Zuger Politikerin in der Kritik

Valérie Dittli nennt sich zu Unrecht Doktorin

Die 30-jährige Valérie (rechts) und die 31-jährige Laura Dittli (links) starten in hohen Exekutivämtern als Waadtländer Staatsrätin und Zuger Regierungsrätin durch. Nach der Steueraffäre stellen sich nun Fragen rund um den Doktortitel von Valérie Dittli. (Bild: wia)

Seit 2022 ist Valérie Dittli Waadtländer Staatsrätin. Zuletzt sorgte sie für Schlagzeilen, weil sie ihre Steuern in Zug statt im Kanton Waadt gezahlt hatte. Nun ist öffentlich geworden, dass sich Dittli noch nicht Doktorin nennen dürfte.

Viel Wirbel rund um die Zugerin Valérie Dittli: Zuerst ist öffentlich geworden, dass die 30-Jährige – trotz Arbeit und politischen Mandats in Lausanne – ihre Steuern in Oberägeri statt in der Waadt bezahlt hatte (zentralplus berichtete). Nun stellen sich auch Fragen bezüglich ihres Doktortitels. Zwar soll die Waadtländer Finanzdirektorin ihre Dissertation fertiggestellt und im August 2021 auch verteidigt haben. Doch hat sie ihre Doktorarbeit noch nicht publiziert, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Weil sie dies noch nicht getan hat, ist die Doktorarbeit dementsprechend auch nicht an der Lausanner Universitätsbibliothek einsehbar. Doch das Reglement der Universität Lausanne besagt klar: Ein Doktortitel darf erst getragen werden, wenn die Dissertation publiziert und somit öffentlich überprüfbar in der Bibliothek aufliegt. Erst wenn dieser letzte Schritt vollbracht ist, händigt die Universität Lausanne die Doktoratsurkunde aus. Das heisst: Valérie Dittli trägt ihren Doktortitel (noch) zu Unrecht.

Mit Doktortitel für den Staatsrat kandidiert

Dennoch hat die Politikerin als promovierte Rechtswissenschafterin für den Waadtländer Staatsrat kandidiert – und die Stimmbevölkerung im Unwissen darüber gelassen, dass die Publikation ihrer Doktorarbeit noch aussteht. Auch auf der Webseite ihres Departements ist Dittli als «Dr. iur.», also als Doktorin der Rechtswissenschaften, aufgeführt.

Auf die Ungereimtheit angesprochen, reagiert Dittlis Doktorvater, Rechtsprofessor Denis Piotet, ratlos. Er teilt dem «Tages-Anzeiger» mit: «Es braucht Zeit, Verlage zu kontaktieren, Vergleichsangebote einzuholen und allenfalls einen Zuschuss für die Publikationskosten zu beantragen. Aber ich kann anstelle von Frau Dittli nicht beurteilen, ob sie Zeit dafür hatte.»

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13 Kommentare
  • Profilfoto von Fredy
    Fredy, 09.03.2023, 09:24 Uhr

    Lohnt sich sicher auch die Dissertationsarbeit genauer anzuschauen

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  • Profilfoto von Mirjam
    Mirjam, 08.03.2023, 17:47 Uhr

    Bescheidenheit hat Madame auch nicht gerade mit der (Hof)Milch eingesogen. Da war sie bei der Wahl weder in Lausanne gut verwurzelt noch hätte sie die diesen Titel tragen dürfen. Klingt nach viel Schummelei. Vielleicht auch einfach eine typische Handschrift aus Zug. Sollten wir jetzt bei der Schwester auch genauer hinschauen?

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    • Profilfoto von Peter Bitterli
      Peter Bitterli, 09.03.2023, 08:05 Uhr

      Finde ich auch. Schliesslich gilt immer noch die Sippenhaft. Vielleicht trägt ja die Zugerin eine falsche Gucci-Tasche.

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    Christian Scherrer, 08.03.2023, 13:53 Uhr

    Frag doch mal Frau Estermann.

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 08.03.2023, 13:59 Uhr

      Der ist gut! Mann ist der gut! Aber klar, das ist ja genau die gleiche Situation. Ob man sich nach tschechoslovakischer Ausbildung „Doktor“ nennen darf, obwohl man kein eigenes Papierli verfasst hat, oder ob man ein Papierli verfasst und verteidigt hat, aber sich noch eine Schamfrist lang verstecken muss. Passt doch. Klar erkannt.

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  • Profilfoto von geraldine kneubühler
    geraldine kneubühler, 08.03.2023, 13:10 Uhr

    langsam etwas gar viele dumme zufälle im hause dittli

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  • Profilfoto von tore
    tore, 08.03.2023, 11:33 Uhr

    Unschön …. Dafür gibt es ja die Abkürzung Dr. des. (Doktor designatus) wenn die Prüfungen bestanden wurden, aber der Grad aber noch nicht verliehen wurde – und den gibt es erst, wenn die Dissertation verteidigt und veröffentlich wurde.

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 08.03.2023, 09:28 Uhr

    Wie gross muss die Eitelkeit und Selbstüberschätzung sein, damit man sich «Dr. iur.» nennt, obwohl man erst «Dr. des.» ist? Unzählige PolitikerInnen in Deutschland haben in den letzten zehn Jahren vorgemacht, was bei solchem Verhalten rauskommt: Eine höchst genaue, liebevoll dokumentierte Untersuchung der Dissertation durch Dutzende von ehrenamtlichen PlagiatsjägerInnen. Falls diese ominöse Dissertation je veröffentlicht und damit auch öffentlich zugänglich wird, sind wir sehr gespannt auf die Eröffnung eines «DittliPlag»-Wikis.

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    Politicus Nonsensens, 08.03.2023, 08:23 Uhr

    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. *Albert Einstein

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 08.03.2023, 10:01 Uhr

      Genau. Und das beginnt just dort, wo man keine Ahnung hat von den Gepflogenheiten rund um die Uralt-Institution „Dissertation“, deren heutige Publikationsmöglichkeiten und die einigermassen albernen Vorgänge rund um die „Erlaubnis“ zum Tragen des Titels.
      Aber mal ein bisschen Mit-Dreinschlagen kostet ja nichts.
      „Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit wie die Dummheit.“ (Ödön von Horváth)

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      • Profilfoto von Pia Wirz
        Pia Wirz, 08.03.2023, 21:38 Uhr

        „als wie die Dummheit“ heisst es bei Horváth. Sie haben seine Ironie nicht verstanden.

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          Peter Bitterli, 09.03.2023, 08:02 Uhr

          Sorry. Ironie ist nicht mein Ding.

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 08.03.2023, 11:51 Uhr

      Herrgott nochmal, publizieren Sie gefälligst meine nichtbeleidigende Replik auf diesen beleidigenden Post!

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