Laura Dittli moniert Ungleichbehandlung

Mitte-Präsidentin Zug fordert Gratis-Tests für Ungeimpfte

Die Zuger Mitte-Präsidentin Laura Dittli fordert die Weiterführung von Gratis-Tests. (Bild: Siggi Bucher/zvg)

Personen ohne klare Symptome müssen ab Anfang Oktober ihre Covid-Tests selbst berappen. Eine Motion der Zuger Mitte-Präsidentin will das ändern: Laura Dittli fordert zusammen mit drei weiteren Kantonsräten, dass der Kanton Zug die Kosten übernimmt. Ein Testtourismus müsse aber verhindert werden.

Die Ausweitung der Zertifikatspflicht ist wohl die bisher umstrittenste Massnahme des Bundes zur Bekämpfung von Corona. «Impfzwang» und «Spaltung der Gesellschaft» heisst’s vom einen Lager, «ein Schritt Richtung Normalität» vom anderen.

Zwar können auch Ungeimpfte weiterhin ins Fitnessstudio oder in die Bar, sie müssen dafür aber einen negativen Covid-Test vorweisen. Und der wird ab Oktober kostenpflichtig.

Um der Polarisierung entgegenzuwirken, hat die Zuger Mitte-Kantonsrätin Laura Dittli zusammen mit Parteikollege Fabio Iten und den zwei SVP-Kantonsräten Philip C. Brunner und Thomas Werner eine dringliche Motion eingereicht: Sie fordern vom Zuger Regierungsrat die Weiterführung von Gratis-Tests für asymptomatische Personen und eine Ausweitung der Testmöglichkeiten.

Kosten beeinträchtigen vor allem Junge

Als Begründung für ihre Forderung schreiben die Motionäre, «damit keine Ungleichbehandlung und keine weitere Spaltung in unserer Gesellschaft entsteht». Der Druck auf die Ungeimpften habe durch die Zertifikatspflicht enorm zugenommen, erklärt die Zuger Mitte-Präsidentin Laura Dittli.

Der Unmut bei ungeimpften Personen ist gross. Innerhalb einer Woche seit der Ankündigung des Bundes kam es bereits zu zwei öffentlichen Kundgebungen im Raum Luzern (zentralplus berichtete). Diese Entwicklung beunruhigt Dittli: «Wir wollen nicht, dass die Gesellschaft sich noch mehr spaltet, wir wollen die Gesellschaft zusammenhalten.»

«Wenn es nun weniger Tests gibt, treffen sich die Leute wieder mehr privat, wodurch sich wieder mehr anstecken.»

Laura Dittli, Präsidentin Die Mitte Kanton Zug

Das Anliegen sei von verschiedensten Personen an sie herangetragen worden, erklärt Dittli gegenüber zentralplus. Vor allem jüngere Zugerinnen hätten sich bei ihr gemeldet: «Gerade Bildungsinstitutionen haben vielerorts die Zertifikatspflicht eingeführt. Schüler und Studentinnen können es sich noch weniger leisten, sich zweimal pro Woche zu testen.»

Im Unterschied zum Kanton Zug, der für die nächsten Jahre Gewinne in Millionenhöhe budgetiert (zentralplus berichtete). Gemäss Dittli werden die Mehrkosten für den Kanton durchaus tragbar sein: «Im Verhältnis zu den bisherigen Kosten durch die Pandemie werden die Testkosten vertretbar sein.»

Der Wind in Sachen Gratistests scheint zu drehen

Mit ihrer Haltung stehen die Zuger Mitte- und SVP-Kantonsräte nicht alleine da. Auch auf nationaler Ebene ist das Thema diese Woche wieder aufs Tapet gekommen. Mehrere Politiker von links bis rechts unterstützen die Forderung, dass die Tests weiterhin kostenlos bleiben müssen. Zu ihnen gehört Gerhard Pfister, Präsident der Mitte Schweiz, wie der Zuger auf Twitter festhielt.

Und auch der Zuger Regierungsrat hielt im Rahmen der Vernehmlassung zur Covid-19-Verordnung fest: «Sollte die Zertifikatspflicht ausgedehnt werden müssen, müssen die Testkosten für asymptomatische Personen wieder vom Bund übernommen werden, um Ungleichbehandlungen zu vermeiden.» Wie er zur Forderung von Laura Dittli und ihren Ratskollegen steht, bleibt aktuell offen, denn wie üblich nimmt der Regierungsrat zu hängigen Vorstössen keine Stellung.

Indirekter Impfdruck zeigt Wirkung

Klar ist: Der Bundesrat will die Impfquote erhöhen. Dass die Tests bald kostenpflichtig werden, dürfte einige bislang Zögernde zum Impfen bewegen. Das bestätigt sich im Kanton Zug. Gemäss Aurel Köpfli von der Gesundheitsdirektion haben sich seit der Ankündigung 4’246 Zuger impfen lassen – eine deutliche Steigerung zu den Vorwochen. Zum Vergleich: In der Zeitspanne vom 1. bis 8. September waren es noch 2’916 Zugerinnen. Damit sind nun 73,9 Prozent der zur Impfung zugelassenen Zuger Bevölkerung mindestens einmal geimpft worden, sagt Köpfli.

Nach den neuen Massnahmen des Bundes nimmt die stagnierende Impfquote wieder an Fahrt auf. (Bild: Kanton Zug, Amt für Gesundheit)

Aber mildern Gratistests nicht diesen Impfdruck und schwächen die bundesrätliche Strategie? Das Ziel des Bundes müsse sein, die Pandemie effektiv zu bekämpfen, entgegnet Laura Dittli. Dafür gebe es mehr als nur den einen Weg der Impfung. Testen könnte auch eine mögliche Lösung sein. Schliesslich vertraue die Schweiz schon seit Pandemiebeginn auf regelmässiges Testen, so Dittli. «Die Massnahmen sind zum Teil kontraproduktiv. Wenn es nun weniger Tests gibt, treffen sich die Leute wieder mehr privat, wodurch sich wieder mehr anstecken.» Zudem gäbe es auch geimpfte Personen, die sich vor dem Verwandtenbesuch testen lassen wollen, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. 

Test-Tourismus verhindern

Die Motionäre fordern auch, dass die Testmöglichkeiten in Zug ausgebaut werden. Gerade in den Berggemeinden wie Oberägeri, wo Dittli selbst herkommt, gebe es keine Optionen für Coronatests. Die Zuger Bevölkerung solle sich aber in möglichst vielen Gemeinden testen lassen können.

Wer letztlich in den Genuss der Gratistests käme, ist allerdings noch nicht ganz klar. Die Motionäre überlassen es dem Regierungsrat, ob der Kanton die Kosten nur für Personen übernimmt, die im Kanton Zug wohnen, oder auch für jene, die in Zug arbeiten. Klar ist für Mitte und SVP: «Es soll kein Testtourismus aus anderen Kantonen entstehen.»

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