Biltzer-Bilanz nach einem Jahr

Öffentliche Radar-Standorte in Luzern: Nutzen ist unklar

SVP-Kantonsrat Daniel Keller ist vom Nutzen der öffentlichen Blitzer-Standorte überzeugt. (Bild: ewi/zvg)

Die Luzerner Polizei veröffentlicht seit rund einem Jahr wöchentlich die Standorte ihrer mobilen Blitzer. Dies im Auftrag des Kantonsrats, als Massnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Nur: Was taugt sie wirklich?

Das Portemonnaie freut’s: Seit rund einem Jahr wissen Luzerner Autofahrerinnen, auf welchen Strassen sich der Blick auf den Tacho lohnt. Die Luzerner Polizei und die Medien veröffentlichen nämlich wöchentlich die Standorte der mobilen Blitzer. So auch diese Woche (zentralplus berichtete).

Doch wird der Verkehr dadurch wirklich sicherer? In einem ersten Zwischenfazit von zentralplus hiess die Antwort: Niemand weiss es (zentralplus berichtete). Und auch die zentralplus-Leserinnen zeigen sich von der Massnahme nicht überzeugt: Mehr als 50 Prozent gaben bei der Umfrage an, dass sie die Veröffentlichung nicht sinnvoll finden. Nach einem Jahr nimmt zentralplus die Radarfallen nun wieder unter die Lupe.

Polizei merkt keinen Unterschied

Bei der Luzerner Polizei gibt es nach wie vor keine deutliche Antwort. «Seitens der Polizei ist kein grosser Unterschied feststellbar», so Mediensprecher Urs Wigger. Konkrete Aussagen dazu zu machen, sei auch gar nicht möglich. Die Polizei sammelt nämlich keine Daten, um die Wirksamkeit der Massnahme zu überprüfen. Dies war nämlich im Auftrag des Kantonsrats auch gar nicht gefordert.

Auch die Unfallstatistiken helfen hierbei nicht weiter. Denn: Eine aussagekräftige Analyse wäre sehr aufwendig. «Beispielsweise bei den Unfallzahlen müsste man bei den einzelnen Strassenzügen sämtliche Einflüsse wie Witterung, Strassenverhältnisse, Verkehrsdichte und so weiter über die letzten Jahre auswerten», zählt Wigger auf. Und dafür fehlen die personellen Ressourcen. Ein Umstand, der schon für die umstrittenen temporären Postenschliessungen im Sommer gesorgt hat (zentralplus berichtete).

SVP-Kantonsrat ist zufrieden mit den öffentlichen Blitzern

Auf Anfrage zeigt sich SVP-Kantonsrat Daniel Keller zufrieden mit der bisherigen Umsetzung. Er hat den Stein für die öffentlichen Blitzer überhaupt ins Rollen gebracht. Dass die Polizei keine Statistiken zum Erfolg der Massnahme führt, ist für ihn kein Problem. Die Zahlen seien sowieso «nicht objektiv vergleichbar».

Für ihn dient die Veröffentlichung vor allem zwei Dingen: Transparenz und Unfallprävention. Mit transparenten Blitzer-Standorten könne die Bevölkerung besser nachvollziehen, wieso ein Blitzer an einer bestimmten Strasse Sinn macht. Und sie hätten «einen gewissen erzieherischen Zweck», denn wenn ein Blitzer-Standort bekannt wird, hätte das vor allem präventive Wirkung. «Da braucht es keine aufwendig geführten Ranglisten mit Zahlen.»

Wunschlos glücklich ist Keller trotzdem nicht. Verbesserungspotenzial sieht er vor allem bei Blitzern auf der Autobahn. Die Standorte der mobilen Blitzern auf den Autobahnen seien «etwas allgemein definiert». Zudem hinterfragt er, ob Geschwindigkeitskontrollen auf der Autobahn überhaupt sinnvoll seinen. Und ob es nicht besser wäre, die Kontrollen mit den mobilen Blitzern auf «viel befahrene Quartierstrassen» zu fokussieren.

Neuerung nach einem Jahr: Darstellungsform

Wie Polizei-Mediensprecher Urs Wigger jedoch auf Anfrage schreibt, plane die Polizei nicht, etwas an ihrem bisherigen Vorgehen zu ändern. Alles beim Alten also? Nicht ganz. Seit Einführung der Massnahme plane die Luzerner Polizei, ihre mobilen Blitzer mit einem Tracker auszustatten, wie die «Luzerner Zeitung» damals schrieb. So könnten die genauen Standorte jeweils in einer Online-Karte eingesehen werden.

Bis jetzt ist das jedoch noch nicht umgesetzt worden – denn der Einbau der Tracker geht ziemlich ins Geld. Und die Luzerner Polizei schafft derzeit für 1,5 Millionen Franken neue Blitzer an (zentralplus berichtete). Wie Wigger weiter schreibt, arbeite die Polizei aktuell daran, die Online-Karte umzusetzen. Nähere Informationen dazu würden noch folgen.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Urs Wigger, Mediensprecher der Luzerner Polizei
  • Schriftlicher Austausch mit Daniel Keller, SVP-Kantonsrat
  • Artikel der «Luzerner Zeitung»
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