeit festgestellt. Um auszuschliessen, dass es sich um einen Messfehler handelte, wurde eine Probe ins Labor geschickt. Die Ergebnisse dieser Laborprobe zeigten am Samstagabend eine Kontaminierung – woraufhin das Unternehmen seine Kunden mit Handzetteln und einer Medienmitteilung informierte.

Inzwischen wurden die Leitungen mehrfach gespült. Die Massnahmen zeigen bereits erste Wirkung, wie EWL mitteilt (zentralplus berichtete). Mit einer Entwarnung kann aber frühestens am Dienstagabend gerechnet werden.

Verwendete Quellen
  • Mailaustausch mit Alertswiss
  • Telefonat mit Polizeisprecher Urs Wigger
  • Telefonat mit EWL-Sprecherin Nadja Kunz Rütimann
  • Medienmitteilung EWL
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